Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Pflanzengattung der Kressen (Lepidium). Für Pflanzenarten die nicht zu dieser Gattung gehören aber in ihrem deutschen Namen "Kresse" enthalten siehe Kresse.
Lepidium-Arten sind ein- oder zweijährige bis ausdauernde krautige Pflanzen, seltener Halbsträucher oder gar Sträucher; wenige Arten sind Kletterpflanzen. Die Pflanzenteile sind je nach Art nicht oder unterschiedlich behaart. Die verzweigten oder unverzweigten Stängel sind meist aufrecht oder aufsteigend, manchmal liegend, niederliegend oder kriechend.
Die wechselständig, grundständig und am Stängel verteilt angeordneten (bei Lepidium fremontii sind keine grundständigen Blätter vorhanden) Laubblätter sind gestielt oder ungestielt. Der Blattstiel ist nicht deutlich von der Blattspreite abgegrenzt. Die Blattspreite ist einfach oder fiederteilig. Die Blattränder sind ganz, gelappt, gekerbt, gezähnt oder gesägt.
Die gestielten, zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und vierzählig mit doppelter Blütenhülle. Die vier Kelchblätter sind meist eiförmig oder rechteckig, selten fast kreisförmig. Es sind meist vier aufrechte oder ausgebreitete, weiße bis gelbe oder rosafarbene Kronblätter vorhanden, selten sind sie nur rudimentär oder fehlen. Die Kronblätter können genagelt sein. Oft sind nur zwei Staubblätter vorhanden; es können auch vier oder sechs sein. Es sind vier oder sechs Nektardrüsen ausgebildet. Zwei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsen und haben je drei Samenanlagen je Fruchtknotenkammer. Die Griffel können nicht erkennbar bis die Krone überragend sein mit einer meist kopfigen oder selten zweilappigen Narbe.
Ihre Früchte sind behaarte oder unbehaarte, sehr unterschiedlich geformte Schötchen mit nur zwei Samen. Die Samen können geflügelt sein.
Systematik und Verbreitung
Der Gattungsname Lepidium wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum erstveröffentlicht.[1] Als Lektotypusart wurde Lepidium latifolium festgelegt.[2] Der Gattungsname Lepidium ist vom griechischen Wort lepidion oder lepidos für Schuppe abgeleitet und bezieht sich auf das Aussehen der Frucht.
Von Al-Shehbaz et al. (2002) wurden die Arten der ehemaligen Gattungen Cardaria, Coronopus und Stroganowia in die Gattung Lepidium gestellt. Synonyme für LepidiumL. sind: CararaMedikus, CardariaDesvaux, CoronopusZinn, NeolepiaW.A.Weber, PhysolepidionSchrenk, SenebieraDC., SprengeriaGreene, StroganowiaKarelin & Kirilow. Die Gattung Lepidium gehört zur Tribus Lepidieae innerhalb der Familie der Brassicaceae.
Die Gattung Lepidium ist weit verbreitet in Nordamerika (42 Arten), Mexiko, Zentralamerika, Südamerika, Europa, Asien, Australien und im nördlichen sowie südlichen Afrika.
Zur Gattung Lepidium gehören 140 bis 220 Arten (hier eine Auswahl):[3]
Lepidium appelianumAl-Shehbaz (Syn.: Cardaria pubescens (C.A.Mey.) Jarm., Hymenophysa pubescensC.A.Mey.): Sie kommt in Pakistan, in Zentralasien, in China und in der Mongolei vor und ist in den Vereinigten Staaten, in Kanada, Argentinien sowie Sibirien ein Neophyt.[3]
Lepidium chalepenseL. (Syn.: Cardaria chalepensis (L.) Hand.-Mazz., Cardaria draba subsp. chalepensis (L.) O.E.Schulz, Cardaria draba var. repens (Schrenk) O.E.Schulz, Cardaria repens (Schrenk) Jarm., Lepidium draba subsp. chalepense (L.) Thell., Lepidium draba var. repens (Schrenk) Thell., Lepidium repens (Schrenk) Boiss., Physolepidion repensSchrenk): Sie kommt in der Türkei, in Syrien, im Libanon, in Israel, Jordanien, auf der Sinaihalbinsel, im Irak, Iran, in Pakistan, Armenien, Turkmenistan und in China vor und ist in den Vereinigten Staaten, in Kanada und in Argentinien ein Neophyt.[3]
Lepidium cordatumWilldenow ex Steven: Sie kommt in Kasachstan, Russland, Tadschikistan, China und in der Mongolei vor.[5]
Lepidium crenatum (Greene) Rydb. (Syn.: Lepidium montanum var. spathulatum (B.L.Rob.) C.L.Hitchc., Lepidium scopulorum var. spathulatumB.L.Rob., Thelypodium crenatumGreene): Sie kommt in Colorado, in New Mexico und in Utah vor.[3]
Dichtblütige Kresse (Lepidium densiflorumSchrad.): Ihre Heimat ist Kanada, die vereinigten Staaten und Mexiko. In Europa, in Asien und Argentinien ist sie ein Neophyt.[3]
