Die 820 km lange und 440 km breite Insel wird im Westen durch den Nansen Sound und den stellenweise nur neun Kilometer breiten Eureka Sound von der Axel-Heiberg-Insel getrennt, im Süden trennt sie der Jonessund von Devon Island; das Ufer dieser Nachbarinsel rückt stellenweise auf 14 Kilometer heran. Im Osten liegt zwischen Ellesmere Island und Nordgrönland die teilweise nur 22 Kilometer breite Nares-Straße. Im Nordosten und im Norden liegen zwischen Ellesmere Island und dem Nordpol nur die Lincolnsee und der offene Arktische Ozean.
Gletscher im Südosten von Ellesmere IslandEin Wasserfall stürzt über die steile, 6 km breite und bis zu 40 m hohe Gletscherstirn des vorstoßenden Webber-Gletschers. Basales Moränenmaterial wird dabei entlang von Scherflächen in das Gletschereis integriert und verfaltet. Borup Fjord-Gebiet, Grant Land, Nord-Ellesmere Island, 20. Juli 1978Das Packeis des Arktischen Ozeans staut sich vor Kap Columbia, dem nördlichsten Punkt von Ellesmere Island
Die Oberfläche der Insel ist knapp zur Hälfte vergletschert und von mehreren Eisstromnetzen bedeckt: im Süden das Manson Icefield (6.200 km²) und das Sydkap (3.700 km²), in der Mitte die Prince of Wales Mountains (20.700 km²) und die Agassiz-Eiskappe (21.000 km²) und im Norden das Northern Ellesmere Icefield (24.400 km²).
Der Küstenverlauf der Insel ist durch zahlreiche Fjorde gekennzeichnet. Über weite Teile der Insel ziehen sich Gebirge der Arktischen Kordillere. Der nördlichste Punkt der Insel, Kap Columbia auf 83° 6′ N, ist zugleich der nördlichste Punkt Kanadas und 769 km vom Nordpol entfernt.
Große Schelfeisgebiete entstehen dort, wo mächtige Gletscherzungen oder Inlandeismassen vom Festland weit in das Meer hinaus reichen, z. B. in der Antarktis und Grönland. Im Unterschied dazu haben sich entlang der Nordküste von Ellesmere Island an mehreren Stellen bis zu 80 m dicke Schelfeisplatten aus Meereis (Festeis) gebildet. Untersuchungen haben gezeigt, dass das Schelfeis des Ward Hunt Eisschelfs ein Alter bis zu 3000 Jahren aufweist. Durch den Klimawandel und die polare Drift der nur wenige Meter dicken Arktischen Eiskappe entlang des Ward Hunt Eisschelfs wurden 1961/62 Teile des Eisschelfs in das polare Packeis integriert und wanderten als Eisinseln über viele Jahre hinweg im Packeis mit.[2] Andere Teile des Ward Hunt Schelfeises zerbrachen im Sommer 2002. Das Schelfeis um Ellesmere Island hat in den letzten 50 Jahren um mehrere hundert Quadratkilometer abgenommen. Seit der ersten Erkundung der Insel 1906 hat sich das Schelfeis um etwa 90 % reduziert und wird sich im Rahmen der globalen Erwärmung wohl weiter verkleinern.[1] Der Ward Hunt Eisschelf ist Teil des Quttinirpaaq-Nationalparks.
Im Norden der Insel, dem Grant Land, ragen die Gipfel mehrerer aus Sedimentgestein bestehenden Gebirgsketten wie die Challenger Mountains oder das British Empire Range, aus der bis zu 900 m dicken Eisschicht. Dort befindet sich die Barbeau-Spitze, der mit 2.616 m höchste Berg der Insel und zugleich des Territoriums Nunavut.[1]
In Richtung Süden flacht die Landschaft mit dem Hazen Plateau zunächst etwas ab. Der dort befindliche Lake Hazen ist der größte See in der Arktis. Anschließend steigt das Gelände wieder bis auf 2.000 m an.
