Kurt Mühlenhaupt kam während einer Eisenbahnfahrt auf der Strecke von Prag nach Berlin zur Welt. Als Geburtsort wurde das bei der Geburt nächstgelegene Dorf Klein Ziescht in seiner Geburtsurkunde eingetragen. Die Familie lebte in einer Laubenkolonie in Berlin-Tempelhof. Schon als Kind malte er Tiere für seine Freunde und hatte schon mit zwölf Jahren das Ziel, ein Maler zu werden.
Zweiter Weltkrieg
Nach der Schulausbildung und einer Lehre zum Modellbauer wurde er als Fallschirmjäger ausgebildet und zunächst in Narvik (Norwegen) eingesetzt. Beim Absprung über Kreta verwundete eine Kugel sein linkes Handgelenk, das Gelenk blieb für immer steif. Während der Krankenhausaufenthalte malte er weiter. Folgerichtig begann er 1943 ein Kunststudium in Berlin. Nach einer weiteren Kriegsverwundung besuchte er ein Jahr lang die private Kunstschule des Westens, die er nach mehreren Enttäuschungen und einem psychischen Zusammenbruch wieder verließ. Im letzten Kriegsjahr wurde Mühlenhaupt als „Krüppel“ wieder eingezogen und überlebte seinen Einsatz nur mit Glück, sein linkes Fersenbein wurde zerfetzt.
Seine Erlebnisse während des Zweiten Weltkrieges konnte er nur schwer verarbeiten, so dass diese ihn lebenslang körperlich und psychisch belasteten. 1994 brach eine alte Kriegsverwundung wieder auf, die ihn zwei Jahre lang ans Bett fesselte.
Nachkriegszeit
Von 1946 bis 1948 studierte er an der Berliner Hochschule der Künste. 1946 nahm er schon mit großem Erfolg an der Ausstellung „Junge Generation“ teil. Sein Ansinnen, 1948 ein Schüler von Karl Schmidt-Rottluff zu werden, lehnte dieser ab: „Aus Ihnen wird nie ein Maler, Sie sind zu grau.“ Nach dem daraus resultierenden psychischen Zusammenbruch und einem langen Klinikaufenthalt in der Psychiatrie arbeitete er danach als Tierzüchter, Trödelhändler sowie als Leierkastenmann und begann schon bald, wieder als Autodidakt zu malen. Seine damals bevorzugten Motive waren Porträts von Menschen aus dem Arbeitermilieu. Enttäuscht von den Entwicklungen in der DDR siedelte die Familie 1956 von Berlin-Karow nach Marienfelde über.[1]
Mit seinem Umzug 1970 in sein neues Atelier Chamissoplatz 8 konnte er erstmals nur von seiner Malerei leben. Stilistisch changieren seine Werke zwischen naiver Malerei und Expressionismus.
1975 kaufte Kurt Mühlenhaupt einen ehemaligen Bauernhof in Kladow einem südwestlichen Ortsteil von Berlin, mit eher landlich-dörflichem Charakter. Hier richtete er sein Atelier ein und lebte und wirkte an diesem Ort bis zu seinem Umzug nach Bergsdorf-Zehdenick (Nähe Oranienburg).
Von seinen keramischen und bildhauerischen Arbeiten künden heute noch seine „Dudu-Zwerge“ und der „Feuerwehrbrunnen“ (1981) auf dem Mariannenplatz in Kreuzberg.
Bergsdorf
Bereits in den 1970er Jahren machte Mühlenhaupt Ausflüge in die Berliner Umgebung. Ihn begeisterte besonders die Landschaft an der oberen Havel mit ihren weiten Feldern, Wiesen und Straßen. Nach der Wende baute er mit seiner Ehefrau Hannelore in Bergsdorf bei Zehdenick einen alten Gutshof aus, den er als neues Wohndomizil, Atelier, Galerie und Veranstaltungsort nutzte. Dort war bis Sommer 2019 das Kurt Mühlenhaupt Museum zu Hause.[3] Seine auf elf Bände angelegte Autobiografie, entsprechend der Anzahl der Buchstaben seines Namens, konnte er nicht mehr vollenden. Sie endet 2004 mit Band X (P), der die Reiseerlebnisse zwischen 1970 und 1989 zum Inhalt hat.
Seit Juli 2020 befindet sich das Museum in der Fidicinstraße in Berlin-Kreuzberg.[4]
Tod und Grabstätte
Nach dem Tod von Willi Mühlenhaupt (1907–1977), der auf dem Böhmisch-Lutherischen Bethlehems-Friedhof in Kreuzberg beigesetzt wurde, gestaltete Kurt Mühlenhaupt dort ab 1978 eine Grabanlage für den Bruder, sich selbst und weitere Familienmitglieder, die hier ihre letzte Ruhestätte finden sollten. Ursprünglich handelte es sich um vier Edelstahlstelen mit montierten Emaillebildern. Nachdem die Porträts Mitte der 1980er-Jahre gestohlen worden waren, entwarf Mühlenhaupt als Ersatz vier Betonstelen mit farbigen Porträts im naiven Stil. Die Inschriften verweisen im oberen Bereich auf die hier tatsächlich Bestatteten, unten auf weitere Familienmitglieder, die woanders ruhen.[5]
Kurt Mühlenhaupt starb 2006 im Alter von 85 Jahren in Zehdenick. Beigesetzt wurde er in der von ihm selbst entworfenen Grabanlage auf dem Friedhof der Bethlehemsgemeinde (Friedhöfe vor dem Halleschen Tor).[6] Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von Kurt Mühlenhaupt seit 2018 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet. Die Widmung gilt zunächst für die übliche Frist von zwanzig Jahren, kann anschließend aber verlängert werden.[7]
Gedenken zum 100. Geburtstag
Anlässlich des 100. Geburtstags am 19. Januar 2021 gab die Kreuzberger Chronik ein Sonderheft unter dem Titel Kurt Mühlenhaupt Extrablatt (No. VIII – Winter 2020/2021) heraus, das im Abschnitt Das Mühlenhauptjahr im Überblick die geplanten Ausstellungen und Veranstaltungen aufführt, darunter die Ausstellung in den Mühlenhaupt Höfen[8] der Kreuzberger Fidicinstraße im Bergmannkiez.[9]
Das Kurt Mühlenhaupt Museum veröffentlichte am 19. Januar 2021 den AudioguideAuf Kurt Mühlenhaupts Spuren durch Kreuzberg, der von Katharina Thalbach eingesprochen wurde.[10] Eine Übersicht der über das Jahr geplanten Aktionen wurde in der Presse veröffentlicht.[11] Ein Übersichtsflyer zeigt die Zeiten und Stationen der geplanten Veranstaltungen.[12] So wird Mühlenhaupts Freund und Drucker Hugo Hoffmann samstags Führungen auf Mühlenhaupts Spuren durch Kreuzberg anbieten.
