Emilia Roig wuchs in einem Vorort von Paris als Tochter eines jüdisch-algerischen Vaters und einer aus Martinique stammenden Mutter auf.[1][2] Der Vater ist Arzt, die Mutter Krankenschwester.[3] Roigs Eltern lernten sich in Französisch-Guyana kennen und ließen sich in der Nähe von Paris nieder.[4]
Sie war 2020 Jurymitglied des Deutschen Sachbuchpreises des Deutschen Bibliotheksverbands und 2019 in der Jury des 25 Women Award der Edition F. Sie war Ende 2021 Teil der Kampagne „Lesbische Sichtbarkeit“ des Berliner Senats. 2022 wurde sie als „Most Influential Woman of the Year“ im Rahmen des Impact of Diversity Award gewählt.
Roig ist Mutter eines Sohnes, geschieden und lebt seit 2005 in Berlin.[12] Sie bezeichnet sich als queer.[13]
Center for Intersectional Justice (2017–2024)
In Berlin gründete sie 2017 die Non-Profit-OrganisationCenter for Intersectional Justice e.V. (CIJ)[14] als gemeinnützigen Verein mit dem Ziel, Gleichstellungs- und Anti-Diskriminierungsarbeit in Deutschland und Europa um eine intersektionale Perspektive zu erweitern.[15] CIJ machte Lobbyarbeit, bot Trainings und Workshops, forschte und publizierte zu Themen im Bereich Intersektionalität. So veröffentlichte CIJ im Auftrag des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) 2019 einen Bericht über „Intersektionalität in Deutschland“. 2024 wurde die Schließung des Zentrums bekanntgegeben.[16]
Werke
Sachbuch Why We Matter (2021)
2021 erschien ihr erstes Buch unter dem Titel Why We Matter. Das Ende der Unterdrückung. Unter anderem anhand ihrer eigenen Familiengeschichte beschreibt sie aus intersektionaler Perspektive, wie Machthierarchien und Systeme der Unterdrückung erkannt und bekämpft werden können.[1][2] Das Buch wurde ein Bestseller und in den Feuilletons überregionaler Tageszeitungen besprochen.[17] Es erschien auf der Sachbuch-Bestenliste für März 2021 von Deutschlandfunk Kultur, dem ZDF und der Zeit.[18] Es wurde auf Platz 14 auf der Spiegel-Bestsellerliste im Februar 2021 gelistet sowie zu den Top 5 Büchern des Monats im März 2021 bei der Süddeutschen Zeitung.[19]
Sachbuch Das Ende der Ehe: Für eine Revolution der Liebe (2023)
2023 veröffentlichte Emilia Roig das Sachbuch Das Ende der Ehe: Für eine Revolution der Liebe | Feministische Impulse für die Abschaffung einer patriarchalen Institution, in dem sie für eine graduelle Abschaffung der Ehe und aller anderen rechtlich geregelten Paarbeziehungen plädierte.[20][21] Sie argumentierte, dass die Ehe generell eine „authentische Liebe“ nicht ermögliche,[22] da sie auf dem Patriarchat fuße,[21] eine Gleichstellung sei per se nicht möglich, da die Ehe auf dem „Konzept von Besitz und Kontrolle der Frauen“ beruhe.[23] Als Alternative sieht sie eine „Dezentralisierung der Sexualität“ in Paarbeziehungen.[24] Queere Familienstrukturen, die auch Polyamorie und Co-Parenting beinhalten, sind Teil ihres Lösungsszenariums.[25]
Israelkritik und Antisemitismusvorwürfe
Mirna Funk warf Roigs Buch Why we Matter 2023 in der WeltGeschichtsrevisionismus und Antisemitismus vor, insbesondere ihrer These, Juden seien immer weiß gewesen und die Nationalsozialisten hätten sie als nicht-weiße Rasse erst konstruiert.[26] Roig entgegnete darauf, sie habe dies im Buch so nicht geschrieben, die Aussage sei diffamierend.[27] Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023 bezeichnete Roig Israels Handeln als „Genozid“[28] und „Besatzung“. Nicole Deitelhoff kritisierte diese Positionen bei der von Carolin Emcke moderierten Veranstaltung Streitraum.[29] Barbara Behrendt kritisierte bei rbbKultur, dass Emcke der Bezeichnung „Genozid“ nicht widersprach.[30]Dana von Suffrin warf Roig für ihre Aussagen zum angeblichen Genozid Israels auf Spiegel Online Antisemitismus vor.[31] Bei der Diskussionsveranstaltung „Jüdischsein im antisemitischen und philosemitischen Klima Deutschlands“ am 9. Dezember in Berlin sagte Roig, der Zionismus sei kein integraler Bestandteil des Judentums, sondern eine Ideologie des 20. Jahrhunderts, die von einer Minderheit einflussreicher aschkenasischer Juden vorangetrieben und von westlichen Großmächten unterstützt worden sei. Als nicht-zionistische jüdische Stimme in Deutschland fühle sie sich unterdrückt und diffamiert.[32] Im Januar 2024 sagte die Region Hannover aufgrund der Aussagen zu Israel einen für Februar geplanten Frauenneujahrsempfang ab, zu dem Roig als Rednerin geladen war.[33] In einem Spiegel-Streitgespräch warf Philip Peyman Engel Roig vor, israelischen Ethnonationalismus zu kritisieren, ohne das Land jemals besucht zu haben. Roig entgegnete, dass sie nicht in Israel gewesen sein müsse, um die wiederholten Menschenrechtsverbrechen der israelischen Regierung feststellen zu können. Israel nehme für sich in Anspruch, „für alle Juden und Jüdinnen der Welt zu sprechen.“[34] Die Jüdische Studierendenunion und die Jüdische Allgemeine kritisierten einen von Roig gehaltenen Vortrag an der FU Berlin im Juli 2024 zum Thema „Ist Antizionismus antisemitisch?“.[35][36][37]Andrea Kiewel kritisierte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock im September dafür, mit Roig und Alena Jabarine Autorinnen zu einem Abendessen eingeladen zu haben, die den Terror der Hamas relativierten.[38]
Schriften (Auswahl)
Uttering “race” in colorblind France and post-racial Germany, in: Karim Fereidooni und Meral El: Rassismuskritik und Widerstandsformen, Springer VS 2016, S. 613–627.
↑Felix Stephan, Gustav Seibt, Sonja Zekri, Renate Meinhof, Alex Rühle: Bücher des Monats: SZ Buchtipps. In: sueddeutsche.de. Abgerufen am 15. Januar 2023.
↑Emilia Roig: Das Ende der Ehe: Für eine Revolution der Liebe | Feministische Impulse für die Abschaffung einer patriarchalen Institution. 1. Auflage. Ullstein, 2023.
↑Dana von Suffrin: (S+) Antisemitismus: Das Deutschland, vor dem unsere Eltern uns immer gewarnt haben. In: Der Spiegel. 13. November 2023, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 14. November 2023]).
↑Laura Backes, Tobias Rapp: (S+) Israel-Gaza-Konflikt: Emilia Roig und Philipp Peyman Engel streiten über den Krieg im Nahen Osten. In: Der Spiegel. 19. Mai 2024, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 19. Mai 2024]).