Die Landschaft um Freetown ist gekennzeichnet von Hügeln mit tropischem Regenwald, die bis an die Sandstrände reichen. Ein Großteil des Primärwaldes ist durch Brandrodung und Logging zerstört worden. 2010 wurde das gesamte Gebiet der Peninsula als Western Area Peninsular-Nationalpark in seinem Schutzstatus erhöht, um den Erhalt der bestehenden Wälder sicherzustellen. Im südlichen Teil der Peninsula sowie an den Flussmündungen sind Mangroven und Sumpfland verbreitet. Diese sind vor allem um den Aberdeen Creek im Zentrum der Stadt bedroht.[2]
Klima
Das Klima in Freetown ist tropisch-feucht mit Niederschlägen nicht weniger als 3000 Millimeter pro Jahr.[3] Freetown gilt damit als eine der feuchtesten Hauptstädte der Erde.
Das Klima unterteilt sich in drei Jahreszeiten: eine Regen-, eine Trockenzeit und die Harmattanzeit. Die Regenzeit beginnt im Mai und endet im November. Der Höhepunkt zwischen Juni und Oktober wird durch tägliche Gewitter und Regenfälle gekennzeichnet, die nicht selten Wochen anhalten.[3] Der Harmattan, ein trockener Saharawind, weht zwischen Dezember und Februar.[4]
Mitte Oktober beginnt die Trockenzeit, Niederschläge werden seltener. Im Dezember und Januar ist das Klima durch den Harmattan geprägt, einem Wind aus der Sahara, der Staub und erstaunlicherweise kühle Luft mit sich bringt. Februar, März, April sind die heißesten Monate mit seltenen Niederschlägen.
Die Temperaturen liegen ganzjährig am Tag bei 28 °C bis 31 °C, nachts zwischen 23 °C und 25 °C. Im Jahresdurchschnitt herrscht eine Tagestemperatur von 30 °C, nachts von 24 °C. Der Atlantik hat konstante 26 bis 27 °C. Die Luftfeuchtigkeit fällt selten unter 75 Prozent, liegt zwischen April und November meist bei deutlich über 90 Prozent.
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Freetown
Bevor die Weißen an die Küste gelangten, hieß Freetown „Romarong“, die „Stadt der Wehklagen“. Dieser Name entsprang dem konstanten „Schreien“ und „Weinen“ der Verunglückten in den starken Stürmen an der Mündung des Sierra Leone River. Die ersten weißen Siedler gaben ihr den Namen „Granville Town“.[6]
Kolonialzeit
Zwischen 1808 und 1874 war Freetown die Hauptstadt von Britisch-Westafrika. Es war wichtigster Standort der Royal Navy West Africa Squadron, die vor allem das Verbot der Sklaverei durchsetzen sollte. In dieser Zeit nahm die Bevölkerung in Freetown deutlich zu, da zahlreiche befreite Sklaven angesiedelt wurden.[7]
Jüngere Geschichte
Ende der 1990er Jahre fanden in der Stadt im Rahmen des Bürgerkriegs erbitterte Kämpfe zwischen Rebellen und den Regierungstruppen statt. Sie wurde 1998 von Truppen der ECOWAS eingenommen, die wieder Ahmad Tejan Kabbah als Präsidenten wollten. 1999 griffen Truppen der Revolutionary United Front die Stadt an, im Mai wurde ein Waffenstillstand vereinbart. Aber erst Anfang 2002 konnte der Bürgerkrieg mit Unterstützung der Vereinten Nationen (UNAMSIL) beendet werden. Im gleichen Jahr wurde Freetown Sitz des Sondergerichtshofs für Sierra Leone, der die für begangene Kriegsverbrechen Hauptverantwortlichen zur Rechenschaft ziehen soll.
Die Bevölkerung in Freetown setzt sich aus praktisch allen Volksgruppen des Landes zusammen. Aktuell (Stand 2019) verzeichnet die Stadt einen Bevölkerungszuwachs von mehr als vier Prozent im Jahr.[8] 2021 hatte Freetown 610.000 Einwohner und damit nahezu 400.000 weniger als beim Zensus 2015.[9] Bis 2028 wird mit einer Verdopplung gerechnet.[8]
Freetown wird von einem Stadtrat (City Council) unter Vorsitz eines Bürgermeisters geführt. Dieses Amt nimmt seit 2012 Sam Franklyn Gibson wahr. Das historische Zentrum der Stadt ist die eigentliche City of Freetown (vgl. City of London). Der Bau eines neuen zentralen Verwaltungsgebäudes für den Stadtrat ist seit Ende 2017 geplant.[10]
Politisch ist Greater Freetown in drei Bezirke untergliedert: East End, Central und West End, die sich wiederum in insgesamt 17 Wahlkreise (Liste der Wahlkreise in Sierra Leone) gliedern.
Die Stadt verfügt mit dem Zentralgefängnis Freetown über ein Hochsicherheitsgefängnis, das im Jahr 1914 erbaut wurde.
Einer der bekanntesten touristischen Anlaufstellen war der Cotton Tree. Der Baum stand mindestens seit 1787 im Stadtzentrum von Freetown. Hier befindet sich auch das kleine Sierra Leone National Museum. Der Baum fiel am 24. Mai 2023 während eines heftigen Sturms um.[11]
Weitere Sehenswürdigkeiten sind das Gebäude des Obersten Gerichtshofes, die sog. „Portugiesischen Treppen“, das Tor zum Old Kings Yard und die drei historischen Kanonen an der Stadtgrenze.
