Ferdinand Kellers Vater Joseph Keller war Bauingenieur und erhielt 1857 den Auftrag, Flussregulierungen, Brücken und Wegebauten in Brasilien zu errichten. Der fünfzehn Jahre alte Ferdinand Keller durfte ihn mit seinem Bruder Franz begleiten. Während des mehr als vierjährigen Aufenthalts bildete Keller sein zeichnerisches Talent in der tropischen Landschaft autodidaktisch aus.
Nach der Rückkehr aus Brasilien begann Ferdinand Keller im Jahre 1862 ein Studium an der Kunstakademie Karlsruhe. Er studierte u. a. bei Johann Wilhelm Schirmer, dem damaligen Direktor der Kunstakademie. Nach dem Tode Schirmers im Jahre 1863 setzte Keller seine Studien bei Ludwig des Coudres fort. Unzufrieden mit der Ausbildung an der Kunstakademie nahm er ab 1864 Privatunterricht im Atelier von Hans Canon. 1866 folgten Studienreisen in die Schweiz und nach Frankreich. Von 1867 bis 1869 lebte Keller in Rom, wo er die Bekanntschaft von Anselm Feuerbach machte; beide hatten ihre Ateliers in Rom im selben Haus.
1870 wurde Ferdinand Keller als Lehrer für Porträt- und Historienmalerei an die Kunstakademie Karlsruhe berufen. 1873 wurde er zum Professor ernannt, ein Schüler von ihm war Carl Geist. Von 1880 bis 1913 war er Direktor der Kunstakademie. Ferdinand Keller starb 1922 im Alter von 79 Jahren in Baden-Baden.
Ehrungen
Die Ferdinand-Keller-Straße im Karlsruher Stadtteil Knielingen wurde 1964 nach ihm benannt.
Seinen ersten großen Erfolg feierte er mit dem Historienbild „Tod Philipps II.“ im Jahr 1867. In zahlreichen Monumentalgemälden verherrlichte er historische, dynastische oder kulturelle Ereignisse der deutschen und badischen Geschichte. Das fünf mal sieben Meter große Gemälde „Die Apotheose Kaiser Wilhelms I.“ entstand im Dreikaiserjahr 1888. Es wurde ein Jahr später von Kaiser Wilhelm II. erworben und befindet sich heute als Dauerleihgabe der Berliner Nationalgalerie im Berlin Museum.
Weitere Arbeiten Kellers waren der Schmuck für das Karlsruher Hoftheater und für das Dresdner Hoftheater. In dem wiederaufgebauten Dresdner Haus ist das Gemälde auf dem restaurierten Theatervorhang heute wieder zu bewundern. Die Ausschmückung der König-Karl-Halle im Landesmuseum Stuttgart begeisterte den württembergischen König so sehr, dass er Keller den persönlichen Adelstitel verlieh. Im Auftrag von Großherzog Friedrich I. von Baden malte Keller die „Historie Badens“. Das Kolossalgemälde befindet sich heute in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden. Zahlreiche weitere Aufträge erfolgten für öffentliche Gebäude und Adelspalais. Mit seinen Radierungen wurden zahlreiche Bücher illustriert.
