Am südlichen Rand der Leipziger Tieflandsbucht gelegen, erstreckt sich der Landkreis Altenburg zwischen den Bezirken Halle (Kreis Zeitz) im Nordwesten und Karl-Marx-Stadt (Kreis Glauchau) im Südosten. Die Kreisstadt Altenburg war von den vier Großstädten Leipzig, Karl-Marx-Stadt, Zwickau und Gera etwa gleich weit entfernt.
Das ehemalige Kreisgebiet liegt im Sächsischen Hügelland. Nur der nördliche Teil gehört zur Leipziger Tieflandsbucht, die im Tal der Pleiße fast bis Altenburg nach Süden heranreicht. Dementsprechend senkt sich das Land von durchschnittlich 260 m im Süden bis auf etwa 160 m im Norden. Westlich der Pleiße und im Gebiet um Altenburg ist fruchtbarer Lößlehm anzutreffen. Hier hatten sich kleine Flusstäler 25 bis 50 m tief eingeschnitten, die alle auf die Pleiße ausgerichtet sind. Östlich der Pleiße dehnt sich auf ebenen sandigen Schmelzwasserablagerungen der Eiszeit der Mischwald des Forstes Leina aus. Auf gleichen Standorten befinden sich im Norden die Wälder des Forstes Lehma und Wilchwitz. In den breiten Niederungen der Pleiße liegt das Naturschutzgebiet Haselbacher Teiche zwischen Altenburg und Borna. Nördlich von Altenburg wurde als Hochwasserschutz der Pleiße-Stausee Windischleuba angelegt, der zum Naherholungsgebiet ausgebaut wurde.[1]
Geschichte
Nachdem am 1. Mai 1920 der Freistaat Thüringen gegründet worden war, wurde am 1. Oktober 1922 auch eine neue Verwaltungsstruktur aufgebaut. So wurde der Landkreis Altenburg gebildet. Der Stadtkreis Altenburg wurde am 1. Juli 1950 in den Landkreis Altenburg eingegliedert. Der Landkreis Altenburg umfasste zu Jahresbeginn 1945 noch 174 Gemeinden.[2][3] Am 1. Juli 1950 wurden 87 Gemeinden eingemeindet. Die Gemeinde Mumsdorf als Exklave wurde am 1. Juli 1950 an den Kreis Zeitz abgetreten.
Durch das Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Länder in der Deutschen Demokratischen Republik vom 23. Juli 1952 kam es in den fünf Ländern der DDR zu einer umfangreichen Kreisreform.[4] So wurden am 25. Juli 1952 die Länder aufgelöst und 14 Bezirke eingerichtet. Hierbei wurden die alten Kreise aufgelöst oder in kleinere Kreise gegliedert, wobei es auch über die Grenzen der fünf Länder hinweg zu Gebietsänderungen kam. Der Kreis Altenburg wurde verkleinert durch Abspaltung des Kreises Schmölln und beide Kreise wurden dem Bezirk Leipzig zugeordnet. Altenburg blieb Kreissitz.
Die folgenden 31 Gemeinden wurden an den Kreis Schmölln abgegeben:
Durch Umgliederungen über Kreisgrenzen und Gemeindegebietsveränderungen sank die Zahl der Gemeinden von anfänglich 57 bis auf 28 zur Thüringer Kreisreform 1994:
Jückelberg war seit 1. Juli 1950 ein Ortsteil von Wolperndorf, im Zuge der Verschmelzung mit Flemmingen ist Jückelberg zum Hauptort der Gemeinde geworden.
Am 17. Mai 1990 wurde der Kreis in Landkreis Altenburg umbenannt.[6] Bei der Bürgerbefragung zur Wiedereinführung der Länder sprachen sich 53,81 % für die Zugehörigkeit zu Sachsen aus, der Kreistag votierte jedoch in geheimer Abstimmung mit 38 zu 25 für Thüringen, ein Eklat. Auch Bemühungen seitens der Volkskammerabgeordneten für den Kreis, Sabine Fache (SED/ PDS), konnten zu keiner Durchsetzung des Bürgervotums führen.[7] Begründet wurde das Votum des Kreistages mit der seit jeher bestehenden Zusammengehörigkeit mit dem Nachbarkreis Schmölln, in dem sich eine eindeutigere Mehrheit von 80 % für Thüringen aussprach. Zur Wiedervereinigung wurde der Kreis durch das Ländereinführungsgesetz demzufolge dem wiedergegründeten Land Thüringen zugesprochen.[8] Bei der Thüringer Kreisreform bildete er am 1. Juli 1994 mit dem Landkreis Schmölln den Landkreis Altenburger Land.[5]
Politik
Landrat
Einziger Landrat war Christian Gumprecht (CDU) von 1990 bis 1994 und dann bis 2000 im Landkreis Altenburger Land.
