Die Stadt liegt in Hinterpommern im Tal der Łeba(Leba), die hier einen Grundmoränenhöhenzug durchschneidet. Die Umgebung wird vom Lebabruch westlich der Stadt, dem Schlüsselberg (175 m n.p.m.) im Nordwesten und dem östlich gelegenen 210 Meter hohen Dombrowaberg geprägt. In 30 Kilometer Entfernung wird per Straße oder Bahn bei der Stadt Łeba(Leba) die Ostseeküste erreicht. Danzig liegt etwa 65 Kilometer entfernt.
In der Region werden große Lagerstätten von Erdgas auf Basis von Ölschiefer vermutet. In der Umgebung der Stadt sollen erste Bohrungen durchgeführt werden.[2]
Geschichte
Das Land Lauenburg gehörte Anfang des 14. Jahrhunderts dem Deutschen Ritterorden. Dessen Hochmeister Dietrich von Altenburg überließ 1341 Rutcher von Emmerich 100 Hufen Land und eine Urkunde für die nach Kulmer Recht zu gründende Stadt „Lewinburg“. So entstand die Stadt Lauenburg, die in alten Urkunden auch Lewenburg, Leuenburg oder – lateinisch – Leoburgum genannt wird.[4] Auf dem Stadtsiegel-Abdruck, mit dem die Stadtväter 1440 den Bündnisbrief des Preußischen Bundes versahen, lautet der Ortsname Lewenburch.[3] Im Osten der Stadt errichtete der Orden 1363 das Schloss Lauenburg. Während der Kämpfe mit den Polen wurde das Schloss sowohl 1410 als auch 1455 teilweise zerstört.
Im Ergebnis des Dreizehnjährigen Krieges (1454–1466) musste der Orden im 2. Thorner Frieden (1466) auf die Lande Lauenburg und Bütow, und damit auch auf die Stadt Lauenburg, verzichten. Die Lande kamen 1466 an Herzog Erich II. von Pommern und blieben im Besitz der pommerschen Herzöge, zunächst als Treuhänder für den polnischen König, ab 1490 als Pfandbesitz und ab 1526 als erbliches Lehen.
Gegen Ende des Mittelalters scheint in Lauenburg ein Kloster bestanden zu haben. Die einzige Überlieferung stammt aber aus dem Jahre 1543, also nach der Reformation, als Herzog Barnim XI. die als „vorfallen und wuste“ bezeichnete Klosteranlage dem Jakob Wobeser, seinem Hauptmann zu Lauenburg, übertrug. Der Historiker Hermann Hoogeweg vermutet, dass es sich um ein Kloster von Bettelmönchen gehandelt habe.[5]
Als mit Bogislaw XIV. 1637 der letzte Pommernherzog starb, fielen die Lande als erledigtes Lehen zunächst an Polen zurück. Doch schon 1657 wurde Brandenburg im Vertrag von Bromberg mit den Landen Lauenburg und Bütow belehnt. Im Warschauer Vertrag von 1773 (erste Polnische Teilung) wurde das Lehen durch volles Eigentumsrecht für Preußen abgelöst. Als Lauenburg-Bütowscher Kreis wurde das Gebiet, einschließlich der Stadt Lauenburg, zunächst 1773 in die preußische Provinz Westpreußen eingegliedert, kam aber 1777 zur preußischen Provinz Pommern.
Das Stadtgebiet erweiterte sich nach Westen und Süden. 1830 erhielt Lauenburg Anschluss an die neue Straße Stettin–Danzig, die spätere Reichsstraße 2. Als 1846 der Lauenburg-Bütowsche Kreis geteilt wurde, wurde Lauenburg die Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises Lauenburg. Wie in anderen pommerschen Städten kam es 1847 auch in Lauenburg zu Hungerkrawallen. Ab 1866 bestand in Lauenburg die Freimaurerloge Zum Leuchtthurm an der Ostsee. Als im Süden 1870 der Bahnhof für die neue Bahnlinie Stolp–Zoppot errichtet wurde, siedelten sich dort auch neue Industriebetriebe wie eine Zündholz- oder eine Maschinenfabrik an. 1899 wurde die Bahnstrecke nach Leba eröffnet. 1894 erhielt die Stadt das Amtsgericht und das Postamt. 1900 wurde das Rathaus, gegenüber 1905 der neogotische Neubau des Postamts an der Zufahrtsstraße zum Markt mit Klinkern errichtet. 1885 bis 1918 hießen die Duke-of-York-Inseln als Teil Deutsch-Neuguineas nach dem Namen der Stadt Neulauenburg.
