Der Name des Kleinkastells leitet sich vom angrenzenden Bergwerk Alte Kaisergrube ab, das heute stillgelegt ist. Teilweise überdecken seine Abraumhalden auch den Bereich des ehemaligen Limespfahlgrabens, auch das Kastellareal wurde durch die Bergbauaktivitäten stark gestört. Archäologisch konnten insgesamt zwei Bauphasen nachgewiesen werden: die Umwehrung des frühen Holz-Erde-Kastells wurde in der klassischen Spielkartenform, mit abgerundeten Ecken, errichtet. Vor dem Wall umgab ein Wehrgraben die Anlage, der im Süden noch erkennbar ist.[1] Später folgte der Umbau der Wallanlagen in Stein. Die Innenbebauung bestand während beider Bauphasen vermutlich nur aus einfachen Fachwerkbaracken.
Wallkrone des Kleinkastells Kaisergrube
Wallanlagen des Kleinkastells
Limesverlauf zwischen dem Kleinkastell Kaisergrube und dem Kleinkastell „Am Eichkopf“
Standpunkt eines steinernen Wachturms, der möglicherweise zum 6,5 km entfernten Signalturm auf dem Johannisberg in Bad Nauheim Sichtverbindung hatte. Von dort aus konnten die Signale an das nächstgelegene Kastell Friedberg weitergeleitet werden. Der Turm hatte ein massives Fundament mit Strebepfeilern. Es handelte sich vermutlich um einen besonders hohen Signalturm. Ein hölzerner Vorgängerbau konnte auf dem Gaulskopf nicht gefunden werden, da die ältere Limeslinie weiter im Osten verlief. Vom Gaulskopf aus hat man eine gute Fernsicht auf die nördliche Wetterau, den Limes entlang nach Nordosten sowie den Taunuskamm im Südosten. Neben dem Originalstandort[A 4] wurde 1926 in dreijähriger Bauzeit ein Nachbau des Turmes,[A 5] der als eine der besten Wachtturmrekonstruktionen am Limes gilt, eingeweiht. Vermutlich dürfte der Originalturm aber noch etwas höher gewesen sein. Ermöglicht wurde der Bau durch Zuwendungen des StrumpffabrikantenGustav Oberlaender. Sein Engagement wird am Turm durch eine lateinische Inschrift gewürdigt.
Lage zur Zeit der RLK
Grundriss zur Zeit der RLK
Reste des Mauerwerks zur Zeit der RLK
Turmrekonstruktion (Zustand im Mai 2011)
Wp 4/17
Aufgrund des Abstandes zwischen Wp 4/16 und Wp 4/18 vermutete, aber archäologisch nicht nachgewiesene Turmstelle
Steinturmhügel[A 8]. Bei der Ausgrabung durch die Reichs-Limeskommission konnte ein bronzenes Mundstück eines Blasinstruments (tubae) geborgen werden, das einst wohl als Signalhorn diente.
Wp 4/19
„Am Eichkopf“
Vermutete, aber archäologisch nicht nachgewiesene Turmstelle.
Das Kleinkastell Kaisergrube und die anschließenden Wachtürme wurden 2005 als Bestandteil des Obergermanisch-Rätischen Limes in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Sie sind Bodendenkmäler im Sinne des Hessischen Denkmalschutzgesetzes. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.
Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage. Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0, S. 142–145.
Christian Fleer: Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes. In: Egon Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg. Bad Homburg v. d. H. 2004, ISBN 3-931267-05-9 (Saalburg-Schriften 6), S. 75–92.
Margot Klee: Der römische Limes in Hessen. Geschichte und Schauplätze des UNESCO-Welterbes. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2232-0, S. 109–112.
Margot Klee: Der Limes zwischen Rhein und Main. Vom Beginn des obergermanischen Limes bei Rheinbrohl bis zum Main bei Grosskrotzenburg. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0276-1, S. 86–89.
Vera Rupp, Heide Birley: Wanderungen am Wetteraulimes. Archäologische Wanderungen am Limes vom Köpperner Tal im Taunus bis zur Drususeiche bei Limeshain. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1551-0, (Führer zur hessischen Vor- und Frühgeschichte, 6), S. 72–83.
Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Römerreiches/Abt. A, Bd. 2,1. Die Strecken 3 bis 5, Strecke 4. Petters, Heidelberg/Berlin/Leipzig 1936, S. 51–59 sowie Tafel 3, Abb. 1–4.
Anmerkungen
↑ORL = Nummerierung der Limesbauwerke gemäß der Publikation der Reichs-Limeskommission zum Obergermanisch-Rätischen-Limes
↑Wp = Wachposten, Wachturm. Die Ziffer vor dem Schrägstrich bezeichnet den Limesabschnitt, die Ziffer hinter dem Schrägstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm. Ein zusätzliches Sternchen (*) bezieht sich auf einen Wachposten der älteren Limeslinie.
↑Britta Rabold, Egon Schallmayer, Andreas Thiel: Der Limes, Die Deutsche Limes Straße vom Rhein bis zur Donau. Verein Deutsche Limes-Straße, K. Theiss Verlag, Stuttgart 2000, S. 45