HA Schult (* 24. Juni1939 als Hans-Jürgen Schult in Parchim) ist ein deutscher Künstler,[1] der durch Objekt- und Aktionskunst bekannt geworden ist. Zu seinen bekanntesten Werken gehören das Flügelauto in Köln und die weltweit ausgestellten Trash People.
HA Schult wurde 1939 in Parchim geboren und wuchs in Berlin auf. Nach der Einschulung in Ost-Berlin besuchte er zahlreiche Oberschulen in Ost- und West-Berlin.[2] Von 1958 bis 1961 studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf bei Karl Otto Götz. Von 1961 bis 1978 lebte er in München und stellte 1970 im Kunstverein Ingolstadt aus. Von 1978 bis 1980 wohnte er in Köln und von 1978 bis 1986 in New York. 1986 gründete er das Museum für Aktionskunst in Essen.[3] Von 1986 bis 1991 pendelte er zwischen Deutschland und New York, und von 1991 bis 1992 lebte er in Berlin. 1992 zog er mit seinem Museum von Essen nach Köln um.
Seit 2007 wird jährlich der von ihm initiierte ÖkoGlobe als erster internationaler Umweltpreis an die Mobilitätsindustrie verliehen.[4][5] 2009 wurde er zusammen mit Ferdinand Dudenhöffer Gründungsdirektor des ÖkoGlobe Instituts an der Universität Duisburg-Essen.[6]
2015 zeigte er die Tableaus Ratinger Freiheit am Andreas-Quartier in Düsseldorf[23] und Angesichts Karl Marx im Museum Karl-Marx-Haus in Trier.[24] 2015 bis 2016 entstand für die Globale des ZKM Zentrum für Kunst und MedientechnologieKarlsruhe das Umweltprojekt ActionBlue.[25] Am 30. September 2016 wurde die Freiheitswand in Hamburg enthüllt.[26]
2020 stellte Schult in Köln auf dem Börsenplatz und in Mülheim an der Ruhr in der Galerie an der Ruhr in der Villa Schmitz-Scholl sein Tableau des Vergessens, 150 ausrangierte Bild-Zeitungsautomaten als stumme Verkäufer, bearbeitet und signiert, als Memorial des Medienumbruchs aus. Der Verkaufserlös der Kunstwerke wurde für Obdachlosenprojekte eingesetzt.[27]
Ein Auto als goldener Vogel. Entstanden 1991 im Rahmen der Aktion „Fetisch Auto“ in Köln. Das Kunstwerk steht heute auf dem Dach des Kölnischen Stadtmuseums. Der frühere Kölner Regierungspräsident Antwerpes verlangte unter Hinweis auf den Denkmalschutz die Entfernung des Autos, aber das zuständige Ministerium duldete einen (bis heute andauernden) „vorübergehenden“ Verbleib des Gegenstands.
Weltkugel
seit 1996
Köln
Von 1996 bis 2000 thronte die beleuchtete Weltkugel auf dem 70 Meter hohen Pylon der Severinsbrücke in Köln. Das tonnenschwere Metallgerüst der Weltkugel hat einen Durchmesser von acht Metern und wurde per Helikopter auf der Brücke installiert. Die weithin sichtbare Illumination der Kontinente und des überdimensionalen Erdenbürgers wurde von dem Kölner Bühnen- und Mediendesigner Michael Zilz entwickelt. Am 15. Oktober 2000 wurde die konstruktiv überarbeitete Weltkugel mit einem Hubschrauber von der Severinsbrücke zum heutigen Standort auf dem Dach des linksrheinisch neben der Zoobrücke gelegenen Gebäudes der DEVK-Zentrale geflogen.
Trash People („Müllmenschen“)
seit 1996
Xanten, Paris, Moskau, Peking, Chinesische Mauer, Kairo, Gizeh, Zermatt, Kilkenny Castle, Gorleben, Brüssel, Köln, New York, Rom, Barcelona, Syracus, Longyearbyen, Telgte, Mochental, Luxemburg, Tel Aviv, Lhasa
Die Trash People starteten ihren Zug um die Welt 1996 in Xanten[28] und machten Station in Paris und Moskau[28] (1999), Peking und an der Chinesischen Mauer[28] (2001). Danach wurden sie in Kairo und Gizeh[28] (2002), Zermatt (2003), Kilkenny Castle (2003), Gorleben (2004) und 2005 in Brüssel ausgestellt. Bis Mai 2006 waren die eintausend 1,80 m großen, aus Müll gepressten Figuren auf dem Roncalliplatz vor dem Kölner Dom zu sehen.
