Die Ford Motor Company Limited war ein britischer Automobilhersteller, der von 1909 bis 1967 zuerst in London und dann in Dagenham (Essex) und Brentwood (Essex) ansässig war. Die Firma war der britische Ableger des US-amerikanischen Automobilherstellers Ford Motor Company. Zuständig war sie für die Fertigung und den Verkauf von Ford-Produkten im Vereinigten Königreich und anfangs auch in Irland. 1967 wurde sie fusioniert mit Ford Deutschland zu Ford of Europe.
Die ersten Ford-Automobile, drei Modell A, wurden 1903 in das Vereinigte Königreich eingeführt und der erste Ford-Händler öffnete 1910 in Southampton seine Tore. 1909 wurde die Ford Motor Company (England) Ltd. in der Shaftesbury Ave. 55 in London unter der Führung von Percival Perry gegründet.[1] 1911 wurde ein Montagewerk in einer alten Straßenbahnfabrik in Trafford Park (Manchester) eröffnet, in dem von 60 Arbeitern das Modell T montiert wurde. Gleichzeitig wurde die Firma in Henry Ford & Son Ltd. umbenannt. Dies war die erste Ford-Fabrik außerhalb der USA. Zuerst wurden die Wagen auf importierten Fahrgestellen montiert, wobei die Karosserien von örtlichen Zulieferern kamen, aber 1914 wurde das erste Fließband in Großbritannien installiert, auf dem 21 Autos pro Stunde gebaut wurden. 6000 Fahrzeuge entstanden 1913 und das Modell T wurde mit einem Marktanteil von 30 % zum meistverkauften Auto in Großbritannien. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Werk in Trafford Park vergrößert und 1919 waren 41 % aller in Großbritannien zugelassenen Autos Ford.
1917 kam ein Werk in Cork in Irland dazu, das ursprünglich zum Bau von Traktoren vorgesehen war, in dem aber ab 1921 auch Pkw montiert wurden. Dies war das erste Fabrikgebäude, das von Ford in Europa errichtet wurde. 1984 schloss dieses Werk.
1918–1939
Wenn auch das Werk in Trafford Park durch den Manchester Ship Canal erschlossen war, so beschloss Ford doch, dass ein Zugang zu einem Tiefwasserhafen unerlässlich war und 1923 entschied man sich für einen neuen Fabrikstandort in Dagenham an der Themse, östlich von London. Der Neubau begann 1929 und im Oktober 1931 wurde das damals größte Automobilmontagewerk in Europa eröffnet. Die Karosseriefertigung wurde exklusiv an Briggs Motor Bodies gegeben, ein neu gegründetes Tochterunternehmen der US-amerikanischen Briggs Manufacturing Company, die unmittelbar neben Fords Dagenham-Werk eine auf industrialisierte Produktion ausgerichtete Fertigungsanlage errichtete. in dem das Pkw-Modell A und das Lkw-Modell AA gebaut wurden. Damit einher ging eine erneute Namensänderung der Gesellschaft in Ford Motor Company Ltd. Man befand sich auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise und das Modell A war in Steuer und Unterhalt zu teuer für viele Briten, sodass nur wenige Exemplare verkauft werden konnten. In den ersten drei Monaten waren es nur fünf Stück. So brauchte die Firma dringend ein kleineres Modell, das im Modelljahr 1933 als Modell Y mit 933 cm³ Hubraum erschien. Dieser Wagen passte sehr viel besser zu den damaligen wirtschaftlichen Verhältnissen und wurde 1935 der erste Wagen in Großbritannien, der für £100 angeboten wurde. Von 1932 bis 1937 entstanden über 157.000 Exemplare in Dagenham und Cork und zu Spitzenzeiten waren 41 % aller in diesem Marktsegment in Großbritannien verkauften Autos Ford Modell Y. 1939 wurde die Traktorenfertigung nach Dagenham verlegt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die zivile Produktion wieder aufgenommen. 1946 entstanden in Dagenham 115.000 Fahrzeuge und die Fabriken in London-Walthamstow und Langley (Buckinghamshire) (später zu Berkshire) wurden gebaut. 1953 kaufte man Briggs Motor Bodies zu, was der Firma besseren Zugriff auf seine Zulieferer gestattete und mit dem Kauf weiterer Werke in Doncaster (Yorkshire), Southampton, Croydon (London) und Romford verbunden war. 1953 hatte Ford of Britain 40.000 Beschäftigte.
