Die Stadt verfügt über eine wechselvolle Geschichte. Die einstige Markgrafschaft gehörte über 500 Jahre (1301–1805) zu Vorderösterreich.
Heute ist die Stadt auch durch die hier beheimatete und vom Bezirk Schwaben geförderte Rehabilitationsklinik für schwer Schädel- und Hirnverletzte weithin bekannt.
Anno 1147 wurde Bruno von Burgau erstmals urkundlich erwähnt. Das Entstehen der „Burg ob der Au“ wird um das Jahr 1100 herum vermutet. Die Edlen von Burgau werden letztmals 1211 im Schenkungsbuch des Klosters Wettenhausen genannt. Die Grafen von Burgau aus dem Hause Berg (bei Ehingen) übernahmen dann vor April 1212 die Herrschaft. Zwischen Mitte 1214 und September 1216 erscheint Heinrich I. von Burgau dann erstmals mit dem Markgrafentitel. Er hatte diesen über seine Mutter Adelheid von den im April 1212 im Mannesstamm ausgestorbenen Markgrafen von Ronsberg geerbt. Zur Geschichte der Burgauer Markgrafen aus dem Hause Berg (1212 bis ca. 1301) siehe Markgrafen Heinrich I., Heinrich II. und Heinrich III. von Burgau. Am 23. November 1288 heiratete der Enkel von Heinrich II., der spätere Markgraf Heinrich III. von Burgau, Margareta von Hohenberg. Margareta war die Nichte des Habsburgers König Rudolf I. und die Cousine des späteren Königs Albrecht (1298–1308). Diese Verbindung dürfte mit entscheidend für die Übergabe der Markgrafschaft um 1301 an die Habsburger gewesen sein. Markgraf Heinrich III. von Burgau hatte keine Söhne und war vermutlich in wirtschaftlich schwieriger Lage. Nach Übergabe der Herrschaft an die Habsburger ging er nach Augsburg ins Kloster. Im Totenbuch des Dominikanerinnenklosters Sankt Katharina ist er als Frater Heinrich vermerkt.
Zur Geschichte der Markgrafschaft Burgau unter österreichischer Herrschaft siehe Markgrafschaft Burgau. Der Wittelsbacher Kaiser Ludwig IV. (der Bayer) belagerte am Ende des Jahres 1324 vergebens die Stadt.
1806 wurde Burgau ins Königreich Bayern eingegliedert. Durch eine bayerische Verwaltungsreform im Jahr 1862 wurde ein Amtsgericht, ein Notariat und ein Finanzamt geschaffen. Im Folgejahr bewirkte ein Großbrand das Entstehen der Freiwilligen Feuerwehr.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden rund 1600 Heimatvertriebene der Stadt zur Unterbringung zugewiesen.
Eingemeindungen
Infolge der bayerischen Gebietsreform wurden am 1. Mai 1978 die Gemeinden Oberknöringen, Unterknöringen mit Großanhausen (bis 1865 Groß- und Kleinanhausen, am 1. Juli 1970 nach Unterknöringen eingemeindet)[7] und Limbach eingegliedert.[8]
Bevölkerungszahlen
Im Stadtgebiet leben 10.683 Einwohner (1. November 2023), die sich wie folgt auf die fünf Gemarkungen verteilen: [9]
Erster Bürgermeister ist seit 1. Mai 2020 Martin Brenner (CSU), der am 15. März 2020 bei vier Bewerbern mit 37,6 % der Stimmen noch hinter Amtsinhaber Konrad Barm (39,4 %) lag, jedoch in der Stichwahl am 29. März 2020 mit 56,9 % der Stimmen gewählt wurde.
