Das Jarociner Land wurde um 1800 v. Chr. von einem Jäger- und Hirtenstamm bewohnt.
Rathaus (1799–1804) mit Regionalmuseum
Die Herrschaft Jarocin wurde 1257 vom Herzog von Posen Boleslaw dem Frommen an einen Janko vom Wappenstamme Zaremba verliehen. Bei Jarotschin handelt es sich wohl um die Ortschaft Jarossino, die anschließend dem Zisterzienserkloster Lenden geschenkt wurde. Am 13. April 1293 erlaubte zu Gnesen Herzog Przemysł II. auf Ersuchen des Abtes Gerald, auf diesem Besitztum ein Dorf nach deutschem Recht anzulegen und in diesem Deutsche und freie Polen anzusiedeln.[3]
Um 1400 begann eine schnelle Entwicklung der Stadt, die an der Kreuzung der wichtigen Handelswege von Breslau nach Thorn und von Posen nach Kalisch lag. Um diese Zeit war mehr als die Hälfte der Stadtbevölkerung deutsch (vor allem Einwanderer aus Schlesien).
Die Stadt ging 1661 an die Familie Radolinski über, einen Zweig des großpolnischen Uradelsgeschlechts Koszutski, und verblieb ihr Eigentum bis 1945.
Nach 1850 begann eine schnelle Entwicklung der Stadt, und Ansiedlung von Industrie. Ein wichtiger Eisenbahnknoten entstand 1875 in Jarocin. 1887 wurde mit der preußischen Verwaltungsreform der Kreis Jarotschin geschaffen.
Bis 1914 erhielt die Stadt ein Gaswerk und Kanalisation, der Bahnhof elektrische Beleuchtung.
Am 8. November 1918 brach der großpolnische Aufstand gegen die preußische Herrschaft aus. In Jarotschin entstand der erste Soldatenrat der Provinz Posen. An den Kämpfen mit den deutschen Freikorps nahmen fünf Kompanien aus Jarocin teil. Im Jahre 1919 wurde die Stadt aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags an Polen abgetreten.
Ende Januar 1945 wurde die Stadt von sowjetischen und polnischen Truppen eingenommen. Zwischen 1960 und 1975 erfolgte ein Aufbau der Industrie. Es entstanden neue Betriebe der Möbelproduktion, Holzbearbeitung, Bekleidungs- und Maschinenfabriken. 1975 bei der polnische Verwaltungsreform verlor Jarocin seinen Rang als Kreisstadt und wurde zu einer Stadtgemeinde in der neugebildeten Woiwodschaft Kalisch. 1980 fand zum ersten Mal das Musikfestival in Jarocin statt, das bedeutendste Rockfestival des damaligen Polens. 1999 erfolgte die Wiederherstellung des Landkreises in der neuen Woiwodschaft Großpolen.
Stadtwappen
Das Stadtwappen zeigt in Gelb ein rotes Stadttor mit drei blau behelmten Türmchen.
Einwohnerzahlen vor 1945
1800: 603, davon zwei Drittel Polen, ein Drittel Juden[3]
1890: 2.903, davon 744 Evangelische, 1.798 Katholiken und 361 Juden[4]
Sehenswürdigkeiten
Rathaus, Barock und Klassizismus, errichtet um 1804 während der ersten preußischen Herrschaft;
Stadtpfarrkirche zum Heiligen Martin von Tours, Gotik und Barock, erwähnt schon 1257, mehrmals umgebaut (zuletzt Turm, 1838), mit einer Gruft der Grafen und Fürsten Radoliński/Radolin;
Kirche zum Christus dem König, Barock, Anfang des 18. Jahrhunderts;
Zur Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) Jarocin gehören die Stadt selbst und 23 Dörfer mit Schulzenämtern. Sie hat eine Fläche von 200,23 km² und mehr als 45.500 Einwohner, von denen etwa 60 % arbeitsfähig, 30 % Jugendliche und 10 % Rentner sind.
Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 325–326.
↑ abcdeHeinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 325–326.
↑ abcMichael Rademacher: Pos_jarotschin. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900