Cinchona-Arten wachsen selten als Sträucher, meist als Bäume. Die Borke ist meist deutlich bitter.
Bei den abgeflachten Knospen sind die Nebenblätter aufrecht und aneinander gedrückt. Die kreuz-gegenständig an den Zweigen angeordneten Laubblätter sind gestielt. Die Blattspreite ist einfach. Es sind meist gut entwickelte Domatien an den Laubblättern vorhanden. Die interpetiolaren oder nur kurz um den Zweig verwachsenen Nebenblätter sind zungenförmig bis verkehrt-eiförmig und ganzrandig; sie fallen ab.
Blütenstände und Blüten
Endständig und oft auch in den Blattachseln der obersten Laubblätter stehen über einem Blütenstandsschaft die zymösen oder rispenförmigenBlütenstände, in denen viele Blüten und Tragblätter enthalten sind.
Die gestielten, duftenden Blüten sind zwittrig, radiärsymmetrisch, fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind verwachsen. Die fünf gelben, rosa-, purpurfarben bis roten oder manchmal weißen Kronblätter sind stielteller- oder trichterförmig verwachsen. Der Kronschlund ist innen kahl oder flaumig behaart und die Kronröhre ist außen oft deutlich fünfrippig. Die fünf Kronlappen besitzen dicht bewimperte bis zottig behaarte Ränder. Es ist ein Kreis mit fünf fertilen Staubblättern vorhanden; sie sind in der Kronröhre inseriert und überragen die Kronröhre nicht oder höchstens etwas. Die kurzen bis gut ausgebildeten Staubfäden sind kahl. Zwei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen, zweikammerigen Fruchtknoten verwachsen. In jeder Fruchtknotenkammer befinden sich viele Samenanlagen in zentralwinkelständiger Plazentation. Der Griffel endet in zwei Griffelästen mit jeweils einer kopfigen bis linealen Narbe.
Früchte und Samen
Die eiförmigen bis zylindrischen oder ellipsoiden Kapselfrüchte sind meist septicidal und öffnen sich mit zwei Klappen von ihrer Basis aus; manchmal sind die Kapselfrüchte durch ein Septum loculicidal und dann öffnen sie sich vom oberen Ende ausgehend. Die steif papierartigen bis holzigen Kapselfrüchte besitzen oft Lentizellen, sind vom haltbaren Kelch umgeben und enthalten viele Samen. Die mittelgroßen Samen sind ellipsoid bis spindelförmig und etwa abgeflacht. Die Samen besitzen am Rand einen häutigen Flügel. Die Samen enthalten ein fleischiges Endosperm und die zwei Keimblätter (Kotyledonen) sind eiförmig.
Namensherkunft
Der Name hat nichts mit China zu tun und stammt wahrscheinlich vom Quechua-Wort kina-kina (auch quina-quina) „Rinde der Rinden“ als Bezeichnung für die als Heilmittel gebrauchte Rinde vom Roten Chinarindenbaum.[2]
Die botanische Bezeichnung Cinchona geht auf eine angeblich erfolgreiche Heilung der Gräfin Anna Condeza de Chinchón (1599–1640) zurück, der Gattin des spanischen Vizekönigs von Peru, die 1638 an Malaria erkrankte. Geheilt sei sie durch ein Mittel worden, das ihr ein Jesuitenpater namens Juan de Vega und Leibarzt des Vizekönigs[3] verabreicht und in dem angeblich Chinarindenbaumextrakt verarbeitet worden sein sollte. Für Carl von Linné war diese Erfolgsgeschichte der Anlass, dieser Pflanzengattung 1753 den botanischen Namen Cinchona zu verleihen.
1930 entdeckte man allerdings die Tagebücher dieser Gräfin, die nicht darauf schließen lassen, dass sie jemals an Malaria litt. Möglicherweise sollte die Erfolgsgeschichte daher bei der Vermarktung dieses Heilmittels behilflich sein.[4]
Spanische Trivialnamen sind Cascarilla, Costrona, Crespilla, Hoja de capulí, Hoja de lucma und Quina.[1]
Nutzung
Aus Chinarinde (auch Cinchonae cortex oder Fieberrinde genannt) können bitter schmeckende Präparate hergestellt werden. Sie enthalten China-Alkaloide.
Alexander von Humboldt nannte 1808 in seinen Ansichten der Natur neben Quina, als Bezeichnung für Chinarinde auch Cascarilla fina de Loxa und erwähnte die besondere Qualität der aus dem Städtchen Loxa stammenden Rinde der von ihm Cinchona Condaminea genannten Baumart.
Der Chinarindenbaum stammt ursprünglich aus den Bergregionen des nördlichen Südamerikas und wird vor allem in Indien und im Kongobecken kultiviert.
