Wilhelm Volz wurde als Sohn des Medizinalreferenten Adolph Otto Volz und dessen Frau Julie, geborene Baumgärtner (familiäre Verbindungen zur Mendelssohn-Dynastie) in Karlsruhe geboren. Dort besuchte er von 1865 bis 1875 das Lyzeum und schloss Freundschaft mit dem späteren Schriftsteller Heinrich Vierordt. Bereits früh zeigte sich Volz’ künstlerische und musikalische Begabung.
Vom Militärdienst wurde er aufgrund eines seit Geburt bestehenden Hüftleidens befreit. Er studierte von 1875 bis 1881 an der Großherzoglichen Badischen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Karl Gussow und Ferdinand Keller. Engere Verbindungen entwickelten sich zu seinen Studienkameraden Ludwig von Hofmann, Edmund Kanoldt, Max Klinger und Heinrich Schmidt-Pecht. Ferdinand Keller beteiligte ihn als Illustrator an der Gesamtausgabe von Schillers Werken, die 1877/1878 in Stuttgart und Leipzig erschien.
1878 hielt sich Volz in Süddeutschland auf, vor allem am Bodensee, kurzzeitig auch in der Schweiz. 1882 reiste er nach Baden-Baden und Italien. Es folgte bis 1883 ein Studium an der Académie Julian in Paris bei Jules-Joseph Lefebvre und Gustave Boulanger. An der Großherzoglichen Badischen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe übernahm der Künstler von 1886 bis 1888 einen Lehrauftrag.
1892/1893 unterrichtete Volz die Fächer Kopf- und Aktmalen sowie Kopf- und Aktzeichnen an der Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins.[2] 1892 wurde er Mitglied der „Münchner Secession“. Bei den 1897 und 1898 gegründeten Secessionen in Wien und Berlin war Wilhelm Volz korrespondierendes Mitglied.
Ab den 1890er-Jahren verbrachte Volz die Sommermonate zusammen mit seinen Münchner Künstlerfreunden auf der Bodenseeinsel Reichenau. Mit Gustav Schönleber und Paul von Ravenstein unternahm er 1891 eine Italienreise. 1896 gewann Volz den Wettbewerb zur Ausmalung der Aussegnungshalle des Münchener Ostfriedhofs, das Wandbild wurde jedoch nicht ausgeführt. Im selben Jahr entstand ein Wandbild für die Fassade der Klinik in der Nußbaumstraße, München.
Seit 1896 schuf er für die Zeitschriften „Pan“ und „Jugend“ Illustrationen. 1898 erschien die von Volz komponierte und bebilderte Faunskomödie „Mopsus“ im Verlag J. A. Pecht in Konstanz.
„Ob seine Liebhaberei für die derben Spässe der Faune ihn besonders dabei führte oder ob sie durch die Komödie erst ihm so lebendig wurden, weiss ich nicht mehr, jedenfalls war es die Dichtung, die ihn zu den immer wiederkehrenden Bildern, zur Erfindung seiner köstlichen Illustrationen und zur Komposition der Faunskomödie begeisterten.“[3]
1900 erfolgte die Ausmalung des Café „Neue Börse“, München unter dem Auftraggeber Friedrich von Thiersch. Sein letztes Bild, „Das Tanzlegendchen“, nach Gottfried Kellers gleichnamiger Novelle, blieb unvollendet.
Werk und Stil
Wilhelm Volz‘ Werk ist stilistisch zwischen Historismus, Symbolismus und Jugendstil angesiedelt und besticht durch seine technische Vielseitigkeit.[4] Sein Œuvre umfasst Porträts, Landschaftsdarstellungen, religiöse Gemälde, Wandmalerei für Kirchen und profane Gebäude, Buch- und Zeitschriften.[5] Auch das Themenspektrum seiner Bilder ist vielfältig. Neben religiösen Motiven interessierte sich Wilhelm Volz vor allem für erzählerische Darstellungen, das heißt literarische, märchenhafte, mythologische und humorvolle Sujets. Eine seiner weiteren wichtigen Inspirationsquellen war die Musik.
„Wilhelm Volz’ künstlerische und musikalische Doppelbegabung machte ihn zu einem Künstlerpoeten im zweifachen Sinn, eine sensible Natur, die wohl ahnte, ein Zuspätgeborener am Ende des am Epigonalen leidenden 19. Jahrhunderts zu sein. Doch Volz war auch ein stiller Kämpfer, dessen vielleicht stärkste Waffe sein unerschütterlicher Humor war, der sich auch in seinem Werk niederschlug und dieses gerade deshalb so einzigartig macht.“[6]
Nachlass
Ein Großteil des künstlerischen Nachlasses von Wilhelm Volz befindet sich in der Sammlung der Städtischen Wessenberg-Galerie Konstanz, darunter zahlreiche Skizzen und Studien, aber auch Druckgraphiken und Ölgemälde, sowie vereinzelte Briefe und ein vollständig erhaltenes Exemplar des „Mopsus“.
