Der Name erscheint erstmals schriftlich als Gaunamepagus Plisina im Jahr 976. Zur Herkunft des Namens gibt es mehrere Theorien. Eine geht davon aus, dass der Name Pleißealtsorbischen Ursprungs ist und „das Sümpfe bildende Wasser“ bedeutet.[4] Andere Deutungen sehen einen Zusammenhang mit den litauischen Verben pìlti, pilù „gießen, schütten“ oder dem germanischflís „Splitter, Fliese“.[5]
Die Pleiße gab dem im Mittelalter bedeutsamen Pleißenland (Plisni) an ihrem Unterlauf den Namen.
Der Flusslauf hatte ursprünglich eine Länge von 115 km, wurde aber vor allem durch den Braunkohletagebau südlich von Leipzig begradigt und somit verkürzt und hat jetzt nur noch eine Länge von ca. 90 km. Zwischen Saara und dem Nobitzer Ortsteil Kotteritz hat ihr Lauf den Status eines Flächennaturdenkmals.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Pleiße zwischen Regis-Breitingen und Markkleeberg infolge des Braunkohlentagebaus auf einer Länge von etwa 35 Kilometern nahezu vollständig verlegt und um etwa 10 Kilometer verkürzt. Einzig südöstlich von Böhlen blieb ein etwa 1,5 Kilometer langes Stück der alten Pleißenaue bestehen. Das neue Bett wurde meist trapezförmig angelegt und war von Gefällestufen unterbrochen. Es verläuft zumeist auf schmalen Landkorridoren zwischen den ehemaligen Tagebauen.[7] Bei der Verlegung wegen des Tagebaus Espenhain verschwand auch das 1933 zwischen Großstädteln und Markkleeberg angelegte Pleißestaubecken, das 850 m lang und 20 m breit war und zur Flussregulierung und zum Zweck des Absetzens von Sinkstoffen vorgesehen war.[8]
Bis zur Anlage des Pleißeflutbetts teilte sich die Pleiße ebenfalls etwa am Ort des heutigen Connewitzer Wehrs in zwei natürliche Arme, die beide im heutigen Stadtgebiet in die Weiße Elster mündeten. Einer der beiden, die Alte Pleiße oder das Kuhstrangwasser, wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zugeschüttet. Der zweite Arm, die Rödel, existierte auch nach der Unterbrechung durch das Elsterflutbett noch bis 1926 und wurde bis 1927[9] verfüllt. 2011 wurde die Schleuse am Connewitzer Wehr eingeweiht, die über den Floßgraben (Kurs 1) einen durchgehenden Wasserweg zwischen der Stadt und dem Cospudener See herstellt, dessen Verlängerung zum Zwenkauer See, der Harth-Kanal, noch in Bau ist. In Zukunft soll über die Pleiße als Kurs 5 auch der Markkleeberger See erreichbar sein, der bereits mit dem Störmthaler See verbunden ist. Als Kurs 6 ist die Verbindung mit dem Hainer See geplant.
Die Ableitung von Abprodukten aus der carbochemischen Industrie im Südraum Leipzigs führte zu Verfärbung, Gestank, starker Schaumbildung und Absterben allen Lebens im Unterlauf des Flusses. Das machte die Pleiße während der Zeit der DDR zum Synonym eines verschmutzten Flusses und brachte ihr die Namen „Kommunistenpfütze“ und „Rio Phenole“[10] ein. Am 5. Juni 1988 fand in Leipzig ein "Pleiße-Gedenkmarsch" oppositioneller Umweltgruppen mit 120 bis 140 Personen statt, den die Stasi vergeblich zu verhindern suchte.[11] Die Gewässerverschmutzung ist als eines der politischen Themen der Vorwendezeit auch Gegenstand im Spielfilm Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution.
Doch nach der Stilllegung der verursachenden Industrie in den 1990er Jahren hat sich die Wasserqualität wesentlich verbessert, so dass auch inzwischen wieder zahlreiche Fischarten anzutreffen sind. Zurzeit besteht noch eine leichte (ungiftige) Braunfärbung[12] durch Eisenverbindungen, vor allem Pyrit, aus dem Wasserregime des zum größten Teil stillgelegten Braunkohlebergbaus (Verockerung).