Die Rinde des Chinarindenbaumes (Cinchona pubescens, auch Cinchona officinalis) war bereits 1640 in Europa eingeführt worden wurde früher (seit dem 17. Jahrhundert) als Medikament gegen Malaria (Wechselfieber) und andere Fieber genutzt. Gefördert wurde die Therapie bösartiger Wechselfieber durch den italienischen Mediziner Francesco Torti (1658–1741).[5] Der in der Rinde enthaltene Wirkstoff, das Chinin, wurde erstmals im Jahre 1820 durch Pierre Joseph Pelletier und Joseph Bienaimé Caventou isoliert. Neben Chinin, das industriell extrahiert wird, ist auch Chinidin und Cinchonidin enthalten. Nicht alle Arten der Gattung der Chinarindenbäume (Cinchona) enthalten den Wirkstoff jedoch gleichermaßen. Die Niederländer versuchten auf JavaCinchona calisaya anzubauen, während die Engländer in Indien versuchten, Cinchona succiruba zu kultivieren. Bei beiden Arten erwies sich jedoch, da ihre Rinde den Wirkstoff nicht in einem ausreichenden Maße enthält, um eine Extraktion wirtschaftlich zu rechtfertigen, als ungeeignet. Cinchona ledgeriana dagegen besitzt eine Rinde, die durchschnittlich 13 Prozent Chinin enthält. Sie wurde nach dem fehlgeschlagenen Versuch mit Cinchona calisaya von den Niederländern auf Java in Plantagen angebaut. Bei den in diesem Abschnitt geschilderten Arten handelt es sich heute allerdings um Synonyme.
Der Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann beschrieb 1790, er habe bei Selbstversuchen nach Einnahme der als Fiebermittel bekannten Chinarinde bei sich fieberhafte Erscheinungen festgestellt. Hierdurch soll er zur Überzeugung gelangt sein, dass eine Krankheit mit Arzneimitteln geheilt werden könne, die der Krankheit ähnliche Symptome erzeugen.[6]
Das aus der Rinde gewonnene Chinin hatte bis nach dem Zweiten Weltkrieg große wirtschaftliche und medizinische Bedeutung. Das Kina-Büro wachte seit 1922 über die Kontrolle und Förderung der Chinarindenproduktion, der Verteilung der Kontingente auf die Mitgliedsstaaten sowie die Aufrechterhaltung der Preisstabilität. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden jährlich 1500 Tonnen Chinin produziert.[7] Im Zweiten Weltkrieg wurde die Vernichtung von Chinarindenbaumplantagen zum Kriegsmittel. So fällte die japanische Armee zum Beispiel 20.000 Hektar der Chinarindenplantagen auf Java, sodass sich die Suche nach synthetisch hergestellten Ersatzstoffen verstärkte. Das ähnlich wirkende, aber mit schweren Nebenwirkungen einhergehende Atebrin war bereits 1928 durch die deutsche Firma I.G. Farben hergestellt worden. Chloroquin und Primaquin waren die ersten synthetisch erzeugten Wirkstoffe gegen die Malaria, die das natürlich erzeugte Chinin seit dem Zweiten Weltkrieg ablösten.
Aus dem Roten Chinarindenbaum (Cinchona pubescens) wird auch ein Arzneimittel gegen Verdauungsbeschwerden wie Blähungen gewonnen.
Außerdem kann der gewinnbare rote Farbstoff in seiner Wirkung ähnlich wie der NaturfarbstoffHenna verwendet werden.
Symbolik
Der Chinarindenbaum findet sich auf dem Wappen Perus.
Der dort als quina bekannte Baum, auch aus der Quechua-Sprache übernommen, steht in einem einzelnen Feld oben heraldisch links im Wappen und soll die Natur und Pflanzenwelt Perus symbolisieren.
Systematik und Verbreitung
Die Gattung Cinchona wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 172[8] aufgestellt. Typusart ist Cinchona officinalisL.Synonyme für CinchonaL. sind: KinkinaAdanson, QuinquinaBoehmer, PleurocarpusKlotzsch.[9][10]
Die Gattung Cinchona gehört zur Tribus Cinchoneae in der Unterfamilie Cinchonoideae innerhalb der Familie der Rubiaceae.[9]
Cinchona asperifoliaWedd.: Sie ist vom bolivianischen La Paz bis zum südlichen Peru verbreitet.[11]
Cinchona barbacoensisH.Karst.: Sie ist vom westlichen Kolumbien bis zur Provinz Carchi in Ecuador verbreitet.[11]
Cinchona ×bolivianaWedd. (Syn.: Cinchona ×affinisWedd., Cinchona ×erythroderma(Wedd.) Wedd., Cinchona ×pavonianaKuntze, Cinchona micrantha var. affinis(Wedd.) Wedd. nom. illeg., Cinchona micrantha var. oblongifoliaWedd., Cinchona ovata var. erythrodermaWedd.): Es ist eine Hybride aus Cinchona calisaya × Cinchona pubescens; Sie ist von Bolivien bis Peru verbreitet.[11]
Cinchona calisayaWedd. (Cinchona calisaya var. ledgerianaHoward, Cinchona carabayensisWedd., Cinchona ledgeriana(Howard) Bern. Moens ex Trimen, Cinchona officinalis auct. mult.): Die Heimat ist Bolivien und Peru.[11] Sie liefert die bekannteste der gelben Handelssorten der Chinarinde (Königsrinde, wertvollste = Monopolcalisaya aus Bolivien). Oft werden Plantagen von Cinchona calisaya, als Cinchona officinalis bezeichnet.
