Der Jahresniederschlag beträgt 658 mm. Die Niederschläge liegen im unteren Drittel der in Deutschland erfassten Werte. An 32 % der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monat ist der Februar, die meisten Niederschläge fallen im Juli. Im Juli fallen 2,2-mal mehr Niederschläge als im Februar. Die Niederschläge variieren mäßig. An 61 % der Messstationen werden niedrigere jahreszeitliche Schwankungen registriert.
Der Ortsname ist erstmals 1064 als Bethindorf genannt. Es liegt ein germanischer Personenname wie Bado oder Batto zugrunde.[4] 1560 bekam Bendorf die Marktrechte verliehen.[5]
Am 31. Juli 1743 ereignete sich die bis dahin schlimmste überlieferte Katastrophe in Bendorf:
Nachmittags gegen fünf Uhr entstand ein Großbrand im östlichen Teil der Gemeinde.
Nach einem Bericht des damaligen Amtsverwalters, Johann Anton Rhodius, an die Regierung in Altenkirchen, brach das Feuer in der Branntweinbrennerei des Hammerschmiedes Bartholomäus Syré in der Steinstraße aus. Nach einer anderen Version soll es im Forsthaus, das ebenfalls in der Steinstraße stand, zum Ausbruch gekommen sein.[6]
Der Ort war umgeben von einer Stadtmauer, eng und unregelmäßig bebaut, die Hausdächer waren mit Stroh gedeckt. Der Brand vernichtete innerhalb von zwei Stunden 77 Wohnhäuser, 44 Scheunen, 61 Ställe und 24 Kelterhäuser. Mit insgesamt 206 Gebäuden fiel die ganze nördliche Ortshälfte den Flammen zum Opfer. 70 Familien (ca. 200–300 Menschen) verloren ihr Obdach und fast das gesamte Inventar, darunter das schon eingebrachte Heu und Getreide sowie 1700 Fässer mit Wein, damals die Haupteinnahmequelle der Bevölkerung. Lediglich das Vieh und alle Menschen konnten gerettet werden.
Die Bevölkerung Bendorfs lebte zum größten Teil von Landwirtschaft und Weinbau. Ein großer Teil der Bürger befand sich daher während des Brandes außerhalb der Stadttore auf den Feldern.
Am 1. Oktober 1928 wurde die Gemeinde Sayn mit dem Ortsteil Mülhofen wegen wirtschaftlicher Probleme eingemeindet. Während in Bendorf hauptsächlich der Dienstleistungssektor ansässig war, hatte Mülhofen mit den Bendorfer Eisenhütten den Weg einer industriellen Monokultur eingeschlagen. Unter anderem wegen der ungünstigen Lage zur Rohstoffbeschaffung gingen die Aufträge für die Hütten zurück. 1931 schloss der Haushalt der Gemeinde Bendorf mit einem Fehlbetrag von 476.551 Mark ab.[7] Folglich kam es zu einer nie dagewesenen Massenarbeitslosigkeit. Im Winter 1931/32 und im folgenden Winter schalteten sich Wohlfahrtsverbände ein.
1934 bildete sich aus den Freiwilligen Feuerwehren Bendorf, Mülhofen und Sayn eine Amtswehr. Die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Bendorf besteht heute aus den Löschzügen der Stadtteile Bendorf, Mülhofen, Sayn und Stromberg.
Am 16. März 1974 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Stromberg nach Bendorf eingemeindet.[8]
Einwohnerstatistik
Die Entwicklung der Einwohnerzahl bezogen auf das heutige Stadtgebiet; die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[2]
Jahr
Bevölkerung
1774
1.369
1787
1.506
1815
2.463
1835
3.890
1871
5.296
1880
3.985
1905
9.794
1925
6.700
Jahr
Bevölkerung
1939
11.275
1950
12.627
1961
14.784
1970
15.828
1987
15.354
2005
17.458
2017
16.863
2022
17.221
Konfessionsstatistik
Mit Stand 30. Juni 2005 waren von den Einwohnern 54,0 % römisch-katholisch, 19,2 % evangelisch und 26,8 % waren konfessionslos oder gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an.[9] Die Anteile der Protestanten und Katholiken an der Gesamtbevölkerung ist seitdem gesunken. Mit Stand November 2024 waren von den Einwohnern 36,4 % katholisch, 14,5 % evangelisch und 49,2 % waren konfessionslos oder gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an.[10]
Anmerkungen: FWG = Freie Wählergruppe Bendorf e. V. (bis einschließlich Wahl 2019: Freie Wählergruppe Bendorf der Umweltalternative Mittelrhein e. V. (WUM))
Bürgermeister
Christoph Mohr (SPD) wurde am 1. Januar 2021 Bürgermeister von Bendorf.[14] Bei der Direktwahl am 27. September 2020 hatte er sich mit einem Stimmenanteil von 56,9 % gegen Sascha Schoblocher (CDU) durchgesetzt.[15][16]
Mohrs Vorgänger war seit 2015 der Jurist Michael Kessler (CDU), welcher die Wahl am 15. Juni 2014 mit 54,6 % der Stimmen gewonnen hatte. Im Juni 2020 gab er überraschend bekannt, sein Amt aus gesundheitlichen Gründen zum Jahresende niederlegen zu wollen.[17]
