Die älteste schriftliche Erwähnung von Wettsaasen geschieht ca. Jahr 1300 in einem Kopiar des 14. Jahrhunderts; „Waschelsassen“.[3]
Weitere Nennungen im 14. Jahrhundert finden sich u. a. in einer Urkunde von 1308: „XXV solidos in Wesselessassen“. (Einkünfte von 25 Schilling).[4] 1327 wird urkundlich eine Mühle in dem Dorf erwähnt: „in molendino sito in villa Weytzelsasin“.[5]
1335: heißt es „ir gud zu Wetsilssasin“.[6]
Innerhalb der heutigen Gemarkung südwestlich des bestehenden Dorfes lag die Wüstung Ober-Wettsaasen. Dieser Ort wird 1498 indirekt erwähnt, als in einem Kopial des 16. Jahrhunderts eine Lage „zwuschen den zweien Wetsachßen“ beschrieben wird. Ein Salbuch nennt 1589 „Obernwetsachsen“.[7]
In der Namensforschung wird der Ortsname als „Siedlung der Hintersassen des Wazili“ gedeutet.[8]
Am 30. August 1437 verkauften Katharina von Hohenfels, die Witwe Volperts von Ders, und ihr Sohn Heinrich sowie Flemming von Hausen und seine Frau Bitzel ihr Gut zu Wadenhausen, einer Wüstung bei Grünberg, und „czu wetsassen“[9] erblich an Gerlach von Merlau.[10]
Die kleine Kirche Wettsaasen wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts erbaut. 1740 wurde ihre Renovierung begonnen und 1750 abgeschlossen.
Neuzeit
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Wettsaasen:
„Wettsaasen (L. Bez. Grünberg) evangel. Filialdorf; liegt an der Ohm, 2 St. von Grünberg und hat 1 Kirche, 46 Häuser und 260 Einwohner, die evangelisch sind. In frühern Zeiten kommt der Ort unter dem Namen Waschelsassen vor.“[11]
Der Einwohner J. Weber aus Wettsaasen wurde innerhalb eines Jahres zweimal von Räubern heimgesucht. Es waren immer Mitglieder der Wetterauer und Vogelsberger Bande. Ca. 1804 raubten die Brüder Johann Georg Pfeiffer und Balser Pfeiffer aus Maar einen eingemauerten Kessel, nachdem bereits ein Jahr zuvor der eigentliche Kopf der Bande, Jakob Heinrich Vielmetter, mit seinen Schwiegersöhnen Johannes Lehn aus Breungeshain und Johann Heinrich Brandau, genannt der Engelröder Dick, sowie Johann Leonhard Lang aus Rixfeld ebenfalls einen Kessel geraubt hatten. Der neue Kessel hatte 33 fl. gekostet und war noch nicht vollständig bezahlt.[15]
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Wettsaasen das „Amt Grünberg“ zuständig.
Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übergingen. „Landgericht Grünberg“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Wettsaasen zuständig war.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Grünberg“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[25] Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Grünberg, Wettsaasen wurde dem Amtsgericht Alsfeld zugelegt.[26]
In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Mücke[2]; Zensus 2011[31]
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Wettsaasen 198 Einwohner. Darunter waren 6 (3,0 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 27 Einwohner unter 18 Jahren, 69 zwischen 18 und 49, 60 zwischen 50 und 64 und 42 Einwohner waren älter.[31]
Die Einwohner lebten in 81 Haushalten. Davon waren 18 Singlehaushalte, 33 Paare ohne Kinder und 27 Paare mit Kindern, sowie 6 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 18 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 48 Haushaltungen lebten keine Senioren.[31]
Für Wettsaasen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Wettsaasen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[14]
Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 84,52 %. Alle Mitglieder gehören der „Dorfliste Wettsaasen“ an.[32] Der Ortsbeirat wählte Albrecht Müller zum Ortsvorsteher.[33]
↑Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
↑ ab„Daten und Fakten“. In: Internetauftritt. Gemeinde Mücke, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im Januar 2024. (Daten aus Web-Archiv)
↑Stephan Alexander Würdtwein, Dioecesis Moguntina in Archidiaconatus distincta et commentationibus diplomaticis illustrata 3. Mannheim 1777, S. 285.
↑Ludwig Baur: Hessische Urkunden aus dem Großherzoglich Hessischen Haus- und Staatsarchive. Band 1–5. Band 1 (Starkenburg und Oberhessen). Darmstadt 1860–1873, Nr. 451, S. 318.
↑Helfrich Bernhard Wenck, Hessische Geschichte II. Frankfurt am Main, Leipzig 1789, Nr. 301, S. 306.
↑Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.3, S.84, Punkt 93 Abs. 1. b) und 2. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0MB]).
↑ abHauptsatzung. (PDF; 147 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Mücke, abgerufen im Januar 2022.
↑Friedrich Ludwig Adolph Grolman, Actenmäßige Geschichte der Vogelsberger und Wetterauer Räuberbanden und mehrerer mit ihnen in Verbindung gestandenen Verbrecher. Nebst Personal-Beschreibung vieler in alle Lande teutscher Mundart dermalen versprengter Diebe und Räuber; Mit einer Kupfertafel, welche die getreuen Bildnisse von 16 Haupt-Verbrechern darstellt. Gießen 1813, S. 62 f.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.12ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.13ff., § 26 Punkt d) III. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC165696316, S.8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band22. Weimar 1821, S.419 (online bei Google Books).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).
↑Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 67, Anm. 40 und S. 103.
↑Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr.15, S.197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8MB]).
↑Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC162730484, S.119 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC162730484, S.13 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).