Zu den Aufgaben gehörten die Verschönerung von Arbeitsstätten, die Verbesserung von Arbeitsbedingungen, Ergonomie sowie Arbeitssicherheit. Die zunächst winzige Organisation trat dabei in Konkurrenz zu den Gewerbeaufsichtsämtern: Einerseits wurden Betriebsbesichtigungen häufig gemeinschaftlich durchgeführt, andererseits betätigte sich das Amt als ständiger Kritiker und Antreiber der Gewerbeaufsicht, die für die bestehenden Missstände verantwortlich gemacht wurde.[3] Es ist richtig darauf hingewiesen worden, dass die propagierten Verbesserungsvorschläge nur vordergründig eine schönere Arbeitswelt ins Auge fassten; tatsächlich dienten sie der Steigerung der Produktivität, der erhöhten Ausbeutung von Arbeitskraft und Produktionsmitteln, der Vorgaukelung einer NS-Volksgemeinschaft von Führung und Belegschaft sowie der Einsparung von Metallen, welche der Rüstungsindustrie vorbehalten bleiben sollten.[4]
Aktivitäten
Das Amt publizierte diverse Broschüren mit detaillierten Musterplänen, zum Beispiel für die Einrichtung von Waschräumen und Toiletten. Auf Veranlassung des Amtes wurden Kantinen, Aufenthaltsräume, Werksbibliotheken, Sport- und Sanitäranlagen eingerichtet sowie Kameradschaftsabende und Werkssportfeste organisiert. Die Kosten dieser Maßnahmen beliefen sich bis 1939 auf rund 200 Millionen Reichsmark, die von den Unternehmen getragen werden mussten. Bei Umsetzung amtlicher Vorgaben besonders eifrige Betriebe erhielten den Ehrentitel „Nationalsozialistischer Musterbetrieb“.
Die Aktionen des Amtes „Schönheit der Arbeit“ standen unter jährlich wechselnden Mottos: 1934 „Entrümpelung der Betriebe“, 1935 „Kampf dem Betriebslärm“, 1936 „Gutes Licht, gute Arbeit“, 1937 „Saubere Menschen im sauberen Betrieb“, 1938 „Gesunde Luft im Arbeitsraum“ und 1939 „Warmes Essen im Betrieb“.
Da die nationalsozialistische Propaganda durch Einführung „schlicht“ gestalteter Alltagsgegenstände eine quasi „überzeitliche Ewigkeitsgültigkeit“ anstrebte, beauftragte das Amt den bereits in ähnlicher Richtung wirkenden Heinrich Löffelhardt ab 1935 mit der Entwicklung des Kantinengeschirrs „Modell I“. Für die Umsetzung in Mutter- und Arbeitsformen war die Porzellanfabrik Gebrüder Bauscher in Weiden zuständig, wobei unter deren Ägide bis 1941 noch drei weitere, auch den Bedarf an feinerem Porzellan deckende, Geschirrentwürfe entstanden. Für die Herstellung dieser Modelle waren zunächst lediglich 10, späterhin sogar nur 5 Betriebe zugelassen. Hierbei kamen regelmäßig Häftlinge und Zwangsarbeiter zum Einsatz. Verbreitung fanden diese Kantinengeschirre hauptsächlich bei Wehrmacht und Waffen-SS.[5]
Mit Kriegsbeginn drängte das Motiv der Produktivitätssteigerung andere Bemühungen vollends in den Hintergrund: Eine bessere Ausleuchtung von Arbeitsplätzen diente der Reduzierung von Ausschuss, verbesserte Hygiene verringerte den Krankenstand. Nahmen die Mitarbeiter ihre Mahlzeiten im Betrieb ein, konnte der Verbrauch besser gesteuert werden, vor allem der von unerwünschten Importprodukten. Nebenbei konnten die Gespräche der Mitarbeiter zentral belauscht werden, womit eine Solidarisierung innerhalb von Kleingruppen am Arbeitsplatz eingedämmt werden konnte. Betriebssport diente immer auch der Wehrertüchtigung.
