Für die in den 1880er Jahren gegründete Villenkolonie Grunewald wurde das 11.686 m² große Gelände nordwestlich der Bornstedter Straße 1891 als Friedhof ausgewählt. Bereits zu diesem Zeitpunkt war das Gelände von Bahngleisen umschlossen, so dass der Zugang nur mittels einer Brücke über einem Bahngleis hergestellt werden konnte. Diese abgeschiedene Lage bescherte dem Friedhof den Volksnamen Toteninsel.
Am 19. Mai 1892 wurde der nach Plänen des königlichen Garteninspektors Roer angelegte Friedhof eröffnet. Vom Zugang führt der Hauptweg durch eine Allee aus Pyramideneichen geradewegs auf die 1897 im neugotischen Stil errichtete Friedhofskapelle. Nach Entwürfen von Carl Zaar und Rudolf Vahl wurde die Kapelle 1902/03 um eine Vorhalle erweitert.
Das Wegenetz des Friedhofs besitzt noch heute die zu seiner Eröffnung angelegte Struktur. Der Friedhof steht als Gartendenkmal unter Denkmalschutz.[1]
Beigesetzte Persönlichkeiten
Die Villenkolonie Grunewald, einer der nobelsten Wohnstandorte Berlins, führte dazu, dass auf dem Friedhof Grunewald zahlreiche erfolgreiche Wissenschaftler, Unternehmer und Künstler beigesetzt wurden. Persönlichkeiten darunter sind (alphabetisch sortiert):
(* = Ehrengrab des Landes Berlin,[2] ° = ehemaliges Ehrengrab des Landes Berlin)
Franz Ahrens (1858–1937), Architekt, Lage unbekannt bzw. bereits eingeebnet[3]
Gustav Ahrens (1860–1914), Bankier, Lage: Abt. I-Erb-33
Das Grabmal Ernst von Möllers wurde von Fritz Schumacher, einem Gründungsmitgliedes des Deutschen Werkbunds, gestaltet. Eine Quaderwand aus Muschelkalk wird mit hervorspringenden Pfeilern in drei Felder für die Aufnahme der Namen der Verstorbenen unterteilt. Die Pfeiler sind mit Weinranken geschmückt und am Kopf der Namensfelder befinden sich allegorische Motive.
Für einen Friedhof besonders ungewöhnlich ist das farbenfrohe Glasmosaik für das Grabmal von Fritz Dernburg. Dieser war im Kindesalter verstorben. Max Seliger, der Bruder der Mutter des verstorbenen Kindes, entwarf das Mosaik, das zwei weiß gekleidete Frauen an einem Altar zeigt. Der Altar trägt den häufig verwendeten Grabspruch „Die Liebe höret nimmer auf“ (Korinther 13,8). Eine der Frauen platziert Vasen mit roten Tulpen auf dem Altar, während die andere eine Harfe spielt, die gedankenverloren von einer Putte mit bunten Flügeln umfasst wird. Zeitgenössische Quellen berichten, dass die Gesichtszüge der Frauen denen der Mutter, Emma Dernburg, und ihrer Schwester nachempfunden sein sollen. Den Hintergrund zieren zahlreiche weiße Lilien vor einem dunklen Blau. Nach Fritz Dernburg wurden weitere Familienmitglieder in dieser Grabstätte beigesetzt.
Unweit dieser Grabstätte befindet sich ein weiteres Grabmal mit einem Mosaik, das einen Engel mit zwei Palmenwedeln vor einer Stadtbefestigung auf goldenem Grund zeigt. Das Mosaik weist schon beträchtliche Schäden auf. Dieses Grabmal wurde für die 1896 verstorbene Therese Möbius geschaffen.
Mittlerweile befinden sich auf dem Friedhof auch einige neuere, modern gestaltete Grabstätten.
Klaus Konrad Weber, Peter Güttler, Ditta Ahmadi (Hrsg.): Bestattungswesen. (= Berlin und seine Bauten, Teil X, Band A (Anlagen und Bauten für die Versorgung), Teilband 3.) Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 1981, ISBN 3-433-00890-6.
Eines Schattens Traum ist der Mensch. Berliner Friedhöfe. Teil 1. (CD-ROM) GBBB e. V., Berlin 1997.
Wolf-Rüdiger Bonk: 125 Jahre Villenkolonie Grunewald. Berlin 2016.