Guillaume de Courbière entstammte einer hugenottischen Adelsfamilie aus der Dauphiné, die nach der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) wegen ihres protestantischen Glaubens ihre Heimat in Frankreich verlassen musste. Er war der Sohn des in niederländischen Diensten stehenden Majors Alexis Baron de l’Homme de Courbière und dessen Ehefrau Angentia, geborene Ridders.
Militärlaufbahn
Wie sein Vater stand Courbière zunächst ab 1746 beim Infanterieregiment „d’Aylva“ in niederländischen Diensten und erwarb im Österreichischen Erbfolgekrieg bei der Verteidigung der Festung Bergen op Zoom gegen die Franzosen seine ersten militärischen Erfahrungen. 1753 wurde er pensioniert und lebte in der Folgezeit in ’s-Hertogenbosch. Am 1. April 1758 trat er dann als Ingenieur-Kapitän während des Siebenjährigen Kriegs in die Dienste König Friedrichs II. von Preußen, der ihm das Kommando über eine Kompanie des Freibataillons „von Mayr“ verlieh. Nachdem er sich 1758 bei der Belagerung von Schweidnitz ausgezeichnet hatte, beförderte ihn der König als erst fünfundzwanzigjährigen am 20. Oktober dieses Jahres zum Major und gab ihm das Kommando über das Freibataillon „Colignon“ (ehemals Freibataillon „Mayr“). Nachdem er sich mit dieser Einheit 1759 bei der Verteidigung von Herrnstadt gegen die russische Armee unter Marschall Saltykow erneut ausgezeichnet hatte, wurde er außer der Reihe am 6. März 1760 zum Oberstleutnant und Chef dieses Bataillons ernannt (Colignon erhielt ein anderes Bataillon). Nach der Belagerung von Dresden 1760 erhielt er den Orden Pour le Mérite nebst Bandgeld von 100 Goldstücken. Bei den Schlachten bei Liegnitz und Torgau sowie bei anderen Gelegenheiten erwarb Courbière sich weitere Verdienste.
Obwohl Courbière ein typisches Beispiel für die Überalterung und Vergreisung des preußischen Offizierskorps war, stellte das Verhalten des 74 Jahre alten Generals beim Zusammenbruch Preußens nach der Niederlage in der Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 im Vierten Koalitionskrieg eine der wenigen rühmlichen Ausnahmen dar. Während die meisten anderen preußischen Festungen ohne oder nach nur geringem Widerstand vor den Franzosen kapitulierten, verteidigte er Graudenz erfolgreich gegen Napoleons Truppen, die es vom 22. Januar bis zum 12. Dezember 1807 belagerten. Bekannt machte ihn nicht nur die Tapferkeit, mit der er die Festung trotz unzuverlässiger Truppen und schwieriger Versorgungslage hielt, sondern auch seine Schlagfertigkeit. Obwohl er nur gebrochen Deutsch sprach, beantwortete er die wiederholten Kapitulationsaufforderungen der Belagerer „derb und deutsch“. Erst nach dem Friedensschluss korrespondierte Courbière mit seinen Gegnern französisch.
Napoleons Adjutant, General Savary, schrieb, nachdem Courbière schon die dritte Aufforderung zur Unterredung abgelehnt hatte:
„Ich hätte vielleicht das Recht, Sie wie jene katalanischen Kommandanten zu behandeln, die, da sie ihre alte Dynastie anerkannten, trotz ihres Widerstandes unter das Joch mußten und zwar unter grausamen Bedingungen. Der Herr, dem sie zu dienen behaupten [d.i. Friedrich Wilhelm III.], hat uns alle seine Rechte überlassen, indem er uns seine Staaten überließ.“
Courbière entgegnete, als ihm diese Stelle durch den französischen Parlamentär Oberstleutnant Aymé vorgelesen wurde:
« Votre Général me dit ici qu’il n’y a plus un Roi de Prusse, puis que les Français ont occupé ses états. Eh bien, ça se peut ; mais s’il n’y a plus un Roi de Prusse, il existe encore un Roi de Graudenz. Dites cela à votre général. »
„Ihr General sagt mir hier, dass es keinen König von Preußen mehr gibt, weil die Franzosen seine Länder besetzt hätten. Nun gut, so sei es. Aber wenn es auch keinen König von Preußen mehr gibt, so gibt es immer noch einen König von Graudenz. Sagen Sie das Ihrem General!“
Im Übrigen antwortete, wie es im Verteidigungs-Diensttagebuch heißt, „der Gouverneur auf diesen Brief mit Granat- und Kugelfeuer“.