Kesslers Vorgänger war Michael Syré (CDU), der am 10. September 2006 mit 53,4 % der abgegebenen Stimmen gewählt worden war. Am 27. Juli 2011 hatte der Stadtrat mit einer ¾-Mehrheit beschlossen, ein Abwahlverfahren gem. § 55 Abs. 1 der rheinland-pfälzischen Gemeindeordnung gegen Bürgermeister Michael Syré einzuleiten. Am 25. September 2011 wurde dazu dann ein Bürgerentscheid durchgeführt, die Abwahl scheiterte aber aufgrund der zu geringen Stimmabgabe für die Abwahl. Für eine Abwahl hätten mehr als 30 Prozent der Wahlberechtigten, d. h. mindestens 3794 Bürger stimmen müssen. Am Bürgerentscheid hatten 34 % der Wahlberechtigten teilgenommen, von diesen hatten 65,4 % (2820 Bürger) für die Abwahl gestimmt.[18]
Wappen
Blasonierung: „In Blau über rotem Schild, darin ein herschauender, doppelschwänziger, blau bewehrter goldener (gelber) Löwe, wachsend der silbern (weiß) gekleidete Bischof St. Medardus mit golden (gelb) bordierter silberner (weißer) Mitra, in der Rechten ein rotes Buch im Goldschnitt, in der Linken ein abgewendeter goldener (gelber) Bischofsstab.“[19]
Wappenbegründung: Das Wappen wurde 1946 vom rheinland-pfälzischen Innenminister genehmigt; 1939 wurde zunächst nur der Löwe über einer Stadtmauer im Wappen geführt. Es fußt auf zwei Schöffensiegel aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Der Löwe entstammt dem Wappen der Grafen von Sayn, die im Mittelalter Grund- und Gerichtsherren und seit Mitte des 14. Jahrhunderts auch Vögte des Bendorfer Hofes der Abtei Maria Laach waren. Auf diese soll zugleich die Figur des Schutzpatrons St. Medard hindeuten.[20]
Städtepartnerschaften
Bendorf unterhält seit 1986 eine Partnerschaft mit der französischen Stadt Yzeure in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. In Bendorf zeugt der Yzeurer Platz von dieser Partnerschaft, in Yzeure der Place de Bendorf (Bendorfer Platz).
Sehenswürdigkeiten, Kirchen und Kultur
Evangelische Kirche
Das ursprünglich St. Medardus geweihte Gotteshaus war eine dreischiffige, gewölbte Pfeilerbasilika, die 1944 größtenteils zerstört wurde. Nach dem Krieg wurden die noch erhaltenen Teile des Langhauses, der Westfassade und des nördlichen Seitenschiffes abgerissen. Von der alten Kirche stehen daher heute nur noch der Turm, die Chorapsis, das Chorquadrat sowie Teile der südlichen Langhauswand und des südlichen Seitenschiffs. Der Neubau von 1954 bis 1956 (von Wolfgang Mentzel), ein qualitätvoller und typischer Bau der Architektur der 1950er Jahre, war mit dem Altar nach Westen orientiert und integrierte die romanischen Reste. Mitte der 1990er Jahre orientierte die Gemeinde das Innere wieder nach Osten, indem der Altar aus dem Neubau in den romanischen Chor umgesetzt wurde. In der Apsis hat sich ein stark restauriertes Fresko des 13. Jahrhunderts erhalten (Christus als Weltenrichter mit den Evangelistensymbolen). Die ev. Kirche steht im rechten Winkel zur kath. Pfarrkirche St. Medardus, mit der sie eine bauliche Einheit bildet.
Katholische Kirche
Katholische Pfarrkirche St. Medardus mit dem historischen Reichardsmünster. Die heutige Kirche wurde 1864–1867 von Hermann Nebel (Koblenz) anstelle eines Baus von 1790 als dreischiffige Basilika mit Querhaus in neoromanischen Formen errichtet. In der Apsis konnten 2008 Reste einer Bemalung (um 1870) freigelegt werden. Teil der kath. Pfarrkirche ist das sogenannte Reichardsmünster, das um 1230 an die beiden Ostjoche des südlichen Seitenschiffs und des Südturms der ev. Kirche angebaut wurde. Es handelt sich um eine Art Doppelkapelle mit zwei kleinen Südtürmen und bemerkenswerter Bauplastik. 1864/67 öffnete man die Südwand zur kath. Pfarrkirche und baute in das Innere die Orgelempore.
Seit dem 18. Jahrhundert war Bendorf geprägt vom Bergbau und dem Hüttenwesen. Das imposanteste Relikt aus dieser Zeit ist die Sayner Hütte. Die Erze für die Bendorfer Hütten kamen von der Brauneisensteingrube Trierische Loh. Der Rheinhafen Bendorf stammt aus dem Jahre 1900. Neben dem Umschlag von Ton und Basalt beherbergt der Hafen das größte Mineralöllager zwischen Mainz und Köln. Die Firma Oiltanking betreibt in Bendorf 22 Tanks mit einem Gesamtvolumen von über 150.000 Kubikmetern.[22]
Heute beherbergt die einstige Industriestadt viele Einzelhandelsgeschäfte.