Hochwasser-Ereignisse
Der Tagebau Blumroda wurde im Juli 1954 von einem Hochwasser der Pleiße überflutet.[13][14][15]
Johann Sebastian Bach hat den Fluss in mehreren Werken gewürdigt. Das eine, die 1736 aufgeführte KantateSchleicht, spielende Wellen, und murmelt gelinde (BWV 206), komponierte er nach der Dichtung eines unbekannten Poeten anlässlich des Geburtstags des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II., der als August III. zugleich polnischer König war. In einem typisch barocken Panegyrikus, einer Lob- und Festrede, huldigen die Flüsse Weichsel, Elbe, Pleiße und Donau dem Fürsten und König. Donau und Elbe geraten in Streit, wer den „durchlauchtigsten“ Herrscher, die „doppelte Regierungssonne“, für sich beanspruchen darf (seine Gemahlin war die österreichische Prinzessin Maria Josepha). Die kleine Nymphe Pleiße aber siegt im Wortgefecht über die „bemoosten Häupter starker Ströme“ und die vier Flüsse stimmen in einen einträchtigen Lobgesang ein.[18][19]
1736 erschien in Leipzig eine Liedersammlung mit dem Titel Singende Muse an der Pleiße.[21] Ihr Verfasser Sperontes hatte einfache Melodien zusammengetragen und sie mit eigenen Texten unterlegt. Die Sammlung war sehr beliebt und erfuhr mehrere Auflagen.
Auch die sächsische Mundartdichterin Lene Voigt hat die Pleiße mehrfach besungen, wie zum Beispiel:
„Wo de Bleiße bläddscherd dorchs Gelände un der Gnoblauch dufded ohne Ende, dort bei Leibzich in den sumbfschen Aun schbugn nächdlich sächssche Wasserfraun.“
Hydrologisches Handbuch. (PDF; 115 kB) Teil 2 – Gebietskennzahlen. Freistaat Sachsen – Landesamt für Umwelt und Geologie, S. 30, abgerufen am 25. Dezember 2017.
Mustafa Haikal: Längs der Pleiße – Zur Geschichte einer Flusslandschaft. In: Neue Ufer. Heft 6, Leipzig 2001, S. 3–21.
Die Pleiße. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 8. Band. Schumann, Zwickau 1821, S. 396–410.
Weblinks
Commons: Pleiße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Vergl. Pleißa mit Pleißenbach bei Chemnitz, Steinpleis bei Zwickau, Pleissing mit Pleissingbach in Niederösterreich, Plisa und Plissa in Belarus. Georg Grebenstein: Die Leipziger Gewässer von der Jahrtausendwende bis zur Gegenwart. In: Neue Ufer Heft 3, S. 4, Stadt-Kultur-Projekt Leipzig, Leipzig 1995; Ernst Eichler: Beiträge zur Erforschung altsorbischer Stammes- und Gaunamen. 1. pagus "Plisni" und der Flußname "Pleisse". In: Beiträge zur Namenforschung 7 (1956), S. 21–26; vergl. auch Ernst Eichler, Gerold Hilty, Heinrich Löffler, Hugo Steger, Ladislav Zgusta: Namenforschung / Name Studies / Les noms propres. Band 1 (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft / Handbooks of Linguistics and Communication Science HSK. Band 11). Walter de Gruyter, 1995, ISBN 3-11-011426-7, Kapitel 45, 1.1, S. 318, Sp. 2 und S. 332, Sp. 2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Georg Grebenstein: Die Leipziger Gewässer von der Jahrtausendwende bis zur Gegenwart. In: Neue Ufer. Heft 3, Stadt-Kultur-Projekt Leipzig, Leipzig 1995, S. 30.
↑Hans-Jürgen Beier, Willfried Schaarschmidt: Als die Flut kam – Die Hochwasserkatastrophe von 1954. Im Anhang eine Bilddokumentation zu den Ereignissen 2013. Verlag Beier & Beran, 2014, ISBN 978-3-95741-013-9. (archaeologie-und-buecher.de)
↑Hans Christian Worbs: Johann Sebastian Bach: Weltliche Kantaten. In: Sony Classical (Hrsg.): J. S. Bach. Auf, schmetternde Töne der munteren Trompeten BWV 207a. Schleicht, spielende Wellen BWV 206. Cantatas for August III., Kurfürst of Saxony, King of Poland. S.12f. (Beiheft zur CD, R. Ziesak, M. Chance, C. Prégardien, P. Kooy, Kammerchor Stuttgart, Concerto Köln, Frieder Bernius, SK 46492).