Schroeder war die Tochter einer Gemüseverkäuferin und eines Bauarbeiters, der aktiver Sozialdemokrat war.[1] Nach Abschluss der Mittelschule wurde sie Angestellte einer Versicherungsgesellschaft.[2]
An der Gründung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) hatte sie maßgeblichen Anteil.[3] Seit 1925 wirkte sie als Dozentin an der Schule der Arbeiterwohlfahrt in Berlin. Auch an der Deutschen Hochschule für Politik (heute: Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin) hatte Louise Schroeder einen Lehrauftrag, bis sie Berufsverbot durch die Nationalsozialisten erhielt. Wiederholt zu Verhören vorgeladen, verbrachte sie die Zeit bis zum Kriegsende in Hamburg, Berlin und Dänemark. Sie versuchte, die Zeit als Leiterin einer Bäckerei am Luisenweg in Hamburg-Hamm zu überleben, verweigerte aber den Hitlergruß und wurde boykottiert. Durch Freunde erhielt sie eine Anstellung als Bürokraft in Berlin.[2] Im Krieg verlor sie dreimal durch Ausbombung ihre Wohnung. Nach dem Krieg gehörte sie zu den Neubegründern von SPD und AWO in Berlin. 1948 gehörte Schroeder dem Gründungsausschuss der Freien Universität an.
Von 1946 bis 1950 war sie gemeinsam mit Otto Suhr in Berlin Herausgeberin der theoretischen Halbmonatsschrift Das sozialistische Jahrhundert.
Sie starb 1957 im Alter von 70 Jahren. Ihre Urne wurde auf dem Friedhof Holstenkamp in Hamburg-Bahrenfeld beigesetzt (Grablage: F 10 – 31/32).
Parlamentarische Tätigkeit
Die Weimarer Nationalversammlung war die erste deutsche verfassungsgebende Versammlung (gleichzeitig als Parlament fungierend), bei deren Wahl das Frauenwahlrecht galt (1919). Schroeder wurde als eines der jüngsten Mitglieder und eine von 41 Frauen gewählt. Das war ein Anteil von knapp 10 Prozent der Abgeordneten, was international der höchste Anteil in der Zeit war. Bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 blieb sie Reichstagsabgeordnete und stimmte mit ihrer Fraktion gegen das Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933.[4] Der SPD-Reichstagsabgeorndete Josef Felder erinnert sich an die Erregung von Schroeder, als kurzfristig eine Nichtteilnahme zur Debatte stand: „Keiner darf fernbleiben, ich gehe hinüber, auch wenn sie mich in Stücke reißen“.[5]
Da Schroeder als profilierte Sozialpolitikerin galt, erklärte sie sich auf Drängen ihres Parteikollegen Otto Suhr, des Vorsitzenden der Stadtverordnetensammlung, bereit, als 3. Bürgermeisterin in den Berliner Magistrat einzutreten. Nachdem im Zuge von Spannungen in Stadtverordnetenversammlung und Magistrat der erste gewählte Berliner NachkriegsoberbürgermeisterOtto Ostrowski (SPD) zurückgetreten war, übernahm Louise Schroeder am 8. Mai 1947 dessen Amt kommissarisch. Im Juni 1947 wählte die Stadtverordnetenversammlung Ernst Reuter (SPD) zum Nachfolger Ostrowskis. Reuter konnte sein Amt wegen sowjetischen Einspruchs jedoch nicht antreten. Daraufhin verblieb Louise Schroeder bis zum 7. Dezember 1948 im Amt des Oberbürgermeisters Berlins, womit sie als erste Frau an der politischen Spitze Berlins stand.
Ihre Amtszeit als Berliner Oberbürgermeisterin fiel teilweise in die Zeit der von der sowjetischen Verwaltung verhängten Berlin-Blockade und der Berliner Luftbrücke als Reaktion der Westalliierten auf die Blockade. Krankheitsbedingt verließ sie während der Blockade im August 1948 die Stadt, derweil übernahm Ferdinand Friedensburg (CDU) für drei Monate die Amtsgeschäfte als Oberbürgermeister. Ansprechpartner der Alliierten als Oberbürgermeister war indes während der gesamten Zeit der Luftbrücke der gewählte Ernst Reuter.
Nach der am 1. Dezember 1948 erfolgten finanzpolitischen Teilung der Stadt (die von der separaten, von den westlichen Siegermächten der Trizone ausgehenden Währungsreform 1948 ausging) wurde Ernst Reuter am 7. Dezember doch zum Oberbürgermeister des neuen West-Berlin gewählt. Unter ihm gehörte Schroeder dem West-Berliner Magistrat weiterhin als Bürgermeisterin (bis zum 18. Januar 1951) an. Schroeder war bei den Berlinern sehr beliebt. Als am 12. Mai 1949 das Ende der Blockade gefeiert wurde und Schroeder vor dem Schöneberger Rathaus nicht mit auf dem Podium war, skandierte die Menge so lange Schroeder-Rufe, bis auch sie auftrat und eine kurze Ansprache hielt.[6]
1949 wurde Schroeder als mögliche Kandidatin der SPD für das Bundespräsidentenamt gegen Theodor Heuss gehandelt, konnte sich aber gegen ihren Parteikollegen Kurt Schumacher nicht durchsetzen. Schroeder wurde aber als einzige Frau aus Berlin Mitglied des Deutschen Bundestages und blieb es bis zu ihrem Tode.[7]
Nach ihr benannt sind außerdem im Stadtteil Wedding die Louise-Schroeder-Sporthalle, ein Siedlungsviertel in Berlin-Spandau, zahlreiche Schulen, darunter das Städtische Louise-Schroeder-Gymnasium in München, ein Oberstufenzentrum in Berlin-Lichterfelde, die Louise-Schroeder-Schule, Grundschulen in Berlin-Spandau, Niedenstein und ihrem Geburtsort Hamburg-Altona sowie eine Mutter-Kind-Einrichtung der AWO in Keitum und ein Seniorenheim in Berlin-Mariendorf.
Seit 1998 verleiht der Berliner Senat für „Verdienste um Demokratie, Frieden, soziale Gerechtigkeit und die Gleichstellung von Frauen und Männern“ jährlich um Louise Schroeders Geburtstag herum die Louise-Schroeder-Medaille.
Marthina Koerfer: Louise Schroeder. Eine Frau in den Wirren deutscher Politik. In: Berliner Forum. Ausgabe 4/87, 1987, ISSN0523-0144.
Marthina Koerfer: Louise Schroeder. Sozialpädagogisches Institut Berlin, West-Berlin 1987, ISBN 3-924061-15-7.
Antje Dertinger: Frauen der ersten Stunde. Aus den Gründerjahren der Bundesrepublik. J.Latka Verlag, Bonn 1989, ISBN 3-925068-11-2, S.167ff.
Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.
Susanne Gloede, Julia Heidenreich: Louise Schroeder. 1887–1957. Sozialdemokratin – Reichstagsabgeordnete – Bundestagsabgeordnete – Bürgermeisterin – amtierende Oberbürgermeisterin – Mitglied des Abgeordnetenhauses – Ehrenbürgerin. Abgeordnetenhaus von Berlin, Berlin 2017, ISBN 978-3-922581-21-5.