Courbière konnte Graudenz bis zum Abschluss des Friedens von Tilsit erfolgreich halten. Er erhielt am 21. Juli 1807 den Rang eines Generalfeldmarschalls und Generalgouverneurs von Westpreußen, blieb aber in Graudenz, wo er am 25. Juli 1811 starb und im Festungsgelände bestattet wurde.
Familie
In Emden heiratete er 1766 Sophie, geborene von Weiß (* 1741; † 5. Februar 1809), Tochter des ehemaligen Leerorter Kommandanten Johann Caspar Julius von Weiß. Das Paar hatte zehn Kinder. Ihre Nachkommen gibt es noch heute.
Ihr Sohn Ludwig Heinrich (1777–1813) fiel in der Schlacht bei Großgörschen.[3] Seine Tochter Caroline Juliane (* 10. Juni 1775; † 9. September 1843) heiratete den Generalmajor August Ernst von Kamptz.[4] Es war dessen zweite Ehe.[5] Die heutigen Nachfahren stammen sämtlich vom jüngsten Sohn Ferdinand de l’Homme de Courbière (1786–1825) und seiner Ehefrau Philippine von Kleist (1793–1834) ab, so auch dessen Enkel der GeneralleutnantRené de l’Homme de Courbière (1887–1946).
Duelle
Der General war trotz eines Duellverbots mehrfach in Händel verwickelt. Seine Frau konnte wohl häufiger seinen Zorn bändigen, aber es sind zwei Duelle aus seiner Zeit in Emden überliefert, davon eines mit einem Major Süßmilch, der nach Emden strafversetzt worden war und seinen Kommandeur schwer an der Schulter verwundete. Anschließend floh er in das benachbarte Holland. Das zweite Duell war mit einem bereits pensionierten holländischen Oberst Hesslingh. Ein schon länger schwelender Streit endete in einem Duell vor dem Nordertor (und zahlreichem Publikum auf den Wällen). Das Duell endete für den General mit stark blutenden Wunden im Gesicht.
Xaver Froehlich: ueber Coubiere. In: Altpreussische Monatsschrift zur Spiegelung des provinzielle Lebens in Literatur, Kunst, Wissenschaft und Industrie, 1888, Band 25, S. 652 ff.; books.google.de
↑Todesanzeige. In: Zeitung des Großherzogthums Frankfurt, 1811,7/12, books.google.de
↑Graf Stillfried: Liste der Ritter des Königlich Preußischen Hohen Ordens vom Schwarzen Adler. V. Von Seiner Majestät dem Könige Friedrich Wilhelm III. ernannte Ritter:, Nr.384. R. v. Decker, Berlin 18. Juni 1871, S.34 (uni-duesseldorf.de).
↑Gerhard von Scharnhorst: Leiter der Militärreorganisation (Preußen 1808–1809), In: Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz. 52/5, Reprint, Hrsg. Michael Sikora, Tilman Stieve, Böhlau Verlag, Köln/Wien 2014, S. 169. ISBN 978-3-412-33250-1.
↑C. G. I. von Kamptz: Die Familie von Kamptz. II. Die jüngere Hauptlinie., § 328. Ernst August von Kamptz. Selbstverlag. Manuscriptdruck, Schwerin 1871, S.388–389 (uni-duesseldorf.de).