Die Ortsstelle des Dorfs liegen an der Grenze zwischen Hinterpommern und der historischen Region Westpreußen; bis zur Ostsee sind es 14 Kilometer in nördlicher Richtung, die Kreisstadt Wejherowo(Neustadt in Westpreußen) liegt 16 Kilometer in südöstlicher Richtung.
Das bis 1945 Kolkau (1400 Colkow, später auch Kolukowo, Kolkow) genannte Dorf in Pommerellen war zur Zeit des Deutschen Ordens um 1400 ein polnisches Zinsdorf, von dem an den Orden Kuh-, Ziegen- und Schweinezins, also nach altem polnischen Recht, entrichtet wurde.[1][2] Kolkau gehörte seinerzeit zum Burgbezirk Putzig und war gegenüber der Ordensburg Putzig dienstpflichtig.[3] 1433 verleiht der Danziger Ordenskomtur Walter Kirskorb dem Matthis Floder von Kolkow die Fischerei mit einem Garn am Strande der Czarnowitzer Beke.[2]
Um 1780 grenzte die Gemarkung des Dorfs Kolkow an die Dörfer Ribienke, Lissow, Enzow und Gnewin.[4]
Um 1840 war in Kolkow eine neue Kalkbrennerei in Betrieb genommen worden.[5]
Um 1903 hatte das Gut Kolkau, zu dem eine Stärkefabrik und eine Ziegelei gehörten, eine Flächengröße von 765 Hektar; Besitzer des Guts waren die Jochheimschen Erben.[8]
Am 1. April 1927 hatte das Gut Kolkau eine Flächengröße von 516 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 209 Einwohner.[10] Zu gleichen Zeiten hatte der Forstgutsbezirk Nadolle eine Flächengröße von 453 Hektar und 17 Einwohner.[10] Am 30. September 1928 wurden der Gutsbezirk Kolkau und der Forstgutsbezirk Nadolle zur Landgemeinde Kolkau zusammengeschlossen.[9]
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Bald darauf wurde Kolkau zusammen mit Hinterpommern und Westpreußen von der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Anschließend begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten, von denen die einheimischen Dorfbewohner aus ihren Häusern und Gehöften gedrängt wurden. Der Ortsname Kolkau wurde zu Kolkowo polonisiert. In der darauf folgenden Zeit wurden die einheimischen Dorfbewohner mit wenigen Ausnahmen von der polnischen Administration aus Kolkau vertrieben.
Als die Pläne reiften, im Zusammenhang der Errichtung des Pumpspeicherkraftwerks Żarnowiec den Stausee Czymanowo anzulegen, wurde das Dorf 1974 aufgegeben. Die Ortsstelle versank in dem 1,22 km² großen, mit 13 Millionen Kubikmetern Wasser gefüllten Staubecken.
Demographie
Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr
Einwohner
Anmerkungen
1818
44
Dorf, adlige Besitzung;[12] davon 21 Lutheraner und 23 Katholiken[13]
Die seit 1945 und Vertreibung der einheimischen Dorfbewohner anwesende polnische Einwohnerschaft war überwiegend katholisch. Die katholischen Kirchenglieder waren nach Gniewino orientiert, deren Pfarrei zum Bistum Pelplin der Katholischen Kirche in Polen gehört.
Hermann Günther Jochheim (1817–1893), deutscher Kaufmann und Abgeordneter, verstarb am 8. Juni 1893 in Kolkau
Verkehr
Der Zbiornik Czymanowo mit der untergegangenen Ortsstelle Kolkowos liegt an einer wenig befahrenen Nebenstraße, die Gniewino(Gnewin) mit Czymanowo(Rauschendorf) verbindet. Bis 1945 gab es die Bahnstation „Kolkau-Gnewin“, später nur noch „Gniewino“ genannt. Sie lag an der Bahnstrecke Neustadt–Garzigar (polnisch: Wejherowo–Garczegorze) der Lauenburger Bahnen. Sie war nach 1945 noch in Betrieb, hat in zwischen jedoch den Betrieb eingestellt. Auch eine östlich von Kolkau verlaufende neu gebaute Bahnstrecke zum Pumpspeicherkraftwerk Żarnowiec und zum Kernkraftwerk Żarnowiec ist nicht mehr in Betrieb.
Literatur
Kolkau, Rittergut, Kreis Neustadt Westpr., Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Kolkau (meyersgaz.org)
Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. II. Teil, 2. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 1071, Absatz (29).
↑Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 54.
↑ abHans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 196.
↑Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 57.
↑Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 1, Stettin 1784, S. IV.
↑Amtsblatt der Regierung zu Danzig, Oeffentlicher Anzeiger Nr. 18 vom 29. April 1840, S. 106.
↑ abKurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 398 (Google Books).
↑Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 2: G–Ko, Halle 1821, S. 376, Ziffer 2807 (Google Books).
↑Danziger Regierungs-Departement, Verzeichniß der in den einzelnen Kreisen befindlichen Ortschaften, veröffentlicht ca. 1820 (enthält statistische Angaben von 1818), S. 166–167, Ziffer 128 (Google Books).
↑Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 304 (Google Books).
↑Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Danzig. Berlin 1867, 7. Kreis Neustadt, S. 10, Nr. 82.
↑ ab Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt, Berlin 1874. Abschnitt VIII. Kreis Neustadt in Westpreußen, S. 394–395, Ziffer 136 (Google Books).