Cinchona capuliL.Andersson: Die Heimat ist das zentrale und südliche Ecuador.[11]
Cinchona glanduliferaRuiz & Pav. (Syn.: Cinchona glandulosaRuiz & Pav. ex Triana, Cinchona undulataPav. ex Howard): Sie kommt im östlich-zentralen Peru vor.[11]
Cinchona hirsutaRuiz & Pav. (Syn.: Cinchona pubescens var. hirsuta(Ruiz & Pav.) DC., Cinchona tenuisVell., Cinchona tenuisRuiz ex DC.): Sie ist in Peru verbreitet.[11]
Cinchona nitidaRuiz & Pav. (Syn.: Cinchona discolorKlotzsch, Cinchona lancifolia var. nitida(Ruiz & Pav.) Schult., Cinchona peruviana var. nitida(Ruiz & Pav.) Howard, Cinchona stenosiphonK.Krause): Sie kommt nur in der peruanischen Region Huánuco vor.[11]
Gelber Chinarindenbaum (Cinchona officinalisL., Syn.: Cinchona angustifoliaRuiz nom. illeg., Cinchona condamineaHumb. & Bonpl., Cinchona legitimaRuiz ex Laubert, Cinchona lancifolia var. lanceolataSchult. in J.J.Roemer & J.A.Schultes, Cinchona cucumifoliaPav. ex Lamb., Cinchona peruvianaMutis in J.E.Smith, Cinchona stupeaPav. ex Lamb., Cinchona academicaGuibourt, Cinchona chahuragueraPav. ex DC., Cinchona condaminea var. chahuragueraDC., Cinchona macrocalyx var. obtusifoliaDC., Cinchona macrocalyx var. uritusingaDC., Cinchona obtusifoliaPav. ex DC., Cinchona uritusingaPav. ex DC., Cinchona vritusinoPav. ex DC., Cinchona calisaya var. josephianaWedd., Cinchona condaminea var. veraWedd., Cinchona chahuragueraPav. in J.E.Howard, Cinchona crispaTafalla ex Howard, Cinchona paltonPav. in J.E.Howard, Cinchona subcordataPav. ex Howard, Cinchona suberosaPav. in J.E.Howard, Cinchona uritusingaPav. ex Howard, Cinchona officinalis var. bonplandianacolorataHoward, Cinchona officinalis var. bonplandianaluteaHoward, Cinchona officinalis var. condaminea(Humb. & Bonpl.) Howard, Cinchona officinalis var. crispa(Tafalla ex Howard) Howard, Cinchona officinalis var. uritusinga(Pav. ex Howard) Howard, Cinchona josephiana(Wedd.) Wedd., Cinchona lucumifolia var. stupeaWedd., Quinquina palton(Pav.) Kuntze, Cinchona officinalis var. josephiana(Wedd.) Cárdenas, Cinchona officinalis var. veraCárdenas): Die Heimat ist das südliche Ecuador.[11]
Cinchona parabolicaPav.: Sie ist vom südöstlichen Ecuador bis nördlichen Peru verbreitet.[11]
Cinchona pitayensis(Wedd.) Wedd.: Sie ist vom zentralen Ecuador bis ins südliche Kolumbien verbreitet.[11]
Roter Chinarindenbaum (Cinchona pubescensVahl, Syn.: Cinchona succirubraPav. ex Klotzsch): Das Verbreitungsgebiet reicht von Costa Rica bis zum westlichen Südamerika.[11]
Cinchona villosaPav. ex Lindl.: Sie ist vom südöstlichen Ecuador bis ins nördliche Peru verbreitet.[11]
Literatur
Tao Chen & Charlotte M. Taylor: Cinchona. Rubiaceae. In: Flora of China Editorial Committee: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven & Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Cucurbitaceae through Valerianaceae, with Annonaceae and Berberidaceae. Band19. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2011, ISBN 978-1-935641-04-9, S.88–89 (englisch, „Cinchona - Online“ – Online-Text ist mit dem gedruckten Werk identisch; Volltext-Online). (Abschnitt Beschreibung, Verbreitung und Systematik).
Lennart Andersson: A revision of the genus Cinchona (Rubiaceae-Cinchoneae). In: Memoirs of the New York Botanical Garden. Band 80, 1997, S. 1–75.
↑Jean Marie Pelt: Die Geheimnisse der Heilpflanzen. Verlag Knesebeck, München 2005, ISBN 3-89660-291-8, S. 55.
↑Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 25 und 28.
↑Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 32.
↑Jean Marie Pelt: Die Geheimnisse der Heilpflanzen. Verlag Knesebeck, München 2005, ISBN 3-89660-291-8, S. 70.
↑ abCinchona im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 18. Oktober 2017.
↑Cinchona bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis
↑ abcdefghijklmnopqrstuvwxyzCinchona. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 2. November 2018.