Als Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags, der die Einrichtung des Polnischen Korridors quer durch preußisches Gebiet vorsah, unter anderem den größten Teil der Provinz Westpreußen an die Zweite Polnische Republik abtreten musste, verlor Lauenburg sein Hinterland, was für die Stadt negative wirtschaftliche Auswirkungen hatte. 1933 wurde die staatliche Hochschule für Lehrerbildung Lauenburg gegründet, an der bis 1945 etwa 3000 Lehrer ausgebildet wurden. Anlässlich der letzten deutschen Volkszählung vor dem Zweiten Weltkrieg wurden in Lauenburg 19.801 Einwohner ermittelt. Die in und um Lauenburg bis 1939 gesprochene deutsche Mundart wurde noch kurz vor Kriegsanfang erfasst und wissenschaftlich beschrieben.[6] Seit Ende 1940 befand sich ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald (fortgeführt als Außenkommando des Konzentrationslagers Stutthof) in Lauenburg. Die Häftlinge waren 1940/41 zum Aufbau und zu Instandhaltungsarbeiten der Waffen-SS-Unterführerschule Lauenburg eingesetzt.[7]
Um 1935 hatte Lauenburg unter anderem fünf Hotels, acht Gasthöfe und Restaurants, vier Cafés, sechs Bankgeschäfte, drei Kolonialwaren-Großhandlungen, zahlreiche Einzelhändler, drei Mineralwasserfabriken, eine Molkerei, eine Mühle, eine Wurstfabrik, zwei Bierbrauereien, zehn Viehhandlungen, eine Asphalt- und Dachpappenfabrik, zwei Holzsägewerke, sechs Möbelfabriken, drei Ofenfabriken, eine Flachsfabrik, eine Seifenfabrik, eine Wagenfabrik und eine Reihe von Handwerksbetrieben und Dienstleistern.[9]
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Lauenburg kampflos von der Roten Armee besetzt und am 10. März 1945 von Rotarmisten in Brand gesteckt. Die Innenstadt wurde fast völlig zerstört, am Marktplatz überstanden nur zwei Häuser das Inferno.
Bald darauf wurde die Stadt zusammen mit ganz Hinterpommern seitens der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Es setzte nun die Zuwanderung polnischer und ukrainischer Migranten ein, zunächst aus an die Sowjetunion gefallenen Gebieten östlich der Curzon-Linie. Diese Gebiete mit polnischen Bevölkerungsminderheiten waren nach dem Ersten Weltkrieg im Polnisch-Sowjetischen Krieg (1919–1921) und in anderen bis 1923 anhaltenden Konflikten erobert worden und mussten nach Ende des Zweiten Weltkriegs an die Sowjetunion abgetreten werden. Die einheimische Bevölkerung Lauenburgs wurde in der Folgezeit von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben. Unter polnischer Verwaltung wurde Lauenburg 1946 in „Lębork“ umbenannt.
darunter 12.116 Evangelische, 1502 Katholiken und 267 Juden[17]
1925
17.161
darunter 14.472 Evangelische, 1849 Katholiken und 293 Juden[8]
1933
18.962
darunter 16.582 Evangelische, 2049 Katholiken, sieben sonstige Christen und 235 Juden[15]
1939
19.108
darunter 16.425 Evangelische, 1958 Katholiken, 210 sonstige Christen und 105 Juden[15]
Einwohnerzahlen bis in die Neuzeit
Religion
Vor 1945 gehörte die weitaus überwiegende Mehrheit der Bewohner Lauenburgs der evangelischen Konfession an. Der Bestand an Kirchenbüchern des evangelischen Kirchspiels Lauenburg reichte bis 1681 zurück.[18]
Die seit 1945 und Vertreibung der einheimischen Stadtbewohner anwesende polnische Einwohnerschaft ist überwiegend katholisch.
In der Stadt hat sich seit 1945 eine kleine polnische evangelische Gemeinde konstituiert. Sie benutzt die neugotische Kapelle, bis 1945 evangelische Friedhofskapelle, in der ul. I Armii Wojska Polskiego 47 im Mieczysław Michalski Park. Sie ist Filialkirche der Pfarrei der Kreuzkirche in Stolp in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.
Die Stadt liegt an der nordpolnischen West-Ost-Verkehrsachse Landesstraße 6 von Stettin über Danzig nach Pruszcz Gdański (Praust), die auch die Europastraße 28 ist. In Lębork wird diese Straße von der Nord-Süd-Straße von Warlubie (Warlubien) bis Łeba (Leba) gekreuzt, wodurch die Stadt zu einem nicht unwichtigen Straßenknotenpunkt wird.
