Die Ortschaft war mehrere Jahrhundert lang ein Kirchdorf und wurde als Eichorn um 1350 gegründet.[2] Erst nach 1595 erscheint die Namensschreibweise Eichhorn. Eine Windmühle sorgte für überregionale Bedeutung des Dorfes.
Am 7. Dezember 1925 wurden Teile des GutsbezirksNeukrug nach Eichhorn eingemeindet, und am 27. Juni 1926 wurden Teile der Landgemeinde Eichhorn in die Landgemeinde Dixen umgegliedert.[3]
Am 14. Mai 1930 wurde Eichhorn ein Amtsdorf und damit namensgebend für einen Amtsbezirk.[5] Die Einwohnerzahl des Dorfes belief sich 1933 auf 371 und 1939 auf 337.[6]
Gegen Ende des Zweiten weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. Nach Einstellung der Kampfhandlungen wurde Eichhorn zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens von der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Eichhorn erhielt die polonisierte Ortsbezeichnung „Wiewiórki“. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus dem Kreisgebiet vertrieben.
Bei der nicht mehr vorhandenen Kirche in Eichhorn handelte es sich um einen chorlosenFeldsteinbau aus dem 15. Jahrhundert.[7] Nachträglich war ein Westturm aus Ziegeln auf Feldsteinfundament vorgelegt worden.
Der Innenraum hatte eine flache Decke. Von Wandmalereien aus der Zeit um 1700 blieben im Lauf der Jahre nur wenige Reste erhalten. Altar, Kanzel und Beichtstuhl waren Schnitzarbeiten um 1720. Wertvoller war eine Kreuzigungsgruppe aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.[7]
In der Vorhalle befand sich eine Granittaufe aus der Wende 14./15. Jahrhundert.[7] Der Gutsstand sowie die Orgelempore entstand 1690. Die Orgel war ein Werk des 19. Jahrhunderts. Sie wurde 1931 von der Orgelbauwerkstatt Bruno Goebel aus Königsberg (Preußen) umgebaut. Das Geläut der Kirche bestand aus drei Glocken.
Im Jahre 1925 zählte das weit verstreute Kirchspiel 2200 Gemeindeglieder.[8] Das Kirchenpatronat oblag dem Gutsbesitzer in Worienen.
Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung in der Zeit um 1945 setzten der evangelischen Gemeinde in Eichhorn ein Ende. Die heute mehrheitlich römisch-katholischen Einwohner gehören zur Pfarrei in Górowo Iławeckie(Landsberg) im gleichnamigen Dekanat innerhalb des Erzbistums Ermland. Die Kirche hat die Wirren des Krieges nicht überlebt.
An der Kirche Eichhorn amtierten als evangelische Geistliche:[9]
Paul Heidenreich, 1547
Wenceslaus Stemler, 1554
Martin Betzel, ab 1585 (?)
Martin Neumann, bis 1602
NN. ab 1602
Jacob Siwert, 1604–1627
Bartholomäus Hubius, 1615–1643
Peter Nicolai, 1644–1645
Johann Lang, 1645–1665
Constantin Henning, 1665–1710
Johann Henning, 1703–1736
Johann Gottlieb Tietz, 1736–1746
Johann Chr. Fuhrmann, 1746–1760
Jacob Carl Kösling, 1769–1784
Carl Gottlieb Conrad, 1784–1794
Joh. Immanuel Schiemann, 1794–1808
Carl Jonathan Gronenberg, 1808–1820
August Wilhelm Wachhausen, 1820–1831
Johann Carl Rauschke, 1831–1843
Carl Eduard Torno, 1843–1850
Eduard Heinrich Friedr. Horn, 1850–1856
Adolf Julius Schröder, 1856–1889
Rudolf Moritz Chr. Krieger, 1890–1902
Hermann Georg Alb. Pötz, 1902–1909
Walter Treidel, 1909–1929
Ludwig Grunwald, 1929–1931
Julius Alb. Hans Rud. Schmidt, 1932–1945
Kirchenbücher
Von den Kirchenbüchern der Pfarre Eichhorn haben sich erhalten und werden im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg aufbewahrt:[11]
Taufen = 1665 bis 1944, Trauungen = 1733 bis 1944, Begräbnisse 1665 bis 1944, Konfirmationen 1738 bis 1781.
Verkehr
Wiewiórki liegt an der verkehrsreichen polnischen Wiowodschaftsstraße 512 zwischen den Städten Bartoszyce(Bartenstein) und Górowo Iławeckie(Landsberg), außerdem an einer Nebenstraße, die von Piaseczno(Sieslack) nach Norden bis an die polnisch-russischeGrenze verläuft – und vor 1945 bis in die Stadt Preußisch Eylau (russisch Bagrationowsk) führte. Eine Anbindung an den Bahnverkehr besteht nicht.
Literatur
Eichhorn, Dorf, Kreis Preußisch Eylau, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Eichhorn (meyersgaz.org)
Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band 2: Die Bau- und Kunstdenkmäler in Natangen. 1898, S. 73 (Google Books).
Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Nipkow, Neidenburg 1890, S. 53 (Google Books).
↑ abcWalther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2 Bilder ostpreußischer Kirchen, Göttingen 1968, S. 68, Abb. 237
↑ abcWalther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente, Göttingen 1968, S. 468
↑ abFriedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg 1968, S. 35
↑Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 1, Göttingen 1968, S. 542
↑Christa Stache (Hrsg.): Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil I: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, Berlin 1992³, S. 37–38