Sein Vorgänger war von Mai 2002 bis April 2020 Konrad Barm (Freie Wählervereinigung).[11] Er war zuletzt 2014 mit 79,2 % der Stimmen im Amt bestätigt worden.[12]
Wappen
Blasonierung: „In Blau auf grünem Boden ein zinnengekrönter silberner Torturm zwischen zwei grünen Tannen.“[13]
Wappenbegründung: Burgau erhielt um 1300 das Stadtrecht. Vermutlich führte die Stadt bereits seit dieser Zeit ein Siegel. Ein Abdruck ist allerdings erst seit 1392 überliefert; er zeigt einen fenster- und torlosen Rundturm mit Spitzdach über einem Zinnenkranz zwischen zwei Bäumen. Diese Darstellung bedeutet Burg in der Au und steht redend für den Ortsnamen. Der Turm ist mit dem österreichischen Bindenschild belegt, in Rot ein silberner Balken. Dieser Schild weist auf das Haus Habsburg als Inhaber der Markgrafschaft hin, das in der Stadt den Hauptsitz hatte. Als Burgau 1805 zu Bayern kam, musste der Bindenschild mit dem Hinweis auf die frühere Landeszugehörigkeit wegfallen. Im Jahr 1813 erhielt das Wappen eine Ährenkrone. Nach französischem Muster sollten Anfang des 19. Jahrhunderts die Kommunalwappen mit Rangabzeichen versehen werden. Je nach Klassifikation der Städte erhielten die Wappen Mauerkronen mit unterschiedlich vielen Zinnen oder eine Ährenkrone. Burgau war die einzige Stadt mit einer Ährenkrone. Sie blieb bis 1928 Bestandteil des Wappens.
Städtepartnerschaften
OsterreichÖsterreich: Bereits seit Mitte der 1970er Jahre bestehen Kontakte zur Marktgemeinde Burgau in der Steiermark. Offiziell besiegelt wurde die Städtepartnerschaft im Jahr 1982.
DeutschlandDeutschland: Bereits seit 1978 pflegen insbesondere die Einwohner der Gemeindeteile Ober- und Unterknöringen den Kontakt zur Partnergemeinde Knöringen (bei Landau in der Pfalz).
das ehemalige Kapuzinerkloster. In dessen Kirche befand sich ursprünglich in der Apsis das Bild von Leonardo da Vinci „Madonna mit der Nelke“, welches sich heute in der Münchner Alten Pinakothek befindet.
die Loretokapelle mit schwarzer Madonna
die alte Mädchenschule
das alte Rathaus. Im ehemaligen Sitzungssaal ist in der Stuckdecke noch der österreichische Adler zu sehen.
Im Jahr 1997 feierte die Stadt das 850-jährige Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung mit einem aufwändigen „Historischen Fest“. In etwas verkleinerter Form wurden weitere historische Feste in den Jahren 2001, 2005, 2009, 2013, 2017 und 2023 gefeiert.
2009: Burgau im Mittelalter (kein konkreter historischer Anlass)
2013: Burgau kehrt ins Mittelalter zurück (kein konkreter historischer Anlass)
2017: Burgau im Lutherjahr
Zum Historischen Fest 2023 gab es keinen konkreten Anlass. Das Fest erhielt den neuen Markennamen: Markgrafafescht.
Diese fünftägigen Feste wurden von tausenden Gästen besucht.
Burgauer Fasching
Die Kinderbrotspeisung Burgau ist der älteste Faschingsbrauch in der Markgrafenstadt Burgau. 1594 beschloss der Magistrat – begründet durch eine Hungersnot – am Rosenmontag Lebensmittel an die Kinder zu verteilen. Der 425 Jahre alte Brauch der Kinderbrotspeisung wurde auch in der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs fortgesetzt – trotz Hunger und Pest. Anfang der 1950er Jahre wurde dieser Brauch von Albert Vogele sen. wieder belebt. Seither zieht die Figur des Trommler-Alberts im Fasching mit Kindern durch die Innenstadt und erhält auf das Rufen von Faschingssprüchen von Geschäftsleuten Essen sowie Süßigkeiten für die Kinder. In der Nachfolge verkörperte Albert Vogele jun. für 40 Jahre den trommelnden Stadtsoldaten. 2017 übernahm dessen Schwiegersohn Bernd Burkhardt die Familien-Tradition weiter und schlüpft in die Rolle des Trommler-Alberts. An diesem Burgauer Faschingsbrauch sind neben dem Trommler-Albert, die Burgauer Stadtsoldaten und die Musikvereinigung der Handschuhmacher beteiligt. Für den vorbildlichen Einsatz um den Erhalt des Faschingsbrauchtums der Kinderbrotspeisung wurde der Heimatpreis Schwaben im Januar 2018 durch den Bayerischen Heimatminister Markus Söder verliehen.