Das Konvolut wurde 1943 von Heinrich Schmidt-Pecht von Lina Volz, der Schwester des Künstlers, für die Sammlung erworben.[7]
Werke (Auswahl)
1877/1878: Illustrationen zu: Schillers Werke. Eduard Hallberger Verlag, Stuttgart und Leipzig
1882 bis 1886: Illustrationen zu: Goethes Werke. Deutsche Verlagsanstalt, München, (ehem. Eduard Hallberger Verlag)
1888: Gemälde Die Heilige Elisabeth, Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz
1888: Gemälde, Maria im Grünen, Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz, Depositum Kunstverein Konstanz
1889/1890: Bemalung der Außenfassade der erhaltenen Villa des Künstlerkollegen Gustav Schönleber in Karlsruhe, Jahnstraße 18.
1890: Illustrationen zu: Wilhelm Jensen: Der Schwarzwald. H. Reuther’s Verlagsbuchhandlung, Berlin
1891: Illustrationen zu: William Shakespeare: Ein Sommernachtstraum. C.F. Amelangs Verlag, Leipzig
1901: Nymphe am Weiher, Städel Museum, Frankfurt am Main
1899/1900: Triptychon (unvollendet) Das Tanzlegendchen, nach der Novelle von Gottfried Keller. 1901 von der Gottfried-Keller-Stiftung erworben, heute als Depositum im Kunsthaus Zürich
Preise
1876/1877: Preis der Kunstschule, Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe
1889: Medaille für das Gemälde, „Maria im Grünen“, Internationale Kunstausstellung im Glaspalast in München
1921: Retrospektive im Kunsthaus Sebald, Karlsruhe
2015: „Wilhelm Volz 1855 - 1901. Märchen, Mythos & Musik“. Ausstellung anlässlich seines 160. Geburtstags in der Städtischen Wessenberg-Galerie Konstanz
Literatur
Georg Habich: Wilhelm Volz. In: Kunst und Handwerk. Jg. 52, Heft 4, 1901–1902.
Wilhelm Volz. In: Die Kunst für Alle. Malerei, Plastik, Graphik, Architektur. Jg. 17VII, Heft 18, 1902.
Alfred Georg Hartmann: Wilhelm Volz. In: Badische Biographien. V. Teil 1891–1901, hrsg. v. Friedrich von Weech und Albert Krieger, Bd. I, Heidelberg 1906, S. ?.
Heinrich Vierordt: Erinnerungen an Wilhelm Volz den Aelteren (1855–1901). In: Die Pyramide. Wochenschrift zum Karlsruher Tagblatt. 13. Jg., Nr. 40, 5. Oktober 1924.
Wilhelm Lehmann: Erinnerungen an Wilhelm Volz (Aus den Jahren 1897–1901). In: Die Pyramide. Wochenschrift zum Karlsruher Tagblatt. 14. Jg., Nr. 10, 8. März 1925.
↑Wilhelm Lehmann, Erinnerungen an Wilhelm Volz (Aus den Jahren 1897–1901), wieder zitiert in: Die Pyramide. Wochenschrift zum Karlsruher Tagblatt, 14. Jg., Nr. 10, 8. März 1925, S. 71–74, S. 72. Wilhelm Volz (1855–1901). Märchen, Mythos & Musik, Ausst.-Katalog, Konstanz (Städt. Wessenberg-Galerie) 2015, S. 16
↑Yvette Deseyve: Der Künstlerinnen-Verein München e.V. und seine Damenakademie. Eine Studie zur Ausbildungssituation von Künstlerinnen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert (= Kunstwissenschaften. Bd. 12). Herbert Utz Verlag, München 2005, ISBN 3-8316-0479-7, S. 200.
↑Heinrich Schmidt-Pecht, Erinnerungen aus einem langen Leben in der Heimatstadt Konstanz, masch. Typoskript, Bd. 1, Konstanz, ohne Jahr (1939), Kapitel IX, S. 3 f. Wieder zitiert in: Wilhelm Volz (1855–1901). Märchen, Mythos & Musik, Ausst.-Katalog, Konstanz (Städt. Wessenberg-Galerie) 2015, S. 59