Die Ortschaft liegt in Hinterpommern, etwa vierzehn Kilometer südöstlich von Kołobrzeg (Kolberg) und hundert Kilometer nordöstlich von Stettin.
Stadt
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung von Groß Jestin stammt aus dem Jahre 1238. Damals bestätigte Papst Gregor IX. dem Johanniterorden den Besitz von drei Ordenshäusern, die ein verstorbener pommerscher Fürst Ratibor und dessen Sohn Bogislaw dem Orden geschenkt hatten. Unter den Ordenshäusern war das in dem hier „Gostino“ genannten Ort. Bei den Fürsten handelt es sich nach dem Urteil des Historikers Martin Wehrmann um Ratibor I. († 1156) und dessen Sohn Bogislaw von Schlawe, doch kommen auch andere Zuordnungen in Betracht.[3]
Im 19. Jahrhundert war das Dorf eine Domäne der Stadt Kolberg in Hinterpommern, die sie verpachtete.[4] Die Kämmerei Kolbergs hatte die Ortschaft im 14. Jahrhundert vom Abt des Klosters Doberan gekauft. Um 1780 gab es auf der Domäne 16 Bauernhöfe.[5]
Im Mai 1945 wurde die Region von der Roten Armee besetzt. Anschließend wurde die Region zusammen mit ganz Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt. Die deutsche Bevölkerung wurde in den darauffolgenden Jahren vertrieben.
Am 1. Januar 2011 erhielt Gościno den Status einer Stadt.[7]
Gościno besitzt eine der größten Forstwirtschaften in Polen. Des Weiteren gibt es zwei Apotheken, drei Bäckereien und einen großen Milchverarbeitungsbetrieb (Arla Foods) sowie die Restaurant-Bar Hania.
Sehenswürdigkeiten
Pfarrkirche von Gościno (Groß Jestin)
Pfarrkirche, Innenraum
Pfarrkirche, Taufbecken aus dem 12. oder 13. Jahrhundert
Hier ist in erster Linie die (heute dem polnischen Märtyrer Andreas Bobola gewidmete) Pfarrkirche von Groß Jestin zu erwähnen. Es handelt sich um einen neogotischen Feldsteinbau aus dem Jahr 1865, der auf den Fundamenten einer früheren hölzernen Dorfkirche errichtet wurde. Der Innenraum ist mit einem kelchförmigen Taufbecken aus dem 12./13. Jahrhundert geschmückt. Das Taufbecken ist eines der seltensten Sakraldenkmale in ganz Westpommern.[9]
Egon Schultz (1943–1964), Unteroffizier der Grenztruppen der DDR
Gmina Gościno (Stadt- und Landgemeinde Gościno)
Allgemeines
Die Stadt- und Landgemeinde Gościno umfasst eine Fläche von 166 km², was 16 Prozent der Fläche des Powiat Kołobrzeski (Kreis Kolberg) ausmacht. Im Gemeindegebiet, zu dem auch die Stadt Gościno gehört, leben mehr als 5000 Menschen.
Verwaltungsgliederung
Zur Gmina Gościno gehören neben der Stadt Gościno die folgenden Ortsteile (Schulzenämter):
Innerhalb der Gemeinde stellt eine Kreisstraße (droga powiatowa) eine Verbindung in die Stadt Karlino (Körlin) nahe Białogard (Belgard (Persante)) her.
Eisenbahn
Die Gmina Gościno ist nicht direkt an das Bahnnetz der Polnischen Staatsbahn angeschlossen. Die nächstgelegenen Bahnhöfe befinden sich in Kołobrzeg und Karlino.
Vor 1945 führten durch das heutige Gemeindegebiet mehrere Linien der Kolberger Kleinbahn. Vom Zentrum Groß Jestin aus fuhren ab 1895 Kleinbahnzüge nach Kolberg und nach Roman (heute polnisch: Rymań), außerdem nach Stolzenberg (Sławoborze). 1909 wurde eine Kleinbahnlinie nach Groß Pobloth (Pobłocie Wielkie) gebaut, die 1915 bis nach Karlino verlängert wurde.
Weblinks
Commons: Gościno – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil III, Band 1, Anklam 1867, S. 145.
↑Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 494–495.
↑ abcdefghManfred Vollack: Das Kolberger Land. Seine Städte und Dörfer. Ein pommersches Heimatbuch. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 1999, ISBN 3-88042-784-4, S. 258.
↑Flyer: Offene Kirchen. Rund um Kolobrzeg (Kolberg). Herausgegeben von der regionalen Planungsstelle Uckermark-Barnim, Eberswalde 2005