Zwei mittelalterliche Basteien (Baszta Bluszczowa, Baszta Kwadratowa)
Das durch den Deutschen Orden erbaute Verteidigungssystem mit Fragmenten der Stadtmauer (mury obronne)
Die gotische St.-Jakobi-Kirche aus dem 14. Jahrhundert mit barockem Altar von 1702 (Kościół św. Jakuba). In der Kirche befindet sich ein Epitaph des Marschalls Joachim von Zitzewitz (* 1505; † 1563) im Stil der Renaissance.[19]
Kirche der Heiligen Maria Königin von Polen, erbaut von 1866 bis 1870 im neugotischen Stil, bis 1946 evangelisch
Der Burgkomplex (die Kreuzritterburg, Getreide- und Salzspeicher (jetzt Pfingstkirche), Brauerei, Mühle, Mühlerhaus, Bäckerei) aus dem 14. Jahrhundert (zespół zamkowy)
Der mittelalterliche Markt (Plac Pokoju)
Das Rathaus von 1900 mit einem Mosaik-Fenster im Ratssaal (Ratusz miejski)
Bürgerhäuser von der Wende des 19./20. Jahrhunderts mit Fassaden aus Klinkerziegel (kamieniczki ulicy Staromiejskie)
Das Museum mit historisch-archäologischen Sammlungen (pommersche Gesichtsaschenkrüge, Danziger Möbel, Militaria, Münzensammlung aus dem 15. Jahrhundert)
Die Alte Brauerei von 1898 mit der ehemaligen Mälzerei im Hinterhof (Stary Browar)
Carl Friedrich von Denzin (1800–1876), deutscher konservativer Politiker, Guts- und Mühlenbesitzer in Lauenburg
Rudolf Voltolini (1819–1889), deutscher Hals-Nasen-Ohren-Arzt und Hochschullehrer, hatte seit 1846 in Lauenburg eine Praxis
Julius Bahnsen (1830–1881), deutscher Philosoph, von 1862 bis zu seinem Tode Lehrer am Progymnasium in Lauenburg
Markus Horovitz (1844–1910), deutscher Rabbiner, kam 1871 als Rabbiner nach Lauenburg[21]
Fritz Siemens (1849–1935), Psychiater und Sachbuchautor, leitete von 1887 bis 1914 die Irrenanstalt in Lauenburg[21]
Leopold Neuhaus (1879–1954), deutsch-amerikanischer Rabbiner, war von 1908 bis 1909 Rabbiner in Lauenburg
Joachim Utech (1889–1960), Bildhauer, schuf das Marmorrelief Johann Sebastian Bachs in der Hochschule für Lehrerbildung in Lauenburg
Horst Neubauer (1897–1981), Wahlbürgermeister von 1929 bis 1934
Wolfgang Sucker (1905–1968), deutscher evangelischer Theologe, unterrichtete ab 1934 an der Hochschule für Lehrerbildung in Lauenburg
Bruno Müller-Linow (1909–1997), deutscher Maler, unterrichtete ab 1935 an der Hochschule für Lehrerbildung in Lauenburg
Literatur
Lauenburg, Pomm., Kreisstadt an der Leba, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Lauenburg (meyersgaz.org).
Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, 2. Band, Stettin 1784, S. 1033–1040 (Google Books).
Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht. Berlin/Stettin 1827, S. 282–283.
↑Bloomberg. Bloomberg News. Abgerufen am 12. April 2010.
↑ abFriedrich August Voßberg: Geschichte der Preußischen Münzen und Siegel von frühester Zeit bis zum Ende der Herrschaft des Deutschen Ordens. Berlin 1843, S. 44.
↑Ludwig Wilhelm Brüggemann (Hrsg.): Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Kgl.-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. II. Teil, 2. Band, Stettin 1784, S. 1033–1040 (Google Books).
↑Hermann Hoogeweg: Die Stifter und Klöster der Provinz Pommern. Band 2. Leon Sauniers Buchhandlung, Stettin 1925, S. 109.
↑Herbert Stritzel: Die Gliederung der Mundarten um Lauenburg in Pommern. Deutsche Dialektgeographie, Band 33. N.G. Elwert, Marburg 1937.
↑ abcdAlexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z. Halle 1823, S. 320 –327, Ziffer 369.
↑Alexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 3: Kr–O. Halle 1822, S. 75, Ziffer 857; Textarchiv – Internet Archive.
↑ abDie Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Königl. Preußisches Statistisches Bureau, Berlin 1874, S. 164–165, Ziffer 1 (Google Books).
↑ abcdeMichael Rademacher: Lauenburg_p. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Lauenburg (meyersgaz.org).
↑Martin Wehrmann: Die Kirchenbücher in Pommern. In: Baltische Studien, Band 42, Stettin 1892, S. 201–280, insbesondere S. 242 (Google Books).
↑Wulf-Dietrich von Borcke: Namen, Helm und Wappenschild – Ahnenproben des pommerschen Adels in der Vormoderne. In: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte. Heft 4/2013, ISSN0032-4167, S. 10.