Lepidium dictyotumA.Gray: Sie kommt in den westlichen Vereinigten Staaten und im nördlichen Mexiko vor.[3]
Lepidium latipesHooker: Sie kommt in Kalifornien und in Baja California vor.[4]
Lepidium lepidioides (Coss. & Durieu) Al-Shehbaz: Sie kommt vom nordwestlichen Afrika bis Mauretanien und im südlichen Irak vor.[6]
Lepidium lyratumL.: Sie kommt von der östlichen Türkei bis zum Kaukasusgebiet vor.[6]
Maca oder Peruanischer Ginseng (Lepidium meyeniiWalp., Syn.: Lepidium peruvianumG.Chacón de Popovici): Sie kommt ursprünglich in Peru vor, wird aber in Peru, Bolivien und Argentinien auch kultiviert.[3]
Lepidium montanumNutt.: Sie kommt in vier Varietäten in den westlichen und südlichen Vereinigten Staaten und im nördlichen Mexiko vor.[3]
Durchwachsenblättrige Kresse (Lepidium perfoliatumL.): Sie kommt in Mittel-, Ost- und Südosteuropa und in Asien vor und ist in Australien, Argentinien und in Nordamerika ein Neophyt.[3]
Lepidium persicumBoiss.: Sie kommt im Irak, Iran, in Afghanistan und Turkmenistan vor.[3]
Lepidium pinnatifidumLedeb.: Sie kommt in Afghanistan, Pakistan, Indien, in Zentralasien und im Kaukasusraum vor und ist in Kalifornien und in Argentinien ein Neophyt.[3]
Lepidium villarsii subsp. anticarium (Valdés-Bermejo & G. López) Hernández Bermejo (Syn.: Lepidium hirtum subsp. anticarium(Valdés-Bermejo & G. López) Greuter & Burdet): Sie kommt nur in Spanien vor.[7]
Lepidium villarsii subsp. villarsii (Syn.: Lepidium reverchoniiDebeaux): Sie kommt in Spanien und Frankreich vor.[7]
Virginische Kresse (Lepidium virginicumL.): Sie kommt ursprünglich in Nord- und Zentralamerika und auf Karibischen Inseln in zwei Unterarten vor. Sie ist in Südamerika, Afrika, Europa, Asien, Australien, Neuseeland und auf zahlreichen Inseln im Pazifik ein Neophyt.[3][4]
Nutzung
Von vielen Arten werden die Blätter roh als Salat, manchmal auch gegart gegessen oder als Gewürz verwendet. Von der Feld-Kresse (Lepidium campestre) und der Virginischen Kresse (Lepidium virginicum) werden die Samen als Pfefferersatz verwendet. Aus den Samen der Dichtblütigen Kresse (Lepidium densiflorum) kann man eine Art Senf herstellen. Die Samen von Lepidium fremontii, Lepidium intermedium, Lepidium latifolium und Lepidium nitidum kann man als Gewürz verwenden. Die Wurzeln von Lepidium meyenii besitzen gegart einen süßen, guten Geschmack. Aus den Samen der Gartenkresse (Lepidium sativum) kann man Speiseöl herstellen und die ausgekeimten Samen als Sprossen verwenden. Die medizinischen Wirkungen von vielen Arten wurden untersucht.[9]
Quellen
Tai-yien Cheo, Lianli Lu, Guang Yang, Ihsan Al-Shehbaz, Vladimir Dorofeev: Brassicaceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 8: Brassicaceae through Saxifragaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2001, ISBN 0-915279-93-2, Lepidium, S.28 (englisch, online). (Abschnitt Beschreibung)
Ihsan A. Al-Shehbaz, John F. Gaskin: Lepidium. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 7: Magnoliophyta: Salicaceae to Brassicaceae. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2010, ISBN 978-0-19-531822-7, S.570 (englisch, online). (Abschnitte Beschreibung, Verbreitung und Systematik)
J. Gathe: Lepidium. In: Western Australian Herbarium (Hrsg.): FloraBase. The Western Australian Flora. Department of Environment and Conservation 2008, online.
↑ abcdef Tai-yien Cheo, Lianli Lu, Guang Yang, Ihsan Al-Shehbaz, Vladimir Dorofeev: Brassicaceae.: Lepidium Linnaeus. - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 8: Brassicaceae through Saxifragaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2001, ISBN 0-915279-93-2.
↑ abcdefghijklmnopq Karol Marhold: Brassicaceae.Lepidium. In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2011.
↑ Jaakko Jalas, Juha Suominen, Raino Lampinen (Hrsg.): Atlas Florae Europaeae. Distribution of Vascular Plants in Europe. 11. Cruciferae (Ricotia to Raphanus). Akateeminen Kirjakauppa & Tiedekirja, The Committee for Mapping the Flora of Europe & Societas Biologica Fennica Vanamo, Helsinki 1996, ISBN 951-9108-11-4, S. 202–203.