Großkarlbach liegt nahe dem Westrand der Rheinebene und wird vom Eckbach durchflossen, in dessen Aue unmittelbar beim Dorf regelmäßig Nachtigallen nisten, trotz des auch nachts beständigen Rauschens der in unmittelbarer Nähe querenden A 6.
Die älteste erhaltene Erwähnung von Großkarlbach, als Carlobach, stammt von 768 und ist im Lorscher Codex festgehalten.[2] Der Name geht auf die Bezeichnung Dorf der Freien Karle und die Lage am Eckbach zurück. Da der Ort im Grenzbereich zwischen der Kurpfalz und dem Territorium der Leininger Grafen lag, waren es diese beiden Herrscherhäuser, die Großkarlbachs Geschichte prägten. Auch das Kloster Otterberg war im Ort begütert.[3]
Bis 1969 gehörte der Ort zum damals aufgelösten Landkreis Frankenthal (Pfalz) und wechselte dann in den neugeschaffenen Landkreis Bad Dürkheim. Drei Jahre später erfolgte die Zuordnung zur ebenfalls neuen Verbandsgemeinde Grünstadt-Land, welche 2018 in der Verbandsgemeinde Leiningerland aufging.
Konfessionsstatistik
2007 waren 50,8 % der Einwohner evangelisch und 20,6 % katholisch. Die übrigen 28,6 % gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder waren konfessionslos.[4] Ende November 2022 hatten 36,6 % der Einwohner die evangelische Konfession und 20,4 % die katholische. 43,0 % gehörten entweder einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder waren konfessionslos.[5]
Fritz Wichmann (CDU) wurde am 29. Juli 2024 Ortsbürgermeister von Großkarlbach.[9] Bei der Direktwahl am 9. Juni 2024 hatte er sich mit einem Stimmenanteil von 65,8 % gegen einen Mitbewerber durchgesetzt.[10]
Wichmanns Vorgänger Richard Weißmann (FWG) war am 28. Januar 2024 für die restlichen Monate der noch laufenden Wahlperiode als einziger Bewerber mit 93,5 % zum Ortsbürgermeister gewählt worden.[11] Die Wahl des bisherigen Ersten Beigeordneten war notwendig geworden, da der bisherige Ortsbürgermeister, Paul Schläfer (FWG), der das Amt nach der Kommunalwahl 2019 von Ralf-Peter Riegel (SPD) übernommen hatte, am 12. November 2023 verstorben war.[12]
Wappenbegründung: Es wurde 1984 von der Bezirksregierung Neustadt genehmigt und geht zurück auf ein Gerichtssiegel von 1501. Der Wellenpfahl verweist redend auf die Endung des Ortsnamens.
Sehenswürdigkeiten und Kultur
Baudenkmäler
In Großkarlbach existieren noch sechs der ehemals sieben Mühlen. Eckbachabwärts sind dies: Mühle am Weiher, Schlossmühle, Rheinmühle, Dorfmühle, Pappelmühle und Heckmühle. Die Dorfmühle beherbergt nach dem Abschluss ihrer Restaurierung (2007) das Mühlenmuseum Leiningerland, das Bürgermeisteramt, das Gemeindearchiv sowie Jugend-, Senioren- und Tagungsräume.[14]
Große Weingüter mit ihren Fachwerkhäusern prägen den Ort. Weitere Sehenswürdigkeiten sind der 48 m hohe Turm der evangelischen Kirche im Dorfzentrum sowie eine Tonmanufaktur, in der Keramikprodukte gefertigt werden.
1990 wurde der Sieben Mühlen Kunst- und Kulturverein gegründet, der sich seinen Namen aufgrund der Mühlentradition des Dorfes gab.[15]
Regelmäßige Veranstaltungen
In Großkarlbach gibt es traditionelle Feste. Dazu zählen das über die Region hinaus ausstrahlende Kändelgassenfest am letzten Juliwochenende, die Kerwe im September und der Weihnachtsmarkt. Die Lange Nacht des Jazz fand 2002 zum ersten Mal statt und war 2006 Teil der Kampagne Deutschland – Land der Ideen, deren Schirmherr der damalige Bundespräsident Horst Köhler war. Daneben führen die örtlichen Vereine kleinere Veranstaltungen durch.
Bis 1939 war der Ort Endstation einer 1891 eröffneten Schmalspurbahn, der Lokalbahn, die wegen des Bimmelns ihrer Warnglocke im Volksmund „Bembel“ genannt wurde. Sie führte über Dirmstein und Heßheim nach Frankenthal und besaß auf Straßenbahngleisen auch Anschluss nach Ludwigshafen am Rhein.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
Friedrich Unger (1881–1947), Landrat des Landkreises Mellrichstadt
Personen, die vor Ort gewirkt haben
Anton Spiehler (1795–1867) war Bischofssekretär, Geistlicher Rat und Domkapitular der Diözese Speyer, Subregens des Diözesanpriesterseminars und Summus Custos (lat. für Höchster Hüter) des Speyerer Domes. Er war von 1819 bis 1827 katholischer Ortspfarrer.
↑Jürgen Keddigkeit, Michael Werling, Rüdiger Schulz und Charlotte Lagemann: Otterberg, St. Maria. Zisterzienserabtei Otterburg. In: Jürgen Keddigkeit, Matthias Untermann, Sabine Klapp, Charlotte Lagemann, Hans Ammerich (Hg.): Pfälzisches Klosterlexikon. Handbuch der pfälzischen Klöster, Stifte und Kommenden, Band 3: M–R. Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde. Kaiserslautern 2015. ISBN 978-3-927754-78-2, S. 524–587 (538).
↑Waltraud Werdelis: Großkarlbach trauert um Paul Schläfer. In: Die Rheinpfalz. Rheinpfalz Verlag und Druckerei GmbH & Co. KG, Ludwigshafen, 13. November 2023, abgerufen am 28. Januar 2024.
↑Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3.
↑Ein Stück Dorfgeschichte. In: LEO – Das Freizeitmagazin für die Pfalz. Rheinpfalz-Verlag, Ludwigshafen 21. Juni 2007.