Dieser Artikel behandelt tagesbezogene Nachrichten und Ereignisse im Juni2006.
Tagesgeschehen
Donnerstag, 1. Juni 2006
Mitteleuropa: Der diesjährige meteorologische Sommerbeginn ist außergewöhnlich kalt. In vielen Regionen Europas liegt die Temperatur seit Tagen um 10 °C unter dem langjährigen Durchschnitt, was die übliche statistische Schwankungsbreite um das Zwei- bis Dreifache übertrifft.
Wien/Österreich: Ein hochrangiges Außenminister-Treffen in der britischen Botschaft in Wien befasst sich mit der Iranischen Atompolitik. Die USA deuteten gestern erstmals die Möglichkeit direkter Gespräche mit dem Iran an, wenn dessen Regierung Entgegenkommen zeige. Die drei größten Länder der Europäischen Union stellen dem Iran wirtschaftliche Anreize für ein Einlenken in Aussicht.
Freitag, 2. Juni 2006
Moskau/Russland: Bei den Vorgesprächen zum G8-Gipfel in Sankt Petersburg sprechen sich die Delegationen für eine Anhebung der weltweiten Hilfe gegen die Krankheit AIDS aus. Hierfür stehen im laufenden Jahr 9 Milliarden US-Dollar bereit, im Jahr 2010 sollen es 23 Milliarden US-Dollar sein. Allein für Russland werden 1,5 Millionen AIDS-Kranke angenommen und auch im übrigen östlichen Europa nimmt die Zahl der Erkrankungen vergleichsweise stark zu.[2][3]
Podgorica/Montenegro: Zwei Wochen nach der Volksabstimmung beschließt das Parlament die Unabhängigkeit, womit die bisherige „Staatenunion“ mit dem größeren Serbien beendet wird. Montenegro war zuletzt vor der Besetzung durch Österreich-Ungarn im Jahr 1916 eigenständig. Erste Übergangsregelungen (u. a. für montenegrinische Studenten und für serbische Zweithaus-Besitzer) wurden bereits eingeleitet.
Chile: Vielerorts finden erneut Schülerdemonstrationen mit zehntausenden Teilnehmern statt, die sich gegen eine geplante Bildungsreform richten. In der Vorwoche wurden einige gewaltsame Demos von der Polizei aufgelöst und etwa 200 Personen festgenommen.[4]
Lima/Peru: Die Stichwahl um die Präsidentschaft gewinnt der Sozialdemokrat Alan García mit 55 % der Stimmen gegen den Linksnationalisten Ollanta Humala. Nach ersten Analysen galt er vielen Wählern als kleineres Übel gegenüber dem Populisten Humala, dessen Partei allerdings im Parlament die bei weitem stärkste Kraft wurde.[5]
Mogadischu/Somalia: Nach wochenlangen Kämpfen mit weit über 300 Toten erobert die „Miliz der Islamischen Gerichte“ die Hauptstadt Mogadischu. Erst in diesem Jahr hatten sich einige Warlords, die seit 1991 um die Herrschaft kämpfen, in der „Antiterror-Allianz“ ARPCT verbündet, die Bevölkerung traut aber eher den Islamisten, hinter denen der moslemische Klerus steht. Die USA sind nun besorgt, dass Somalia – wie seinerzeit Afghanistan – zum „sicheren Hafen“ für Terrorgruppen werden könnte.[6]
Dienstag, 6. Juni 2006
Berlin/Deutschland: Die „Readers Edition“ nach Vorbild der südkoreanischen Website OhmyNews wird online zugänglich gemacht. Die Plattform gehört zur Netzeitung und präsentiert von Privatpersonen verfasste Texte im Internet, nachdem diese von einer bezahlten Redaktion gegengelesen wurden.[7]
Brasília/Brasilien: Teilnehmer einer großen Kundgebung der Landlosen-Bewegung in der brasilianischen Hauptstadt dringen in das Parlamentsgebäude ein, in dem gerade die Abgeordneten tagen. Etwa 400 Demonstranten werden verhaftet, 27 Polizisten verletzt. In Brasilien sind geschätzt 4,6 Millionen Bauernfamilien ohne Landbesitz und 26.000 Eigner verfügen über circa 50 % der Agrarfläche.