Die Werbegemeinschaft Blickpunkt Bendorf ist ein Zusammenschluss von Gewerbetreibenden der Stadt Bendorf, welche sich die Standortförderung zum Ziel gesetzt hat.
Zusätzlich gibt es Busverbindungen nach Koblenz, Neuwied, Höhr-Grenzhausen, Dierdorf und Montabaur.
Im Rahmen einer landesweiten Stationsoffensive soll ein Bahnhaltepunkt für Bendorf an der rechten Rheinstrecke am Bahnübergang Rheinstraße errichtet werden. Die Baukosten werden auf 1,5 Millionen Euro geschätzt.[23] An der durch die Eifelbahn im touristischen Sonderverkehr bedienten Brexbachtalbahn liegen die Stationen Bendorf-Sayn, Kletterwald und Pfadfinderlager.
Am Rheinufer verläuft der Rhein-Radweg, der durch fünf Staaten vom Quellgebiet des Rheins in den Schweizer Alpen am Oberalppass bis zur Mündung bei Rotterdam führt.
Karl-Fries-Schule, Realschule plus, Träger: Landkreis Mayen-Koblenz
Medardus-Schule, Grundschule für den Stadtteil Bendorf
Bodelschwingh-Schule, Grundschule für die Stadtteile Sayn und Mülhofen, Schwerpunktschule mit erweitertem pädagogischen Auftrag zur Inklusion von beeinträchtigten Kindern
Grundschule Stromberg, Grundschule für den Stadtteil Stromberg, Träger: Stadt Bendorf
Theodor-Heuss-Schule, Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen, Träger: Landkreis Mayen-Koblenz
In Bendorf gibt es Vereine in den Bereichen Sport, Musik und Gesang, Karneval und Brauchtum, Hobby und Freizeit sowie Fördervereine.
Darunter fällt z. B. die Kirmes- und Karnevalsgesellschaft (KuK), die in Zusammenarbeit mit der Bendorfer Narrenzunft den Karneval in Bendorf organisiert, aber auch die TS Bendorf, die sowohl Turnen, Kampfsport und Leichtathletik, als auch Handball anbietet. Nach dem Aufstieg in der Saison 2011/2012 spielt die erste Herrenmannschaft ab der Saison 2012/2013 in der Rheinlandliga des Handballverbandes Rheinland. Zusätzlich organisiert die KuK Bendorf die alljährliche Kirmes in Bendorf.
Des Weiteren besteht neben verschiedenen Löschzügen der Freiwilligen Feuerwehr auch ein Ortsverband der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk.
Persönlichkeiten
Wilhelm Remy (1702–1761), Kaufmann und Montanunternehmer
Ferdinand Remy (1788–1848), Kommerzienrat und Eisenwerkbesitzer
Franz Schultheis (* 1953), Soziologe, Professor in St. Gallen (Schweiz)
Werner Jakob Stüber (* 1952), Kulturwissenschaftler, Professor, Hochschulrektor; staatliche internationale Hochschulentwicklung, lebte in Asien, Afrika, Naher Osten
Die Remys. Eisenhüttenleute mit Leib und Seele. Hrsg.: Museumsverein Wendener Hütte e. V. u. Stadtverwaltung Bendorf. Autoren: Ulrike Hoppe-Oehl, Monika Löcken, Adelheid Simon-Schlagberger. - Weneden, Bendorf 1998 (=Schriften des Museumsvereins Wendener Hütte e. V., Bd. 2; Schriften des Stadtmuseums Bendorf, Bd. 7). ISBN 3-930271-64-8
Manfred Böckling: Tranken zu Benndorf bey Herrn remin ein thee. Der 18. Juli 1774 oder Goethe auch in Bendorf. – In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte. 29. Jahrgang, 2003, S. 135–171. ISSN0170-2025
Sayner Hütte. Architektur, Eisenguss, Arbeit und Leben. Beiträge von Paul-Georg Custodis, Barbara Friedhofen, Dietrich Schabow. Herausgeber: Förderkreis Abtei Sayn. – Koblenz: Görres Verlag 2002. ISBN 3-935690-12-6
Bendorf und seine Bewohner gestern – heute Peter Wacker Herausgeber: Kulturverein Bendorf – Koblenz: Görres Verlag 2006. ISBN 3-935690-57-6
↑Manfred Niemeyer (Hrsg.): Deutsches Ortsnamenbuch. De Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-018908-7, S.56.
↑Verleihung des Marktrechtes. In: bendorf-geschichte.de. 30. Mai 1975, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Dezember 2021; abgerufen am 13. Dezember 2021.
↑Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006 (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band393). Bad Ems März 2006, S.171 (PDF; 2,6 MB).Info: Es liegt ein aktuelles Verzeichnis (2016) vor, das aber im Abschnitt „Gebietsänderungen – Territoriale Verwaltungsreform“ keine Einwohnerzahlen angibt.