Als Sohn des Malers Christian Carl Magnussen erhielt er bei seinem Vater ersten Unterricht im Zeichnen, Modellieren und Holzschnitzen. Seine Geschwister waren der Keramiker und Landschaftsmaler Walter Magnussen (1869–1946) und die Malerin und Schriftstellerin Ingeborg Magnussen (1856–1946).
Studium und Werk
1882 begann Harro Magnussen das Studium der Malerei an der Münchner Kunstakademie bei Nikolaus Gysis, Gabriel von Hackl und Ludwig von Löfftz. Stark beeindruckt von den Werken der Berliner Bildhauerschule – insbesondere dem Neubarock des Reinhold Begas – zog es ihn 1888 nach Berlin in das Atelier von Begas, wo er fünf Jahre blieb und unter anderem am Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal mitarbeitete. Seit 1893 selbstständig, beteiligte sich Magnussen an etlichen Wettbewerben, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Dagegen prägten Porträtbüsten sein Schaffen. Seine Bismarck-Büste von 1889 soll zehn Jahre später bereits in mehr als 1000 Exemplaren verkauft worden sein, zumeist in Gips oder Bronze, aber wohl auch als Galvanoplastik durch die WMF.
1899 erregte Magnussen die Aufmerksamkeit von Kaiser Wilhelm II., der ein in Marmor ausgeführtes Bildnis des sterbenden Friedrich II. erwarb und ihn mit weiteren Entwürfen zu einer Statue des Königs für den Weißen Saal im Berliner Stadtschloss beauftragte.[1]
Im Jahr 1905 übernahm er zudem die künstlerische Betreuung und Bühnen-Ausstattung des Kleinen Theaters in Berlin.[2]
Magnussen schied 1908 durch Freitod aus dem Leben.
Leistungen
Harro Magnussen besaß eine ausgeprägte Gabe für die Charakterisierung der von ihm modellierten Personen, die ihm eine unter den Berliner Bildhauern geachtete Position und das Wohlwollen des Kaisers verschaffte. In dem Bemühen, in seinen Werken der Wirklichkeit gerecht zu werden, kam er aber über eine gewisse „Starrheit“ in der Darstellungsweise nicht hinaus.
Der Philosoph von Sanssouci in seinen letzten Stunden, Entwurf (Gips), 1900 als Geschenk des Künstlers an das Invalidenhaus Berlin, ein weiteres Exemplar heute im Bestand der Skulpturengalerie Berlin, in Marmor siehe 1898
Standbild Martin Luthers über dem Portal der Lutherkirche an der Karpfangerstraße in Hamburg-Neustadt; Kirche 1943/44 zerstört; Standbild seit 1966 neben der Kirche St. Nikolai in Hamburg-Moorfleet[6]
1905
Standbild des Kurfürsten Joachim II. für die Innenausstattung des Berliner Doms
1906
Standbild Kaiser Wilhelms I. in Bonn, erhalten auf neuem Sockel
1907
Entwurf für ein Denkmal der Naturforschung in Jena
1908
Modell für einen Hermann-Balck-Brunnen in Elbing (um 1910 posthum fertiggestellt)
Denkmal für den Bildhauer Julius Moser in Görlitz, nach 1945 entfernt
Waldersee-Denkmal in Hirschberg
Galerie
Roon-Standbild am Großen Stern in Berlin
Bismarck-Standbild in Kiel
Denkmalgruppe 20 an der Siegesallee in Berlin
Denkmalgruppe 20 an der Siegesallee in Berlin
Allmers-Denkmal in Rechtenfleth
Standbild Kaiser Wilhelms I. in Bonn
Honterus-Denkmal in Kronstadt
Lebensdurst
Jagow-Büste
Büste Heinrich Seidel
Büste Johannes Trojan
Publikationen
mit Otto Schmidt und Ernst Schneider: Die Gestalt des Menschen und ihre Schönheit: Vorlagen zum Studium des nackten menschlichen Körpers / hrsg. von den Kunstmalern Otto Schmidt und Ernst Schneider. Mit Geleitw. von Harro Magnussen. Singer, Berlin 1907.
Christian Carl Magnussen. In: Die Heimat. Monatsschrift des Vereins zur Pflege der Natur- und Landeskunde in Schleswig-Holstein, Hamburg und Lübeck. Bd. 17 (1907), Heft 10, Oktober 1907, S. 225–234 (Digitalisat).
Peter Bloch, Sibylle Einholz, Jutta von Simson (Hrsg.): Ethos & Pathos. Die Berliner Bildhauerschule 1786–1914. (Ausstellungskatalog) Berlin 1990.
Peter Bloch, Waldemar Grzimek: Die Berliner Bildhauerschule im neunzehnten Jahrhundert. Das klassische Berlin. Berlin 1978. (Neuauflage 1994)
Uta Lehnert: Der Kaiser und die Siegesallee. Réclame Royale. Dietrich Reimer, Berlin 1998.
Bernhard Maaz (Hrsg.): Nationalgalerie Berlin. Das XIX. Jahrhundert. Bestandskatalog der Skulpturen. Berlin 2006.
Eckart Schörle: Harro Magnussen (1861–1908). Ein Bildhauer der Jahrhundertwende zwischen Anpassung und Eigensinn. In: Nordelbingen, Band 71, 2002. S. 75–110.
Albrecht, Uwe: Das Kieler Bismarck-Denkmal und sein Schöpfer Harro Magnussen, in: Denkmäler in Kiel und Posen , Kiel 2002, S. 93–106
Frank-Thomas Ziegler: Honterus-Konstruktionen. Zu Vorgeschichte und Entstehung des Denkmals von Harro Magnussen, in: Forschungen zur Volks- und Landeskunde, Band 62 (2019) Seite 77–108
↑Fürst Bismarck. Büste von Harro Magnussen. Zu seinem achtzigsten Geburtstag. In: Velhagen und Klasings Monatshefte, Jg. 9 (1894/95), Bd. 2, Heft 8, April 1895, vor S. 113.
↑Heinrich Seidel: Porträtbüste von Harro Magnussen. In: Velhagen und Klasings Monatshefte. Jg. 8 (1893/94), Bd. 2, Heft 9, Mai 1894, S. 280.
↑Johannes Trojan: Porträtbüste von Harro Magnussen. In: Velhagen und Klasings Monatshefte. Jg. 8 (1893/94), Bd. 2, Heft 9, Mai 1894, S. 281.
↑Lutherdenkmal auf www.hamburger-reformation.de, abgerufen am 13. Oktober 2017