Dieser Artikel befasst sich mit dem deutschen Schauspieler Helmut Krauss (1941–2019). Zum österreichischen Schauspieler mit ähnlicher Schreibweise siehe Helmuth Krauss (1905–1963).
Helmut Krauss absolvierte eine Schauspielausbildung und studierte Pädagogik. Er spielte unter anderem am Forum-Theater, am Grips-Theater und am Hansa-Theater in Berlin und am Staatstheater in Hannover. In den 1970er Jahren trat er auch als Rezitator auf Veranstaltungen der linken beziehungsweise sozialistischen Bewegung in West-Berlin auf. Als Kabarettist trat er unter anderem als Partner von Hannelore Kaub im Kabarett Das Bügelbrett sowie einige Male bei Dieter HildebrandtsScheibenwischer auf.
Bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg übernahm Helmut Krauss 2005 in dem Stück Winnetou und das Geheimnis der Felsenburg die Rolle des Don Geronimo, eines gemütlichen Gastwirts, der in der kleinen mexikanischen Ortschaft Guaymas eine Cantina betreibt. Gleichzeitig verkörperte er, wie in den Vorjahren, den Erzähler.[2] Die Störtebeker-Festspiele auf Rügen engagierten ihn für die Spielzeit 2006 als Ambrosio. In Bregenz spielte er unter der Leitung von Nicholas Broadhurst die Rolle des Paul Bunyan im gleichnamigen Stück. Im April 2008 war er mit der Produktion Der Name der Rose vom Theater des Ostens auf Tournee in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien.
Film und Fernsehen
Die Liste seiner Auftritte in Film und Fernsehen ist lang. In einer seiner bekanntesten Rollen war er von 1981 bis 2019[1] als Nachbar Hermann Paschulke, genannt Herr Paschulke, in Löwenzahn zu sehen; bis 2005 zunächst an der Seite von Peter Lustig und seit 2006 zusammen mit Guido Hammesfahr. In dieser Rolle bildete Krauss den spießbürgerlichen Kontrast zu Peter Lustig; die beiden lieferten sich meist freundschaftliche Rivalitäten und Streitereien innerhalb der Folgen. Gastauftritte hatte er in Produktionen wie Berliner Weiße mit Schuß, Tatort, Lukas und Sohn, Der Hausgeist, Praxis Bülowbogen oder Pastewka; in letzterer verkörperte er sich selbst.
Bekannt wurde er einem bundesweiten Fernsehpublikum auch durch seine Darstellung des Zivilfahnders „Django“ Fiebig in der nach dem englischen Vorbild Task Force Police vom damaligen SFB in drei Staffeln produzierten Polizeiserie Direktion City, zusammen mit Andreas Mannkopff, Ulli Kinalzik, Klaus Sonnenschein, Gerd Duwner und vielen weiteren bekannten Berliner Schauspielern.
Im August 2009 wurde der Hordes-Film Der Gründer, eine Satire über den ehemaligen Fernsehsender Kanal Telemedial, gedreht. Krauss spielte die Titelfigur Gerhard Hornbacher, die den umstrittenen Medienunternehmer Thomas Hornauer parodiert.[3] Krauss übernahm bei dem von ihm mitproduzierten Film auch den Part des Synchronregisseurs. 2015 arbeitete Krauss wieder mit Regisseur Hordes zusammen und stand neben Eva Habermann, Jiří Lábus und Katy Karrenbauer für Goblin vor der Kamera.[4][5]
2019 arbeitete Krauss ein drittes Mal wieder mit Hordes zusammen und verkörperte den Kommissar Hornbacher in der vom SWR für das Medienangebot funk produzierten Dramedy-Serie Patchwork Gangsta.[6] Noch zwei Monate vor seinem Tod stand er für Löwenzahn vor der Kamera.[7]
Zur Würdigung seiner langjährigen Rolle als Paschulke bei Löwenzahn wurde am 17. Mai 2020 die Löwenzahn-Folge Endlos haltbar – Wenn aus Nachbarn Freunde werden erstausgestrahlt, die als Hommage an und als Abschied von Helmut Krauss gedacht ist.[1] Außerdem wurde er in der allerletzten Folge der Fernsehserie Pastewka, Staffel 10 Folge 10 – „Die Hochzeitskutsche“, im Abspann zusammen mit Roger Willemsen als Freund der Serie gewürdigt.
Krauss war häufig auf Schurkenrollen abonniert. So sprach er in den Disney-Zeichentrickspielfilmen Basil, der große Mäusedetektiv den Greifer und in Bernard und Bianca im Känguruland den Percival C. McLeach. In der Disney-Zeichentrickversion von Der Glöckner von Notre Dame sprach er den Erzdiakon – im offiziellen Hörspiel zum Film von Kiddinx war Krauss zudem der Erzähler, da die Erzähltexte aus Sicht des Erzdiakons geschrieben waren. In einer Fernsehfolge von Benjamin Blümchen sprach er einen bayerischen Bauern, dessen Tochter mit Otto befreundet ist. Er war der Erzähler in der deutschen Fassung der japanischen Anime-Serie Captain Future. Im Jahre 1987 lieh Krauss seine dunkel dräuende Stimme dem bleichgesichtigen Nagelkopf Pinhead im surrealistischen Horrorfilm Hellraiser – Das Tor zur Hölle. Neben seinen hauptberuflichen Sprechrollen unterstützte er seit 2007 außerdem den studentischen Zeichentrickfilm Dreckmonster (Dirtmonsters) der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg und übernahm die Stimme der Hauptrolle Willi in der deutschen Fassung.
In den Jahren 2002 und 2003 war er zudem mit den Drei-???-Sprechern Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich mit dem Live-Hörspiel Die drei ???: Master Of Chess auf Deutschlandtournee, hierbei übernahm er die Rolle des Erzählers. ebenso erneut 2009 im Live-Hörspiel Die drei ??? und der seltsame Wecker: Live and Ticking und 2014 bei Phonophobia – Sinfonie der Angst. In Oliver DöringsStar-Wars-Hörspiel Labyrinth des Bösen (nach dem gleichnamigen Roman von James Luceno) sprach Krauss einen Barkeeper – ISBN 978-3-8291-2087-6.
2007 sprach Krauss zwei Bücher von Dirk Bernemann als Hörbücher beim UBooks-Verlag ein. Ferner wirkte er seit Beginn der Hörspielserie Elea Eluanda als Opi Kopi mit und engagierte sich in vielfältiger Weise beim Hörspiellabel Hörplanet. In der Hörspielserie Die Elfen von Bernhard Hennen übernahm Krauss 2014 ab Folge 9 die Rolle des Baumeisters Guido.[8]
Zudem war Krauss in mehreren Lady-Bedfort-Hörspielen zu hören, z. B. in Lady Bedfort und die Truhe des Kapitäns und Lady Bedfort und die Täuschung im Zug.
Privates
Krauss war zweimal verheiratet und hinterließ drei Kinder sowie drei Enkelkinder. Er lebte von 1978 bis zu seinem Tod im Goslarer Stadtteil Lengde und hatte zeitweise auch Wohnsitze in Berlin und auf Mallorca.[9][10]
Krauss starb am 26. August 2019 im Alter von 78 Jahren in Goslar.[11] Sein Urnengrab befindet sich auf dem anonymen Gräberfeld auf dem Friedhof in Lengde. Zur Erinnerung an ihn wurde 2020 ein öffentlicher Bücherschrank in Lengde umgestaltet.[12]