Gemälde
Humboldt am Orinoko (Skizze), um 1860
Reisende in Brasilien (Skizze), um 1860
Reisende in Brasilien (Öl auf Leinwand; 110,7 cm × 149,4 cm), 1863
Bucht von Rio de Janeiro (Öl auf Leinwand; 63,5 cm × 87 cm), 1864
Tod Philipps II von Spanien (Öl auf Leinwand), 1866 bzw. 1867
Der Alchimist (Öl auf Leinwand; 116 cm × 155 cm), 1868
Himmelfahrt Mariens (Fresko; 800 cm × 300 cm), 1871
Moderne Diana (Öl auf Leinwand; 130 cm × 223,2 cm), 1872
„Die Fantasie trägt die Fackel der Begeisterung“, Schmuckvorhang des Hoftheaters in Dresden
1. Entwurf, Öl auf Leinwand, 65 cm × 93 cm, 1874–1875
2. Entwurf, Öl auf Leinwand, 131 cm × 156 cm, 1874–1875
Ausführung, 1875
Das Altertum (Fresko; 940 cm), Karlsruhe, 1875
Humboldt am Orinoko (Öl auf Leinwand; 206 cm × 160 cm), 1877
Entwurfsskizze Türkenlouis (Öl auf Leinwand; 47 cm × 71 cm), 1877–1878
Türkenlouis (Öl auf Leinwand; 310 cm × 530 cm), 1879
Hero und Leander (Öl auf Leinwand; 267 cm × 178 cm), 1880
Albert Bürklin, 1883
Flora, Öl auf Leinwand, 98 cm × 178 cm, 1883
Wilhelmine Keller (Öl auf Leinwand; 212 cm × 114,5), 1884
Neuzeit (Wandgemälde im Landesgewerbemuseum Stuttgart), 1894–1896
Kaiser Wilhelm I., der siegreiche Begründer des Deutschen Reiches (Öl auf Leinwand; 500 cm × 700 cm), 1888
Apotheose Kaiser Wilhelm I. (Skizze), 1890
Verherrlichung Kaiser Friedrichs III (Öl auf Leinwand; 410 cm × 262 cm), 1890
Kaiser Wilhelm II (Öl auf Leinwand; 350 cm × 235 cm), 1893
Najaden, 1893
Mythologische Landschaft, 1894
Arkadien (Öl auf Leinwand; 86 cm × 111 cm), wohl um 1899
Im Hain des Poseidon, 1900
Entsagung (Öl auf Leinwand; 70 cm × 100 cm), 1900–1901
Böcklins Grab (Öl auf Leinwand; 117 cm × 99 cm), 1901
Klassische Landschaft (Öl auf Leinwand; 101,6 cm × 81,2 cm) 1902
Großherzog Friedrich I. von Baden (Öl auf Leinwand; 279,5 cm × 167,3 cm), 1903
Doppelbildnis des badischen Großherzogpaares (Öl auf Leinwand), 1906
Nymphe, an einer Quelle trinkend (Öl auf Leinwand; 43,4 cm × 52 cm), 1907
Küstenlandschaft bei Rio de Janeiro
Flora, 1883
Kleopatra wird von einem Sklaven in den Palast getragen
Porträt des Großherzogs Friedrich I. von Baden, 1900
In seinem allegorisch überhöhten Bild „Kaiser Wilhelm der Siegreiche“ spielt Keller auf den feierlichen Einzug des Monarchen nach dem Deutsch-Französischen Krieg an. In dem Bild steht Wilhelm auf einem Streitwagen, der von vier Schimmeln gezogen wird. Er hat scheinbar gerade das Brandenburger Tor durchquert. Auf ihn und die Pferde fällt Sonnenlicht. Das hinter ihm reitende Gefolge, bestehend aus Bismarck, Roon und Moltke, ist dagegen im Schatten platziert. Dem Streitwagen des Kaisers gehen zwei weibliche Figuren voraus. Sie halten als symbolische Verkörperungen der Gerechtigkeit ein Schwert und ein Gesetzbuch in Händen. An Wilhelms Mutter Luise erinnert ein junger Engel, der ein Bildnis von ihr empor hebt. Auf diese Weise stellt Keller eine vermeintliche Kontinuität zu den Kriegen gegen Napoleon I. her. Keulenträger in germanischer Tracht und ein Ritter betonen vermeintlich kriegerische Traditionen, die bis in die Antike und das Mittelalter zurückreichen.[2]
Zeichnungen
Humboldt am Orinoko (Skizze), um 1860
Reisende in Brasilien (Skizze), um 1860
Selbstbildnis (Studie für Uffizienbild, Pastell; 57 cm × 50 cm), 1889
Großherzogin Luise in Trauer (Pastell; 83,5 cm × 64,5 cm) 1890
Ausstellungen
12. November bis 5. Dezember 1912 im Badischen Kunstverein, Karlsruhe
18. Juli bis 4. Oktober 1992 in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Eva-Maria Froitzheim: Ferdinand Keller (1842–1992). Gemälde, Zeichnungen (= Bildhefte der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Nr. 15.) Karlsruhe 1992, ISBN 3-925212-18-3.