Von 1933 bis 1937 war Dönicke Kreishauptmann in Leipzig. Als solcher wurde er am 9. November 1936 zum Standartenführer befördert und dem Stab der SA-Gruppe Sachsen zugeteilt.[2]
Nach dem Rücktritt des Leipziger Oberbürgermeisters Carl Friedrich Goerdeler im November 1936 wurde die Stelle am 10. Februar 1937 gemäß der Deutschen Gemeindeordnung zunächst öffentlich ausgeschrieben. Dönicke wurde auf Wunsch des Leipziger Ratskollegiums nach Beratungen mit dem Leiter des Amtes für Kommunalpolitik im NSDAP-Gau SachsenErich Kunz durch den Reichsinnenminister Wilhelm Frick zum Oberbürgermeister berufen. Er wurde am 12. Oktober 1937 durch den sächsischen Ministerpräsidenten und ReichsstatthalterMartin Mutschmann in das Amt des Oberbürgermeisters von Leipzig eingewiesen. Seine Funktion als NSDAP-Kreisleiter gab er an den bisherigen Gauinspektor Ernst Wettengel kommissarisch ab.
In Dönickes Amtszeit fielen unter anderem die Ernennung Leipzigs zur Reichsmessestadt (20. Dezember 1937), der Baubeginn für den Leipziger Hafen (27. Mai 1938) sowie die Eröffnung der ersten Leipziger Oberleitungsbus-Strecke (29. Juli 1938).
Sein kommissarischer Amtsvorgänger und -nachfolger Rudolf Haake betrieb während der Regierungszeit Dönickes als Oberbürgermeister erfolgreich dessen Amtsenthebung, indem er dessen Unfähigkeit zur Amtsführung bei der NSDAP-Führung meldete. Hinzu kam, dass sich Dönicke selbst bei Adolf Hitler persönlich unbeliebt machte. Bei dessen letztem offiziellen Besuch in Leipzig am 26. März 1938 übergab ihm Dönicke im Rahmen der Festveranstaltung für den Eintrag in das Goldene Buch der Stadt ein vermeintlich originales Autograph der Tannhäuser-Partitur von Richard Wagner, bei dem es sich aber lediglich um ein Dresdener Steindruck-Faksimile aus dem Uraufführungsjahr 1845 handelte. Hinzu kam, dass Dönicke seine Festrede in tiefstem sächsischen Dialekt hielt, welche Hitler später sogar mehrmals in engstem Kreis parodierte. Auch Hitler wies Mutschmann auf die Überforderung Dönickes für das Leipziger Oberbürgermeisteramt hin.[3] Am 11. Oktober 1938 wurde Walter Dönicke als Oberbürgermeister abgesetzt; gleichzeitig verlor er fast alle staatlichen und Parteifunktionen.
Nach dem Einmarsch der US-amerikanischen Truppen in die Stadt Leipzig kapitulierte das Neue Rathaus am 19. April 1945. Im Angesicht dessen nahm sich Walter Dönicke, der zu dem Zeitpunkt Mitglied im Volkssturm-Kreisstab war, im Neuen Rathaus gemeinsam mit dem stellvertretenden NSDAP-Kreisleiter Willy Wiederroth und dessen Kreisamtsleiter SA-Standartenführer Carl Strobel das Leben.[4]
Literatur
Leipzig hat wieder einen neuen Oberbürgermeister. In: Neue Leipziger Zeitung vom 8. Oktober 1937, S. 5.
Karin Kühling, Doris Mundus: Leipzigs regierende Bürgermeister vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Sax-Verlag, Beucha 2000, ISBN 3-934-54402-9, S. 71.
↑Beförderungen in der sächsischen SA. In: Dresdner Nachrichten, Abendausgabe vom 10. November 1936, S. 3.
↑Ulrich von Hehl: Hitler in Leipzig. „Führerbesuche“ in der Messestadt. In: Detlef Döring (Hrsg.): Leipzigs Bedeutung für die Geschichte Sachsens. Politik, Wirtschaft und Kultur in sechs Jahrhunderten (= Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Leipzig. 7). Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2014, ISBN 978-3-86583-736-3, S. 248.