Einige Beispiele für solche Faschingssprüchlein und Rufe:
Burga zua, Burga zua – Ohne Strempf und ohne Schuah! Hio!
I ond Du, ond no a paar, sind mas rechte Lompa, und wenn ma s’Geld versoffa hand, dann mias ma Wassr gompa. Hio!
I bin a kloina Pumprnikl, i bin a kloina Bär, ond wia mi Gott erschaffa hat, so trab i halt daher. Hio!
Brezga raus, Brezga raus! Hio!
Beim Käppelewirt, beim Käppelewirt, dau kehrat d’ Maschker ei. Sie saufat Bier und Branntawei und schiabat d’ Gläsla ei! Hio!
D’ Fischer-Bäs, d’ Fischer-Bäs hat da beschta Schweizer Käs’! Hio!
Die Kinderbrotspeisung ist auch der Startschuss für den „Straßenfasching“ in Burgau. Seit 2018 findet diese am Rußigen Freitag unter Beteiligung von hunderten Schülerinnen und Schüler statt. Höhepunkte des Faschings in Burgau ist, der am Rosenmontag stattfindende Umzug, welcher jährlich tausende Zuschauer anlockt – Schwabens längster Gaudiwurm. Am besten beschreibt die „Faschingsverrücktheit der Burgauer“ der Spruch: „Am Rosenmontag ist in Burgau selbst das Straßenpflaster narrisch!“.
Kulinarische Spezialitäten
Neben den Burgauer Busserln, welche Mozartkugeln ähneln, werden als Bonbons sogenannte Schloßbergkiesel angeboten. Als alkoholische Spezialitäten sind Burgauer Obstwasser, Burgauer Schloßgeist und Markgräflicher Burgauer Rat regional bekannt.[14]
Sport
Der größte Sportverein in Burgau ist der TSV Burgau mit über 1700 Mitgliedern[15]. Überregional bekannt ist der Eishockeyverein ESV Burgau der aktuell in der Landesliga Bayern spielt.
Südramol GmbH & Co KG, Errichtung und Betrieb von Tankstellen und Waschstraßen
Altrad Lescha GmbH, Baumaschinen und -gerätschaften, insbesondere Betonmischer
BSB Metallverformung GmbH + Co Stanzwerk, Metallbearbeitung, Schweißbaugruppen
BWB Behälter-Werk Burgau GmbH + Co KG, Druckluftbehälter und Ölabscheider
Klimmer GmbH, Umformtechnik
Verkehr
Am 26. September 1853 wurde der Abschnitt Neu-Ulm–Burgau der Bayerischen Maximiliansbahn in Betrieb genommen und Burgau erhielt seinen Bahnhof. Am 1. Mai 1854 wurde daraufhin die Gesamtstrecke der Maximiliansbahn von Ulm über Augsburg nach München offiziell eröffnet. Heute besitzt der an der Bahnstrecke Augsburg–Ulm liegende Bahnhof Burgau (Schwab) drei Gleise und wird im Stundentakt von der Regional-Express-Linie 9, die zwischen Ulm, Augsburg und München verkehrt, bedient.
Die Stadt liegt an der Bundesautobahn 8 und hat eine eigene Anschlussstelle.
In Burgau steht der Flexibus zur Verfügung. Dies ist ein per App buchbarer Kleinbus, der an definierten Orten hält.
Anton Baur (1899–1956), Maler und Politiker, wohnte in Burgau
Literatur
Wolfgang Wüst: Burgau und die habsburgische Städtepolitik in Vorderösterreich. In: Franz Quarthal / Gerhard Faix (Hrsg.): Die Habsburger im deutschen Südwesten. Neue Forschungen zur Geschichte Vorderösterreichs. Stuttgart 2000, S.137–152.
Philipp Jedelhauser: Beiträge zum Beginn und zum Ende der Herrschaft der Markgrafen von Burgau aus dem Hause Berg. 2. überarbeitete Auflage, Krumbach 2017, S. 1–16, S. 22–31.
Weblinks
Commons: Burgau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 149.
↑Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S.475.
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.774.