Im Nationalen Eisenbahn-Museum in Cline Town wird die größte und schwerste jemals gebaute Schmalspur-Lokomotive ausgestellt. In den Hügeln außerhalb von Freetown liegt das Schimpansenschutz- und -aufzugsgebiet Tacugama.
Entlang der Peninsula befinden sich viele kleine Inseln, u. a. Bunce Island mit den Ruinen eines Forts. Lumley Beach direkt in Freetown ist ein beliebter Anlaufpunkt.
Weitere Strände sind:
River No. 2 Beach (30 Minuten von Freetown)
Lakka Beach
Toke Beach
Mamma Beach
Kent Beach
2017 wurde der Victoria Park im Stadtzentrum in den Freetown Amusement Park, einem kleinen Freizeitpark, umgewandelt.[12]
Verkehr
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Der Hafen Freetown spielt traditionell eine wichtige Rolle. Er ist der drittgrößte Naturhafen der Erde und wurde Ende 2013 erstmals wieder von großen Kreuzfahrtschiffen angefahren.
Freetown kämpft mit chaotischen Verkehrszuständen aufgrund schlechter Straßenverhältnisse – nur die wichtigsten Straßen sind asphaltiert –, hohen Verkehrsaufkommens und fehlender Straßenschilder. Freetown ist die größte Stadt der Erde ohne Ampelanlagen. Erste Ampelanlagen wurden in Betrieb genommen.
Energie
Die Energieversorgung in Sierra Leone konnte zu keiner Zeit in den letzten 50 Jahren sichergestellt werden. Auch heute (Stand April 2019) gibt es keine durchgehende Stromversorgung in der Stadt. Durch den Bau eines Kraftwerkes am Bumbuna-Stausee (Bumbuna Hydroelectric Project)[13] werden von der Stadtverwaltung seit 2009 vier Stunden öffentlicher Strom am Tag sichergestellt.
In der Nähe Freetowns sollte 2014 mit sechs Megawatt Leistung Westafrikas größter Solarpark entstehen.[14]
Wasser, Abwasser und Abfall
95 Prozent der Einwohner der Stadt verfügen über keinen Zugang zu Trinkwasser oder sind nicht an Abwassersysteme angeschlossen. Außerhalb des Stadtzentrums (Central Business District) gibt es keinerlei öffentliche Infrastruktur dieser Art. Es gibt zwei Abfallhalden in der Stadt. Monatlich wird ein Cleaning Day durchgeführt, bei dem die Bewohner die Straßen und Plätze säubern.[8][15]
Bildung und Sport
Bildung
Die tertiäre Bildung wird vor allem durch die University of Sierra Leone (USL) und die Njala University sichergestellt. Letztere hat einen Campus in Freetown, jedoch den Hauptsitz in der Stadt Njala.
Das Fourah Bay College (Teil der USL) ist die älteste Universität Schwarzafrikas und der Grund, warum Freetown auch als „Athen Westafrikas“ bezeichnet wird. Sie wurde bereits 1827 gegründet. Ursprünglich eine Missionarsschule, entwickelte sich Fourah Bay schnell zu einem Magneten für viele gebildete Menschen aus ganz Westafrika. Sie erlangte insbesondere Berühmtheit in den Bereichen Theologie und Pädagogik. Ein weiterer dem College zugehöriger Campus ist die Eastern Polytechnic in Kenema.
Das Njala University College ist sowohl in Freetown (temporär, ursprünglich in der Stadt Njala) als auch in der Provinzhauptstadt Bo mit einem Campus vertreten. Ähnlich einer deutschen Fachhochschule werden hier vor allem technisch-praktische Fächer wie Landwirtschaft und Technologie unterrichtet.
Neben den Universitäten gibt es einige Polytechniken sowie zahlreiche Grund- und Oberschulen sowie Berufsschulen, darunter u. a.:
Siaka Stevens (1905–1988), Staatspräsident Sierra Leones
Literatur
H. Reginald Jarrett: Some Aspects of the Urban Geography of Freetown, Sierra Leone, in: Geographical Review, Taylor & Francis, Ausgabe 46, Nr. 3, Juli 1956, S. 334–354.
Filmische Rezeption
Freetown, Spielfilm von Garrett Batty, 2015. (auf YouTube)
↑ abRosalind Shaw: Memories of the Slave Trade, Ritual and the Historical Imagination in Sierra Leone. (Mohamed Sheriff), University of Chicago Press 2002, S. 37.
↑Rosanne Marion Adderley: "New negroes from Africa" slave trade abolition and free African settlement in the nineteenth-century Caribbean. Indiana University Press, Bloomington 2006, ISBN 978-0-253-21827-8 (englisch).
↑Agence France-Presse: Sierra Leone’s symbolic Cotton Tree falls during storm in Freetown. In: The Guardian. 25. Mai 2023, ISSN0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 26. Mai 2023]).
↑The Freetown Amusement Park is an added blessing to the tourism industry. National Tourist Board Sierra Leone, 29. Juni 2017.