Wallfahrtskirche mit Kreutzbachorgel und Pfarrhof Ziegelheim
Wirtschaft
Rund ein Drittel des Kreisgebietes waren Ackerland von hoher bis mittlerer Bodengüte, auf dem Getreide und Futterpflanzen angebaut wurden. Ferner wurde im Kreis Rinderzucht betrieben. Nördlich von Altenburg im Pleißetal war der Obst- und Gemüseanbau verbreitet. Nur etwa 10 % des Kreisgebietes wurden forstwirtschaftlich genutzt. Weitere 10 % kamen auf Abbauflächen der Braunkohlentagebaue bei Meuselwitz, Rositz und Haselbach. In Meuselwitz steht die Wiege des mitteldeutschen Braunkohlentagebaus, denn bereits 1671 wurde hier nach Braunkohle für den Hausbrand gegraben. Das Erdölverarbeitungswerk Rositz war der größte Paraffinproduzent der DDR. In Altenburg war Textilindustrie, Zigarren- und Spielkartenherstellung und Nähmaschinenproduktion angesiedelt, außerdem wurden Bier und Likör produziert. Ein weiteres Industriezentrum war die Stadt Meuselwitz (Maschinen-, Porzellan- und Textilindustrie).[1]
Aufgrund der andauernden Wohnungsnotsituation seit Kriegsende wurde nach der Verordnung des Eigenheimbaues 1971 das erste Eigenheim des Kreises 1973 in Altenburg fertiggestellt. Bereits 1980 wurde das 500. ebenfalls in Altenburg vollendet.
Aufgrund der Unruhen im Herbst 1989 beschloss der Rat des Kreises am 11. Oktober 1989 die Erhöhung der Effektivität der Fahrschulausbildung sowie die Verbesserung der Naturschutzarbeit. Es gab keine Fahrschulen im heutigen Sinne, der seit 1952 bestehende VEB Kraftverkehr beschäftigte mehrere Fahrlehrer. Es war nicht ungewöhnlich, dass man zwei Jahre warten musste, bis man die Ausbildung beginnen konnte, zumal der VEB Kraftverkehr die einzige zivile Ausbildungseinrichtung für die Kreise Altenburg und Schmölln war. So verwundert es auch nicht, wenn bei dieser Vielzahl von Menschen in Ausnahmefällen der Führerschein schon nach der ersten Fahrstunde ausgestellt wurde. Am 25. Oktober zogen dann ungefähr 2500 Menschen von der Brüderkirche in Altenburg durch die Innenstadt. Am 28. Oktober tagte der Ausschuss Städtebau und Architektur der Stadtverwaltung Altenburg aufgrund des schlechten baulichen Zustandes der Altstadt und erarbeitete ein Förderprogramm zur Sanierung.
Am 25. November 1991 erfolgte die Grundsteinlegung für das erste Gewerbegebiet des Kreises in Nobitz, das heutige Marktkauf-Center.
Kfz-Kennzeichen
Den Kraftfahrzeugen (mit Ausnahme der Motorräder) und Anhängern wurden von etwa 1974 bis Ende 1990 dreibuchstabige Unterscheidungszeichen, die mit den Buchstabenpaaren SA und SB begannen, zugewiesen.[10] Die letzte für Motorräder genutzte Kennzeichenserie war SU 80-01 bis SU 99-99.[11]
Anfang 1991 erhielt der Landkreis das Unterscheidungszeichen ABG.
↑ abDiercke Lexikon Deutschland – Deutsche Demokratische Republik und Berlin (Ost). Georg Westermann Verlag GmbH, Braunschweig 1986, ISBN 3-07-508861-7, S.34.
↑Altenburg. In: territorial.de - Territoriale Veränderungen in Deutschland und den deutsch verwalteten Gebieten. Abgerufen am 1. Dezember 2021.
↑Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Altenburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern in der Deutschen Demokratischen Republik, im Gesetzblatt der DDR Nr. 99, 24. Juli 1952, S. 613ff, Online (PDF).
↑ abStatistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
↑Andreas Herzfeld: Die Geschichte der deutschen Kennzeichen. 4. Auflage. Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde e. V., Berlin 2010, ISBN 978-3-935131-11-7, S.302.
↑Andreas Herzfeld: Die Geschichte der deutschen Kennzeichen. 4. Auflage. Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde e. V., Berlin 2010, ISBN 978-3-935131-11-7, S.528.