Nationalsozialistische Musterbetriebe
Seit 1937 wurde im Rahmen des am 29. August 1936 von der Deutschen Arbeitsfront (DAF) ins Leben gerufenen Leistungskampfs der deutschen Betriebe die Auszeichnung „nationalsozialistischer Musterbetrieb“ verliehen. Den Beschäftigten wurde mit diesem Leistungskampf die Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit suggeriert, wobei gleichzeitig für die DAF geworben wurde. Durchgeführt wurde der Wettkampf vom „Amt für soziale Selbstverantwortung“ der DAF. Die Ehrungen durch Adolf Hitler oder Robert Ley fanden jährlich am 1. Mai, dem „Tag der nationalen Arbeit“, statt. Die ausgezeichneten Firmen erhielten mit der Überreichung der Urkunde „das Recht, die Flagge der Deutschen Arbeitsfront mit goldenem Rad und goldenen Fransen zu führen“. Diese ein Jahr lang geführte Flagge wurde üblicherweise kurz als „Goldene Fahne“ der DAF bezeichnet.[6][7] Zwar nahmen die Beschäftigten die damit verbundenen sozialen Verbesserungen gern an; allerdings war die Teilnahme an den Leistungskämpfen oft mit verstärkter Zeitnot bei der Arbeit sowie mit erhöhtem Druck seitens Unternehmensleitung und DAF verbunden.
Insgesamt führten 297 Betriebe die „Goldene Fahne“.
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Veröffentlichungen des Amtes Schönheit der Arbeit (Auswahl)
Monographien
Das Taschenbuch Schönheit der Arbeit. Zusammengestellt von Anatol von Hübbenet, mit einem Geleitwort des Reichsamtsleiters Prof. Albert Speer, Verlag der Deutschen Arbeitsfront, Berlin 1938. Mit Fotos u. a. von Hugo Schmölz und Dr. P. Wolff & Tritschler
Karl Nothelfer, Hans Stolper: Das Möbelbuch „Schönheit der Arbeit“ (Bd. 2), Berlin 1937
Herbert Steinwarz: Der Umkleideraum, Wasch- und Baderaum in gewerblichen Betrieben (Bd. 3), Berlin 1936
Die Abortanlagen gewerblicher Betriebe (Bd. 4)
Herbert Steinwarz: Die Unterbringung von Mannschaften auf deutschen Seeschiffen (Bd. 5), Berlin 1936
Herbert Steinwarz: Speiseräume und Küchen in gewerblichen Betrieben (Bd. 6), Berlin 1939
Herbert Steinwarz, Georg Mewes, Paul Simma: Das Kameradschaftshaus im Betrieb (Bd. 7), Berlin 1939
Informationsschriften
Von November 1934 bis Juni 1938 erschienen 20 Broschüren, darunter
Wesen, Aufgaben und Ziele des Amtes ‚Schönheit der Arbeit‘ von Herbert Steinwarz (1937)
Die Werksfürsorge. DAF, Gau Essen, Hg. Essen 1938
Monatszeitschrift
Schönheit der Arbeit, seit Mai 1936
Sonderhefte anderer Zeitschriften
Schönheit der Arbeit (Die Form, Zeitschrift für gestaltende Arbeit, Heft 7, 1935)
Schönheit der Arbeit auf Baustellen und Schönheit der Arbeit (Baugilde, Februar 1935 und Mai 1937)
Schönheit der Arbeit auf Baustellen (Das Bauwerk, Mai 1936)
Schönheit der Arbeit (Fachblatt für Holzarbeiten, November 1936)
Schönheit der Arbeit (Westermanns Monatshefte, Februar 1937)
Matthias Frese: Betriebspolitik im „Dritten Reich“. Deutsche Arbeitsfront, Unternehmer und Staatsbürokratie in der westdeutschen Großindustrie 1933–1939. (Forschungen zur Regionalgeschichte 2, zugl. Diss. phil. Universität Heidelberg 1989), Paderborn 1991, ISBN 3-506-79574-0, S. 334–351
ders.: Das Amt Schönheit der Arbeit.Das Argument Heft 3/4, 1972, S. 258–275.
Anna Teut: Architektur im Dritten Reich 1933–1945. Ullstein, Berlin 1967 (online bei google books)
darin: Karl Kretzschmer: Über die Aufgaben des Amtes für „Schönheit der Arbeit“. Dokument 86, S. 282f.
Deutsche Architekten. Biographische Verflechtungen 1900–1970. Schriften des Deutschen Architekturmuseums zur Architekturgeschichte und Architekturtheorie, Braunschweig 1986, Neuaufl. Stuttgart 2001
↑ abWege zur Goldenen Fahne. In: Völkischer Beobachter. Kampfblatt der national(-)sozialistischen Bewegung Großdeutschlands. Wiener Ausgabe / Wiener Beobachter. Tägliches Beiblatt zum „Völkischen Beobachter“, 23. Oktober 1941, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/vob
↑Die Nationalsozialistischen Musterbetriebe 1937–1939, Bd. 1, 2 und 3 Biallas, Hans Verlag: Raumbild-Verlag Otto Schoenstein, Diessen/Ammersee, 1938/39, Germany, 1938