Palästinensische Autonomiegebiete: In der Frage der Anerkennung Israels verlängert der palästinensische Ministerpräsident Mahmud Abbas sein Ultimatum an die TerrororganisationHamas um zwei Tage. Für den Fall, dass die Hamas nicht einlenkt, plant Abbas die Ansetzung einer Volksabstimmung über die Zweistaatenlösung. Eine solche Abstimmung soll zur Überwindung der politischen Blockade zwischen Fatah und Hamas führen.[9]
China: Anhaltende Regenfälle der vergangenen Tage führen in den südchinesischen Provinzen Fujian, Guangdong und Guangxi zu den schlimmsten Überschwemmungen seit drei Jahrzehnten. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet von insgesamt 75 Toten. Der wirtschaftliche Schaden in den betroffenen Regionen wird auf 3,15 Milliarden Yuan (300 Millionen Euro) beziffert.
Gazastreifen/Palästinensische Autonomiegebiete: Der militante Flügel der Hamas kündigt, in Reaktion auf israelische Angriffe, die Waffenruhe mit Israel auf. In einem Luftangriff der israelischen Armee kam am Vortag der Sicherheitschef der Hamas, Dschamal Abu Samhadana, ums Leben. Durch weitere Artillerie- und Luftangriffe wurden 30 Personen verletzt und zehn Palästinenser getötet. Israel bezeichnet die Angriffe als Reaktion auf den wiederholten Beschuss seines Südens durch Kassam-Raketen.
Mailand/Italien: Ärzte bringen per Kaiserschnitt ein Baby zur Welt, dessen Mutter seit 78 Tagen hirntot war. Sie wurde auf Drängen des Vaters künstlich am Leben erhalten, um das Leben der Tochter zu retten. Stark absinkender Blutdruck machte den Kaiserschnitt nötig. Ein Sprecher des Vatikan begrüßte das Vorgehen der Ärzte.
Ankara/Türkei, Brüssel/Belgien: In den Beitrittsverhandlungen mit der Türkei wird das erste – noch unproblematische – Verhandlungskapitel „Forschung und Wissenschaft“ abgeschlossen. Zuvor erreicht Zypern mit einer Blockadedrohung eine verschärfte EU-Forderung an die Türkei, die Zollunion auch auf Zypern anzuwenden und dessen Regierung anzuerkennen. Bisher verweigert Ankara dem griechischen Teil Zyperns den Zugang zu Schiffshäfen und zum Luftraum.[13]
Beit Yehoshua/Israel: Ein Personenzug kollidiert auf dem Weg von Tel Aviv nach Haifa mit einem Lkw, der auf einem Bahnübergang steht. Fünf Insassen des Zugs kommen ums Leben und 81 weitere werden verletzt.[14]
Atlantik: Der Tropensturm „Alberto“ könnte sich zum frühesten Hurrikan der letzten 40 Jahre entwickeln. Seit der Sturm mit 110 km/h über Kuba hinwegfegte, nimmt er an Stärke zu, sodass Floridas Gouverneur Jeb Bush die Bevölkerung an der Küste aufrief, sich in Sicherheit zu bringen. Seit 1995 nehmen die Wirbelstürme in der Karibik zu, was Fachleute teils auf natürliche Zyklen, teils auf einen anthropogenen Klimawandel zurückführen.