Neben dem Lake Hazen sind weitere Seen auf Ellesmere Island (Auswahl): Lac Heintzelman, Lac Craig, Lac Tuborg (alias Lake Tuborg),[3][4] Lac Ekblaw, Lac Yelverton, Lac Thores (siehe Lake Hazen: Karte); sowie die beiden meromiktischen Seen
Lake A[5][6][7] und
Lake C[8] (alias C1);[7] Lake C2,[7] C3[9] und weitere.
Bevölkerung
Luftaufnahme von Eureka, Ellesmere Island, 26. Juni, 1988
Im Süden der Insel Ellesmere befindet sich die Siedlung Grise Fiord, deren Bevölkerungszahl 2021 144 Personen betrug.[10] Die permanent besetzte Wetterstation Eureka mit dem Arctic Stratospheric Ozone Observatory (AStrO) und dem Polar Environment Atmospheric Research Laboratory (PEARL)[11] liegt 480 km nördlich davon. Der Militärstützpunkt Alert der kanadischen Luftwaffe, dessen Besatzung mit etwa 55 Soldaten und 5 Zivilisten angegeben wird,[12] liegt 800 km nordnordöstlich von Grise Fiord.
Klima, Flora und Fauna
Stauchmoräne vor dem vorstoßenden Carl Troll-Gletscher, Borup Fjord-Gebiet im Norden der Insel Ellesmere (Grant Land). Das sonnige Wetter mit Lufttemperaturen bis 20 °C verursacht eine Sandhose in der trockenen Sanderfläche. Aufnahme vom 4. August, 1978
Klima und Vegetation zeigen auf Ellesmere Island sehr starke Unterschiede. Die Küstengebiete sind zumeist klassische Kältewüsten. Verursacht durch häufigen Nebel und dadurch fehlende Strahlung im kurzen arktischen Sommer fehlt höhere Vegetation weitgehend, und die Gebiete hinterlassen oft einen wüstenhaften Eindruck. In der Nordhälfte von Ellesmere Island liegt jedoch ein von hohen Gebirgen umgebener klimatischer Gunstraum, wozu auch die schützenden Gebirge auf der westlich anschließenden Insel Axel Heiberg beitragen. Dieses mehrere 10.000 km² große Gebiet erstreckt sich von Eureka über Tanquary bis zum Lake Hazen. Da hier die Sonne mehr als drei Monate hinweg über dem Horizont bleibt, treten entsprechend hohe Luft- und Bodentemperaturen auf. Die an den amtlichen Wetterstationen seit 1947 gemessenen, langjährigen Julimittel der Lufttemperatur liegen hier zwischen 5 und 8,5 °C, und die Tagesmaxima der Lufttemperatur können Werte bis zu 18 °C erreichen. Bei genügendem Wasserangebot (Stauwasser über Permafrost, Schmelzwasser) und entsprechend nährstoffreichen Böden kann sich in diesem nur rund 1000 km vom Nordpol entfernten Gunstraum eine anspruchsvolle Vegetation mit über 100 Arten von Gefäßpflanzen entwickeln. Von Mitte Juli bis Mitte August blüht an entsprechend günstigen Standorten die Tundra, mit u. a. Arktischer Weide, Arktischem Mohn, Vierkantiger Schuppenheide (Maiglöckchenheide), zahlreichen Steinbrech-Arten, Läusekräutern, Schmalblättrigem Wollgras, Stängellosem Leimkraut und Weißem Silberwurz. Dies erlaubt auch eine reiche Tierwelt. Zur Fauna gehören Moschusochsen, Karibus, Polarfüchse, Polarwölfe, Polarhasen, Lemminge und verschiedene Vogelarten wie Schnee-Eulen, Gerfalken und Kanadagänse. Dieser Teil der Insel steht seit 1988 als Quttinirpaaq-Nationalpark unter Naturschutz.[13]
Geschichte
Die Insel war schon vor mindestens 4000 Jahren von Vorfahren der Inuit besiedelt. Um das Jahr 1000 n. Chr. wurde sie möglicherweise von einer Wikingerexpedition unter Leif Eriksson besucht.