Ausstellungen (Auswahl)
Einzelausstellungen
Curt Mühlenhaupt – Ölbilder, Zeichnungen, Monotypien, Das Berliner Kunstkabinett Karl Berthold, Berlin 1962.
Curt Mühlenhaupt, Galerie im Centre, Göttingen 1965.
Kurt Mühlenhaupt, Haus am Lützowplatz. Kurt Mühlenhaupt stellt aus was er für Kunst hält als da wären Bücher Bilder & Zeichnungen. Anlässlich seines 50. Geburtstages, Haus am Lützowplatz (Förderkreis Kulturzentrum Berlin e. V.), Berlin 1971.
Kurt Mühlenhaupt zum 85. Geburtstag, Ausstellung im Kuppelsaal des Käthe-Kollwitz-Museums, Berlin 2006.
Beteiligungen
Junge Generation, Werke des Nachwuchses Berlin, ausgestellt wurden von Kurt Mühlenhaupt: Die weiße Farm im Atlas-Gebirge (Aquarell) und Blick aus dem Fenster (Kreidezeichnung), Magistrat der Stadt Berlin, Abteilung Volksbildung in Zusammenarbeit mit dem Schutzverband bildender Künstler, Adolf Behne, Berlin 1946.
Lange Nacht der schwarzen Kunst, Kreuzbergmuseum, Berlin 1998.
Para / for / für Volker – 36 artistas prestam homenagem a / 36 artists pay their hommage to / 36 Künstler gedenken Volker Huber, mit Karsten Fuge, Günter Grass, Ingo Kühl, Helge Leiberg, A. R. Penck, Georg Scheele, Volker Stelzmann (für BRD), Centro Cultural São Lourenço, Algarve, Portugal 2005.
Berliner Guck-Kasten Buch I vom Maler, Trödler, Leiermann Kurt Mühlenhaupt, Erlebt, aufgeschrieben, illustriert und herausgegeben von ihm selbst – Zwischen Ringelblumen und Rhabarberstauden – Jerusalem – MCMLXIX, Trödel-Presse, Berlin-Kreuzberg, Blücherstr.11. 1969.
Das Haus Blücherstrasse 13 mit seinen Vorder- und Hinterhausbewohnern. Atelier-Handpresse, Berlin 1970.
Das Märchen vom kleinen Herrn Moritz. von Wolf Biermann. Bilder von Kurt Mühlenhaupt. Parabel-Verlag, München 1972.
Berliner Malerpoeten. Herausgegeben von Aldona Gustas, Einleitung Karl Krolow. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1974, ISBN 3-87584-074-7.
Hallo! Onkel Willi – Ein Berliner Bilderbuch. Berlin 1980.
Vier Kurt'sgeschichten, illustriert mit farbigen Original-Grafiken, erzählen von seinem Bruder Willi und seinem Freund Günter Bruno Fuchs und vielen anderen. Atelier-Handpresse, Berlin 1981.
Berliner Blau – 1981 aufgeschrieben und aufgemalt von Kurt Mühlenhaupt. Arari-Verlag, Berlin 1981, ISBN 3-7605-8552-3.
Kurt Mühlenhaupt bei Parabel. Parabel, Feldafing 1983.
New York. Merlin-Verlag, Berlin 1984. (Katalog der Ausstellung in der Ladengalerie Berlin im Oktober/November 1984 und in der Städtischen Galerie Albstadt im Februar/April 1985)
Selbstdarstellung und Betrachtung. 1986.
Wunderbare Nachbarschaft. Sagen von Zwergen, lieblichen Hexen, mutigen Leuten, bei erzählt. Illustriert von Kurt Mühlenhaupt. Gertraud Middelhauve Verlag, Köln 1986, ISBN 3-7876-9218-5.
Hugo Hoffmann, Ulrich Bormann (Hrsg.): Mensch Mühlenhaupt: Ein kurtsweilig Lesen vom Maler und Poeten Mühlenhaupt zum 70. Edition die ARTgenossen Nicolai Verlag, Berlin 1991.
Blätter zur Passion Jesu. Butzon und Bercker, Kevelaer 2001.
Maler der Liebe, Kurt Mühlenhaupt zum 80. Geburtstag. Ausstellung, 26. August – 4. November 2001, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Museum Nikolaikirche. G-und-H-Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-931768-63-5.
Uwe Sauerwein: Frei nach Schnauze. In: Berliner Morgenpost, 18. April 2006. „Kurt Mühlenhaupt ist tot. Mit dem Maler verliert Berlin ein weiteres seiner Originale.“