Gaza, Ramallah/Palästinensische Autonomiegebiete: Die Auseinandersetzungen zwischen Hamas-Milizen und dem Fatah-dominierten Sicherheitsdienst in Gaza drohen in einen Bürgerkrieg zu münden. Der politische Führer Mahmud Abbas versetzt die Truppen in höchste Alarmbereitschaft. In Ramallah protestieren Fatah-Anhänger gegen das robuste Vorgehen regierungstreuer Sicherheitskräfte und zünden das Parlamentsgebäude an, in dem zuvor ergebnislos über das von Abbas geplante Referendum debattiert wurde.[16]
Wien/Österreich: Italiens neuer Ministerpräsident Romano Prodi startet seine Antrittsbesuche bei den Regierungen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union im derzeitigen Ratsvorsitzland Österreich und betont das gute Einvernehmen der beiden Staaten. Dass Bundeskanzler Wolfgang Schüssel seinem Vorgänger Berlusconi noch im April einen Wahlerfolg gewünscht habe, tue der Freundschaft keinen Abbruch. Prodis Priorität gilt laut Pressekonferenz der Europapolitik (die er auch in Paris und Berlin erörtern will), doch bezweifeln Beobachter die Stabilität seiner Regierung, die im Parlament nur eine knappe Mehrheit hat. Schüssel und Prodi heben die gemeinsame Verkehrs- und Umweltpolitik hervor. Am 30. Juni werde der Spatenstich zum Erkundungsstollen des Brennerbasistunnels erfolgen, dem ambitioniertesten Verkehrsprojekt der EU, das auch dem Schutz der Alpen diene. Das Projekt wird auf 7–8 Mrd. Euro geschätzt und von einigen Parteien und Wirtschaftsvertretern abgelehnt. EU-Koordinator Karel Van Miert hat unlängst 20 % Kostenbeteiligung zugesagt.[17]
Mittwoch, 14. Juni 2006
DR Kongo: Im Osten des Landes sind bei einem Ausbruch der Pest 100 Menschen gestorben. Experten der WHO zählen 100 Fälle von Lungenpest und bestätigen Infektionen mit Beulenpest in unbekannter Zahl.
Donnerstag, 15. Juni 2006
Kabul/Afghanistan: Mehr als 11.000 Soldaten der USA und ihren Verbündeten starten in Afghanistan die größte Militäroffensive seit dem Sturz der Taliban im Dezember 2001. Die Großoffensive „Mountain Trust“ wird laut Einschätzung der US-Streitkräfte den ganzen Sommer über andauern und sich gegen Stützpunkte der Taliban richten. Truppen der Bundeswehr sind nicht an dem Einsatz beteiligt.
Sri Lanka: Bei einem Anschlag mit einer Mine auf einen vollbesetzten Bus werden mindestens 58 Menschen getötet und 45 weitere Passagiere verletzt.
Bagdad/Irak: Mindestens 31 Menschen kommen in Bagdad bei Anschlägen ums Leben. Eine Autobombe tötet elf Menschen. Ein weiterer Sprengsatz im Zentrum der Stadt detoniert auf einem gut besuchten Marktplatz. Mehr als 50.000 irakische und 7.000 US-Soldaten suchen seit Mittwoch in einem von Ministerpräsident Nuri al-Maliki angekündigten Einsatz nach Aufständischen und Verdächtigen.
Barcelona/Spanien: Die Wahlberechtigten in Katalonien stimmen über ein neues Autonomiestatut ab, das den Katalanen mehr Freiheit verschaffen soll. Von fünf Millionen Menschen stimmt bei einer Wahlbeteiligung von 49 % die deutliche Mehrheit von 74 % für mehr Kompetenzen für die wirtschaftlich starke Region, besonders bei der Verteilung ihrer Steuereinnahmen.
Montag, 19. Juni 2006
Glindenberg/Deutschland: Bei einem Verkehrsunfall mit einem Feuerwehrfahrzeug sterben in Sachsen-Anhalt vier junge Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Wolmirstedt, fünf weitere werden zum Teil schwer verletzt.
New York/Vereinigte Staaten: Die Zeitung The New York Times meldet, dass die US-Regierung den internationalen Bankenüberweisungsknoten mit Namen „Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication“ (Swift) zur Abwehr von Terrorismus ausspionieren ließ.[21]
Bayrischzell/Deutschland: Auf der 1.500 m hoch gelegenen Kümpflalm in der Nähe der Rotwand im Spitzingseegebiet töten zwei Jäger und ein Polizist in der Nacht zum 26. Juni 2006 den BraunbärenJJ1, genannt „Bruno der Bär“, der im Mai von Italien über Tirol nach Bayern einwanderte und sich die Einstufung „Problembär“ erwarb. Ein Lungenschuss auf 150 m Entfernung erlegt das Tier.
New York/Vereinigte Staaten: Im Madison Square Garden findet der NBA-Draft 2006 statt. In zwei Runden werden jeweils 30 Spieler von NBA-Teams ausgewählt.