Ciampi studierte Literatur und Philosophie, danach Rechtswissenschaften, unter anderem auch in Leipzig. In den Jahren 1941 bzw. 1946 schloss er die Studiengänge ab. Während des Zweiten Weltkrieges war er in der italienischen Widerstandsbewegung aktiv. Seit 1963 arbeitete Ciampi bei der italienischen Zentralbank,[1] in der er mehrere wichtige Ämter bekleidete. 1979 wurde er Chef der Zentralbank. Ciampi, der als überzeugter Europäer galt, hatte großen Anteil am Beitritt Italiens zum Europäischen Währungssystem. Weiterhin gelang es ihm, trotz innenpolitischer Krisen, die italienische Lira weitgehend stabil zu halten.
Während der innenpolitischen Krise Italiens Anfang der neunziger Jahre berief Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro Ciampi zum Ministerpräsidenten, dieser trat allerdings ein Jahr später wieder zurück, nachdem Silvio Berlusconi die vorgezogenen Neuwahlen gewonnen hatte. Von 1996 bis 1999 war Ciampi unter den Ministerpräsidenten Romano Prodi und Massimo D’Alema Schatzminister und Minister für Haushalt und Wirtschaftsplanung. Durch seine strikte Politik der Haushaltskonsolidierung gelang Ciampi die Einführung des Euro in Italien („Signor Euro“). Später gab er zu, dass Italien 1998 vor dem Staatsbankrott gestanden hätte, wenn es nicht die Zusage zur Aufnahme in die Eurozone bekommen hätte.[2]
Am 13. Mai 1999 wurde Ciampi als Nachfolger Scalfaros zum zehnten Staatspräsidenten der Italienischen Republik gewählt. Seine Wahl erfolgte im ersten Durchgang mit 707 Stimmen. Er war bei vielen Italienern sehr beliebt, galt als „Presidente con Anima“ und wurde als seriöses Gegenbild zu dem in seiner Amtszeit amtierenden Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi wahrgenommen. Mehrmals weigerte sich Ciampi, Gesetze der damaligen Regierungskoalition zu unterzeichnen. Ciampi bemühte sich während seiner Amtszeit um die Wiederbelebung nationaler Rituale und Symbole: So ließ er etwa am Monumento a Vittorio Emanuele II den „Altare della patria“ („Altar des Vaterlandes“) wiedereröffnen.[3]
2005 erhielt er den Karlspreis der Stadt Aachen. Der Italiener wurde „in Würdigung seiner Lebensleistung um den europäischen Integrationsfortschritt und als Mittler zwischen den Welten“[4] ausgezeichnet. Ciampi nahm den Preis am 5. Mai im Krönungssaal des Aachener Rathauses entgegen. Im Jahr 2006 entschied er sich, trotz vieler Bitten aus allen politischen Blöcken, dem Beispiel seiner Vorgänger zu folgen und nicht für eine zweite Amtszeit als Staatspräsident zu kandidieren. Wie alle ehemaligen Staatspräsidenten (Art. 59 Abs. 1 der italienischen Verfassung) wurde Ciampi nach dem Ende seiner Amtszeit 2006 Senator auf Lebenszeit, zuletzt war er der älteste amtierende Senator.
Ciampi besuchte den Papst insgesamt 14 Mal in der Vatikanstadt (davon sechs Privatbesuche), beim Völkerrechtssubjekt Souveräner Malteserorden in Rom gab es jeweils 1999 und 2006 einen Besuch.
Literatur
Carlo Ciampi in: Internationales Biographisches Archiv 39/2006 vom 30. September 2006, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)