Bis 1960 war die Ford Motor Company (England) Ltd. eine an der Börse notierte Aktiengesellschaft, aber in diesem Jahr schloss Ford USA die Minderheitsaktionäre aus („squeeze-out“), so dass Ford of Britain eine 100%ige Tochtergesellschaft von Ford USA wurde.[2]
1962 eröffnete Ford eine Fabrik in der Nähe von Halewood für den neuen Anglia. Im Jahr 2000 gab Ford dieses Werk mit dem letzten Escort auf, seit 2001 wird dort der Jaguar X-Type gebaut.
Eine weitere neue Fabrik wurde 1964 in Basildon eröffnet, in der Traktoren hergestellt werden, und 1965 wurde ein weiteres Werk in Swansea für Fahrwerkskomponenten und Achsen zugekauft.
Nutzfahrzeuge
Ford stellte eine Reihe von Nutzfahrzeugen, beginnend mit dem Modell TT 1917 her. Von 1933 bis 1939 hießen diese Lieferwagen Fordson, von 1939 bis 1957 Fordson Thames respektive Ford Thames und von 1957 bis 1965 nur noch Thames. Ab 1965 kehrte man wieder zum Namen Ford zurück. Nach Schließung des Werkes in Trafford Park wurden die meisten Lieferwagen in Langley gebaut. 1986 verkaufte man die gesamte Sparte an die italienischeIveco-Gruppe. So entstand Iveco-Ford, woran Ford einen 48%igen Anteil hielt. Der Markenname Ford wurde kurz darauf in Europa für schwere Nutzfahrzeuge aufgegeben. Iveco schloss das Werk in Langley 1997.
Insgesamt entstanden zwischen 1903 und 2002 24.321.719 Kraftfahrzeuge. Diese Zahl beinhaltet Personenkraftwagen, von Pkw abgeleitete Lieferwagen und Nutzfahrzeuge.[3]
Nachstehend eine Auflistung der Pkw-Produktion.[3]
Jahr
Produktionszahl
1911
1.485
1912
2.942
1913
6.138
1914
8.242
1915
8.905
1916
9.037
1917
4.268
1918
2.527
1919
8.086
1920
25.666
1921
11.603
1922
11.091
1923
11.507
1924
8.919
1925
5.086
1926
4.510
1927
1.817
1928
2.896
1929
7.120
1930
4.495
1931
5
1932
11.920
1933
36.424
1934
34.486
1935
48.551
1936
74.988
1937
77.830
1938
59.935
1939
48.031
1940
11.286
1941
2.885
1942
5.162
1943
2.647
1944
1.165
1945
2.330
1946
33.945
1947
44.849
1948
66.560
1949
79.448
1950
99.478
1951
94.268
1952
93.858
1953
160.575
1954
210.153
1955
241.502
1956
227.209
1957
241.950
1958
289.922
1959
319.454
1960
407.548
1961
326.927
1962
368.459
1963
504.093
1964
526.041
1965
505.168
1966
465.309
1967
440.712
1968
498.100
1969
541.123
1970
462.893
1971
368.482
1972
537.722
1973
453.448
1974
383.724
1975
333.557
1976
387.309
1977
421.769
1978
327.398
1979
408.726
1980
342.756
1981
342.176
1982
307.640
1983
318.686
1984
273.767
1985
317.689
1986
346.266
1987
383.429
1988
374.462
1989
382.595
1990
329.604
1991
339.182
1992
302.990
1993
261.546
1994
269.050
1995
274.367
1996
318.250
1997
302.406
1998
298.629
1999
255.125
2000
155.094
2001
73.180
2002
12.903
Summe
18.017.816
Anmerkung: Die einzelnen Zahlen ergeben aufaddiert 18.017.456.
Literatur
David Culshaw, Peter Horrobin: The Complete Catalogue of British Cars 1895–1975. Veloce Publishing PLC, Dorchester 1997, ISBN 1-874105-93-6.
Jonathan Wood: The British Motor Industry. Shire Publications Ltd, 2010, ISBN 0-7478-0768-X.
G. N. Georgano (Hrsg.), G. Marshall Naul: Complete Encyclopedia of Commercial Vehicles. MBI Motor Books International, Osceola WI 1979, ISBN 0-87341-024-6.
Halwart Schrader, Jan P. Norbye: Das Lastwagen-Lexikon. Alle Marken 1900 bis heute. Schrader Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-613-01837-3.
lastauto omnibus Nutzfahrzeug-Katalog 1980. Alle Nutzfahrzeuge, Anhänger, Aufbauten, Kranwagen, Ladehilfen in Deutschland. Nr. 9, Vereinigte Motor-Verlage, Stuttgart 1980.