Wermuth war seit 1904 Unterstaatssekretär im Reichsschatzamt und wurde am 14. Juli 1909 als Staatssekretär in die von ReichskanzlerTheobald von Bethmann Hollweg geführte Regierung des Deutschen Kaiserreiches berufen. Nachdem seine Forderung nach Erhöhung der Erbschaftssteuer vom Reichskanzler abgelehnt worden war, gab er am 15. März 1912 seinen Rücktritt bekannt und schied einen Tag später aus der Reichsregierung aus.
Im Mai 1912 wurde Wermuth von der Stadtverordnetenversammlung als Nachfolger von Martin Kirschner zum Oberbürgermeister der Stadt Berlin gewählt. Dieses Amt hatte er vom 1. September 1912 bis zum 25. November 1920 inne, seit Oktober 1920 als Oberbürgermeister der maßgeblich durch ihn selbst neustrukturierten Einheitsgemeinde Groß-Berlin. Außerdem war er von 1912 bis 1921 Vorsitzender des Deutschen Städtetages. In seine Amtszeit fiel unter anderem die Gründung des Stadtarchives, die Einführung des Goldenen Buches sowie die Planungen für die Eingemeindungen umliegender Ortschaften. Sein besonderes Verdienst lag in der Lebensmittelversorgung der Bevölkerung während und nach dem Ersten Weltkrieg. Indem er die Reichsleitung zur Einführung von Lebensmittelkarten veranlasste, konnte deren Rationierung eine einigermaßen ausgeglichene Lebensmittelverteilung bewirken.
Lebensende
Im November 1920 trat Wermuth, der in jenem Jahr noch einmal zum Oberbürgermeister wiedergewählt wurde, von seinem Amt zurück.[2] Die bürgerlichen Parteien hatten einen Streik der Berliner Elektrizitätsarbeiter genutzt, um ihn anzugreifen, und auch Teile der Sozialdemokraten ließen den parteilosen Politiker fallen. Er gab seine Dienstwohnung im Schloss Buch auf und zog nach Berlin-Lichterfelde. Im Jahre 1927 verstarb Wermuth im Alter von 72 Jahren, vier Jahre nach seiner Frau Marie.[1] Sein Grab befindet sich auf dem Kirchhof der Schlosskirche in Berlin-Buch.[3]
Amtlicher Bericht über die Weltausstellung in Chicago 1893 erstattet vom Reichskommissar (Adolf Wermuth). 2 Bde. gedruckt in der Reichsdruckerei, Berlin 1894
Börsengesetz vom 22. Juni 1896 nebst den dazu erlassenen Ausführungsbestimmungen. Text-Ausgabe mit Anmerkungen und Sachregister. Hrsg. von A. Wermuth und H. Brendel. J. Guttentag, Berlin 1897
Deutsch-amerikanische Sympathie-Kundgebung im Berliner Rathaus am 11. August 1914. German-American Meeting of Sympathy in the Berlin City Hall, Aug., 11., 1914. Liebheit & Thiesen, Berlin 1914
Festrede (zur Kaiser-Geburtstagsfeier am 27. Jan. 1918). Berlin 1918
Ein Beamtenleben. Erinnerungen von Adolf Wermuth, früherem Reichsschatzsekretär, dann Oberbürgermeister von Berlin. August Scherl, Berlin 1922
↑ abcChristian Hönicke, Lars Spannagel: Wie Groß-Berlin entstand: Berlins vergessener Vater. In: Der Tagesspiegel. 13. Januar 2019 (tagesspiegel.de [abgerufen am 23. Januar 2019]).