1922 eröffnete die Royal Canadian Mounted Police einen Außenposten am Craig Harbour an der Südküste. 1956 zog diese Niederlassung an den Grise Fiord um, wo mehrere Inuit-Familien angesiedelt wurden. Von 1926 bis 1933 unterhielt die Royal Canadian Mounted Police auch einen Posten auf der Bache-Halbinsel, seinerzeit die weltweit nördlichste dauerhafte Ansiedlung.
Mit Beginn des Kalten Kriegs wurden im Rahmen der Operation Nanook zwei Wetterstationen auf der Insel eingerichtet: zunächst Eureka (1947) und anschließend Alert (1950), die später zu einem Militärstützpunkt erweitert wurde. Alert, an der Nordküste auf 82° 30′ N gelegen, ist die nördlichste dauerhaft bewohnte menschliche Ansiedlung.
Paläontologie
Im Sedimentgestein der Ellesmere-Insel wurden 2006 die bis heute einzigen Fossilien des Tiktaalik gefunden, eines Fleischflossers, der ein Bindeglied zwischen Fischen und Landbewohnern darstellt. Bedeutend sind auch die Fossilreste der Margaret-Formation, die es ermöglichen, ein Biotop zu rekonstruieren, welches im Eozän vor rund 50 Millionen Jahren unter subtropischen Klimaverhältnissen bestanden hat.[15]
Lyle Dick: Muskox Land: Ellesmere Island in the age of contact. University of Calgary Press, Calgary 2001 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche, englisch).
Noel Humphreys, Edward Shackleton, A. W. Moore, R. Bentham, D. Haig-Thomas, A. J. Wilmott, Percy Cox, H. E., Colonel Vanier, H. R. Mill: Oxford University Ellesmere Land Expedition. In: Geographical Journal. Band 87, Nr. 5, 1936. S. 385–443 (eingeschränkte Vorschau, englisch).
Edward Shackleton: Arctic Journeys – The Story of the Oxford University Ellesmere Land Expedition 1934–1935. Hodder and Stoughton Ltd., London 1937, und Farrar & Rinehart, New York 1938 (englisch).
↑ Dietrich Barsch, Lorenz King (Hrsg.): Ergebnisse der Heidelberg-Ellesmere Island-Expedition. (= Heidelberger Geographische Arbeiten. Band 69, 1981) mit Beiträgen, Abbildungen und weiterführenden Literaturhinweisen zu folgenden Themen:
Entdeckung von Ellesmere Island und geographische Namen, S. 15–33,
Klima von Ellesmere Island, S. 77–107,
Glaziologie von Ellesmere Island, S. 233–267,
Flora S. 541–553,
Moose, S. 555–558,
Fauna, S. 565–567.
↑William James Mills: Exploring Polar Frontiers: A Historical Encyclopedia. Band1. ABC-CLIO, 2003, ISBN 1-57607-422-6, S.209f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Jaelyn J. Eberle und David R. Greenwood: Life at the top of the greenhouse Eocene world — A review of the Eocene flora and vertebrate fauna from Canada’s High Arctic. Geological Society of America Bulletin; January/February 124 (1/2), 2012, S. 3–23.
Ellesmere Ellesmere Island Ellesmere-Manuskript Lake Ellesmere / Te Waihora Earl of Ellesmere Ellesmere Port Ellesmere (Shropshire) Francis Egerton, 1. Earl of Ellesmere Ellesmere Castle Ellesmere Port and Neston Viscount Brackley Ellesmere (Toronto Subway) David C. Phillips Quttinirpaaq-Nationalpark