Weißkirchen liegt südöstlich der Kernstadt und grenzt an die Städte Steinbach (Taunus) und Frankfurt am Main. Der Stadtteil wird von dem in der Gemarkung Oberursel entspringenden Urselbach durchflossen, der auf Frankfurter Gebiet in die Nidda mündet.
Geschichte
1255: Als Wizenkirchen wird Weißkirchen in einer Abschrift eines Lehensverzeichnisses erstmals urkundlich erwähnt. Die Ortsgründung liegt jedoch vor diesem Zeitpunkt. Deshalb legte die Stadtverwaltung 1980 das Jubiläumsdatum auf den 24. Juni 818 fest.
1622: Weißkirchen wird wie viele Orte auch vom Dreißigjährigen Krieg nicht verschont. So kommt es zur Brandschatzung des Ortes und im weiteren Verlauf mehrfach zu Plünderungen.
Blasonierung: „In Rot eine silberne Kirche in Vorderansicht mit schwarzer Türöffnung. Auf dem Turm ein goldenes Kreuz, über dem Schiff die Großbuchstaben W und K in Silber.“[3]
Die alte katholische Johanniskirche in Weißkirchen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zu klein, da die katholische Bevölkerung durch die Flüchtlinge und Vertriebenen stark wuchs. Daher erfolgte 1961/63 der Bau der heutigen römisch-katholischen Kirche St. Crutzen. Der Name der Kirche geht zurück auf Kirche und Kloster St. Crutzen (Heiliges Kreuz), die in Frankfurt-Kalbach am Riedberg lag.
Der Bau ist von außen ein Betonbau im Stil der 1960er Jahre mit getrenntem Glockenturm. Auffällig ist das aufgefaltete Dach mit den Glasfenstern im oberen Viertel. Auch wenn der Bau von außen unverkennbar ein Werk der Neuzeit ist, befinden sich im Inneren eine Marienstatue mit Kind im Seitenschiff (um 1750) sowie eine Statue der heiligen Barbara am Seiteneingang aus der alten Johanniskirche.[4]
Wasserturm
Weithin, besonders von Frankfurt aus sichtbar ist der als Weißkircher Wahrzeichen geltende Wasserturm auf dem Versuchsgelände der Firma Mazda, ein Industriedenkmal. In dem 42,2 m hohen Bauwerk speicherte die früher hier angesiedelten Erste Süddeutschen Ceresinfabrik Schütz 200 m³ Wasser. In Form von Dampf diente es zur Verflüssigung der Rohwachse, als Kühlwasser dann zur Verfestigung der hergestellten Kerzen.[5]
Naturdenkmale
Stufenlinde am Urselbach
Die frühere Dorf- und Gerichtslinde steht auf dem – inzwischen zum Gasthausgarten gewordenen – ehemaligen Dorfplatz am Urselbach und repräsentiert den alten Dorfmittelpunkt von Weißkirchen. Die etwa 800 Jahre alte Sommerlinde ist eine geleitete und gestützte Stufenlinde mit außergewöhnlich ausladendem und bizarrem Wuchs[6]. Der als Naturdenkmal ausgewiesene Baum ist das einzige Exemplar einer geleiteten Linde im Hochtaunuskreis. Das Landesgeschichtliche Informationssystem Hessen (LAGIS) bezeichnet den Platz unter der Linde als eine historische Gerichtsstätte[7].
Vereine
Der Vereinsring Weißkirchen/Taunus
ist eine Interessengemeinschaft von Vereinen und Kirchengemeinden des Oberurseler Stadtteils. Er koordiniert die Veranstaltungstermine und unterstützt die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsorganisationen.
Gesangverein Germania 1873 Weißkirchen/Ts. e. V.
Der älteste der Weißkircher Vereine ist mit seiner Gründung am 1. Januar 1873 der Gesangverein Germania 1873 Weißkirchen/Ts. e. V.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Der S-Bahnhof Oberursel-Weißkirchen/Steinbach liegt etwa in der Mitte zwischen Weißkirchen und Steinbach und wird von der S 5 bedient. Die U-Bahn tangiert den östlichen Ortsrand.
Die Sendeantenne bestand aus drei gegen Erde isolierten, 86 Meter hohen, abgespannten Stahlgittermasten, die zwischen 1954 und 1955 errichtet wurden und in einer Reihe mit gegenseitigem Abstand von 140 Metern angeordnet waren. Tagsüber wurde Rundstrahlung angewandt und die Sendeenergie nominell über den mittleren Sendemast abgestrahlt. Nachts wurden für eine stärker gerichtete Abstrahlung alle drei Sendemasten gespeist.[8]
Am 31. Mai 2013 wurde der Sender abgeschaltet. Als Abschaltzeitpunkt war 16:00 Uhr geplant, tatsächlich endete der Betrieb schon um 15:12 Uhr.[9] Begründet wurde die Abschaltung mit zu hohen Energiekosten von rund 400.000 Euro jährlich.[10] Die Masten blieben vorerst noch stehen, sie wurden am 23. April 2015 um 13:00 Uhr durch Sprengung zu Fall gebracht und abgebaut.[11][12] Erst wenige Jahre zuvor war für einen Millionenbetrag ein neuer Sender installiert und die Antennenanlage umgebaut worden.[13]
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.373.
↑Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Weißkirchen, Landkreis Obertaunuskreis, Regierungsbezirk Wiesbaden vom 3. April 1965. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1965 Nr.16, S.436, Punkt 369 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,0MB]).
↑Kirchenführer Hochtaunus, abgerufen am 14. Januar 2016 (S. 58 PDF; 4,8 MB)
↑Bernd Ochs: Die Firma Georg Schütz GmbH – Erste Süddeutsche Ceresinfabrik in Weißkirchen (Taunus) und ihr Zwangsarbeiterlager, Heft 50-2011 der Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Heimatkunde Oberursel e. V. (PDF)