Die Kaiserliche Universität Dorpat (russ. Императорский Дерптский университет), ab 1893 Kaiserliche Universität Jurjew (russ. Императорский Юрьевский университет), wurde 1802 in Dorpat (heute Tartu) im OstseegouvernementLivland des Kaiserreichs Russland als zweite kaiserliche Universität errichtet. Verwaltungs- und Unterrichtssprache waren von der Gründung bis ca. 1893 überwiegend Deutsch. Sie war die größte deutschsprachige Universität außerhalb des zusammenhängenden deutschen Sprachgebiets.
Kaiser Paul I. erließ an 4.(15.) Mai 1799 an den verwaltenden Senat einen Allerhöchsten Befehl, welcher die Gründung einer Universität in Dorpat vorschrieb. Die Notwendigkeit, sich bei der Wahl der anzustellenden Professoren auf Gelehrte innerhalb Russlands zu beschränken, veranlasste den Allerhöchsten Befehl vom 25. Dezember 1800, welcher die zu errichtende Universität nach Mitau versetzte, wo das akademische Gymnasium, die Academia Petrina, für mehrere Lehrstühle tüchtige Männer, und eine nicht unbedeutende Büchersammlung bot.
Nach dem Tode Pauls erging durch seinen Sohn Alexander I. am 12.(24.) April 1801 ein Allerhöchster Befehl, der die Universität zu ihrem ursprünglichen Bestimmungsort, nach Dorpat, verlegte, da keine Nebenrücksichten mehr aufgewogen werden mussten, so bald die Berufung von Gelehrten, und die Einfuhr von Büchern aus dem Auslande erlaubt war. Am 22. Mai (3. April) 1801 nahm Alexander I. die vorläufigen Einrichtungen persönlich in Augenschein.
Die Immatrikulation der Studierenden wurde am 22. April 1802 feierlich eröffnet.
Die Gründungsurkunde wurde von Alexander I. eigenhändig unterschrieben, befohlen sie mit dem Reichssiegel zu bekräftigen und dieses Original dem Universitäts-Conseil zur Aufbewahrung zu übergeben, datiert auf den 12. Dezember 1802.[1]
Die Grundsteinlegung für das Hauptgebäude erfolgte am 15.(27.) September 1805.[2]
Ende
1917 wurden Teile der Universität nach Woronesch evakuiert. Zu den Professoren, die nach Woronesch gingen, gehörte u. a. Iwan Lawrentjewitsch Kondakow.
Struktur
Fakultäten
Zur Gründung wurden vier Fakultäten, eine theologische, eine juristische, eine medizinische und eine philosophische eingerichtet.
Weitere Einrichtungen
Zur Universität gehörten weitere angeschlossene Institutionen:
Die Anzahl der studentischen Immatrikulationen betrug ca. 29000, diejenige mit der Matrikelnummer 1 erfolgte am 5.(17.) April 1802[4], diejenige mit der Matrikelnummer 28988, der höchsten, am 16. Mai 1918.[5]
1858 gründete Arend Berkholz die Berkholz-Meintzensche Stipendiatsstiftung zur Unterstützung unbemittelter Studenten der Kaiserlichen Universität Dorpat und des Rigaer Polytechnikums.
Gottlob Benjamin Jäsche: Geschichte und Beschreibung der Feyerlichkeiten bey Gelegenheit der am 21sten und 22sten April 1802 geschehenen Eröfnung der neu angelegten Kayserlichen Universität zu Dorpat in Lievland[7]
Die kaiserliche Universität zu Dorpat – Denkschrift zu ihrer fünfundzwanzigsten Feier des zwölften Decembers, 1827[9]
Friedrich Busch: Der Fürst Karl Lieven und die Kaiserliche Universität Dorpat unter seiner Oberleitung. Aus der Erinnerung und nach seinen Briefen und amtlichen Erlassen geschildert. E. J. Karow, Dorpat/Leipzig 1846,[10]
Theodor Beise: Die Kaiserliche Universität Dorpat während der ersten funfzig Jahre ihres Bestehens und Wirkens, 1852[11]
Rückblick auf die Wirksamkeit der Universität Dorpat – Zur Erinnerung an die Jahre von 1802–1865. Nach den vom Curator des Dörptschen Lehrbezirks eingezogenen Berichten und Mittheilungen. C. Mattiesen, Dorpat 1866,[12]
Der botanische Garten der Kaiserlichen Universität Dorpat, 1873
Rudolf Kobert: Historische Studien aus dem Pharmakologischen Institute der Kaiserlichen Universität Dorpat. 1889[13]
Die Universität Dorpat (1802–1918). Skizzen zu ihrer Geschichte. Von Lehrern und ehemaligen Schülern zusammengestellt unter der Redaktion von Hugo Semel. Heinrich Laakmann, Dorpat 1918;[14]
Veröffentlicht nach 1918:
Erik Amburger: Die Bedeutung der Universität Dorpat für Osteuropa. Untersucht an der Zusammensetzung des Lehrkörpers und der Studentenschaft in den Jahren 1802–1889. In: Gert von Pistohlkors, Toivo U. Raun, Paul Kaegbein (Hrsg.): Die Universitäten Dorpat/Tartu, Riga und Wilna/Vilnius 1579–1979. Böhlau, Köln 1987, S. 163–181.
Joerg Hartwein: Als Arzt im Zarenreich. Die Deutschen Professoren der Medizinischen Fakultät in Dorpat 1802-1894. Verlag Dr. Kovač, 2023, ISBN 978-3-339-13402-8.[15]
Die Zeichenschule der Universität Dorpat 1803–1891 – Unter der Leitung von Karl August Senff von 1803–1838, ISBN 978-3-88042-670-2
Die Zeichenschule der Universität Dorpat 1803–1891 – Teil II. Unter der Leitung von August Matthias Hagen und Woldemar Fr. Krüger ISBN 978-3-88042-741-9
Einzelnachweise
↑Die kaiserliche Universität zu Dorpat - Denkschrift zu ihrer fünfundzwanzigsten Feier des zwölften Decembers, 1827 [1]
↑Zur Jubelfeier des zehnjährigen Bestehens der Robert Heimbürger Stiftung an der Kaiserlichen Universität zu Dorpat : zehnjähriger Bericht des Administrators der Stiftung / Dr. Carl Johann von Seidlitz https://www.ester.ee/record=b2769853
↑Joerg Hartwein: Als Arzt im Zarenreich Die deutschen Professoren der Medizinischen Fakultät in Dorpat 1802-1894. Auflage. Hamburg 2023, ISBN 978-3-339-13402-8.
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