Die als Kaiserbau bekannte Hotelruine des Bauunternehmers Franz Kaiser an der A 59 bei Troisdorf wurde 1999 von Schult zum Hotel Europa verwandelt. 130 großformatige Porträts bekannter Persönlichkeiten schmückten die Fassade des aus den 1970er Jahren stammenden Rohbaus. Das Projekt war ursprünglich als langfristige Installation und Touristenattraktion geplant, da die prognostizierten Besucher jedoch ausblieben, ließ die Stadt Troisdorf den Nutzungsvertrag mit Schult bereits nach einem Jahr auslaufen. Der Bau wurde schließlich am 13. Mai 2001 gesprengt und die Installation eingelagert.
Love Letters („Liebesbriefe“)
2001
Berlin
Die Hälfte der etwa 100.000 auf einen deutschlandweiten Aufruf hin eingesandten Liebesbezeugungen wurden 2001 im alten Postfuhramt in Berlin zu einer Rauminstallation ausgelegt und das Gebäude von außen mit 5000 auf Spezialfolie vergrößerten Exemplaren verkleidet.
Trees for Peace („Friedensbäume“)
2003
Essen
Tausende von Friedenswünschen in gemalter, geschriebener und fotografierter Form wurden von HA Schult in die Birken auf dem Gelände der Zeche Zollverein in Essen gehängt.
Herz aus Müll
2007–2015
Rom, Paderborn, Köln, Dortmund
Zum ersten Mal kreierte Schult das Herz aus Müll 2007 mit römischen Kindern. 2013 machte er anlässlich einer Retrospektive mit über 100 seiner Werke im Diözesanmuseum Paderborn[33] ein neues Herz aus Müll mit Schulkindern in Paderborn[34] sowie auf der Kölner Domplatte[35] und 2015 in Dortmund.[36]
Wertgigant
2021
München, Hannover, n.n.
Die sechs Meter hohe Skulptur Wertgigant soll auf den in Haushalten anfallenden Elektronikschrott aufmerksam machen[37] und ein Mahnmal gegen die Wegwerfgesellschaft darstellen. Das Versicherungsunternehmen Wertgarantie als Sponsor will die Skulptur langfristig nach Hannover holen. Zuerst war sie in München aufgestellt, danach für zwei Wochen hinter dem Neues Rathaus in Hannover, um dann nach Berlin und Düsseldorf zu wandern.[38]
AQUA-VIVA-Blaue Burg-Blaues Gold
2023
Bad Lippspringe
ÖkoGlobe
Der ÖkoGlobe war ein von HA Schult in 2007 initiierter, international anerkannter[39]Umweltpreis für die Mobilitätsindustrie,[40] mit dem jährlich besonders umweltfreundliche Pkws ausgezeichnet wurden.[41] Der ÖkoGlobe wurde bis 2012 jährlich von HA Schult, der DEVK Deutsche Eisenbahn Versicherung, dem ACV Automobil-Club Verkehr, dem im Juni 2009 gegründeten ÖkoGlobe-Institut der Universität Duisburg-Essen und einer Jury aus Wissenschaftlern, Politikern und Unternehmensvertretern in zehn verschiedenen Kategorien verliehen.[42] Die Schirmherrschaft hatte der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit übernommen.[43] Im Jahr 2011 beschäftigte sich das Marketingjournal in einer Ausgabe mit der Marke Ökoglobe.[44]
Zitate
„Die Freiheit einer Gesellschaft ist so groß wie die, die sie ihrer Kunst gibt.“[45]
„Wir produzieren Müll, sind aus Müll geboren und werden wieder zu Müll.“[46]
Literatur
Philipp Krohn: HA Schult. Der Müllkünstler. Mit gezielten Provokationen wurde er berühmt und machte die Umwelt zu einem Thema für die Kunst. Nun will er das Auto für die Zukunft gestalten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Mein Weg, Beruf und Chance, 1./2. August 2009, S. C 3.
↑Offener Brief an Kanzler Olaf Scholz, Online auf www.emma.de, zuletzt abgerufen am 30. April 2022.
↑Schult: Auf der Strecke. In: Der Spiegel. Nr.44, 1970, S.253 (online – 26. Oktober 1970).
↑„Das ist die Saat unserer Zeit“. Peter Brügge bei der HA-Schult-Aktion auf dem Markusplatz in Venedig. In: Der Spiegel. Nr.12, 1976, S.188–193 (online – 15. März 1976).