Bevor Washington, D.C. als Hauptstadt gegründet wurde, residierte die Regierung der Vereinigten Staaten für kurze Zeit in New York City, New York. Dort tagte der Oberste Gerichtshof im Merchants’ Exchange Building. Als Philadelphia 1790 Hauptstadt wurde, zog der Gerichtshof dort zunächst in die Independence Hall und wenig später (1791) in die Old City Hall.[1]
Im Jahr 1810 bezog der Oberste Gerichtshof erstmals das Old Supreme Court Chamber im Kapitol.[1] Nach der Vergrößerung des Senats wurden dessen Räumlichkeiten nach und nach zu klein. 1860 zog der Gerichtshof dann um in das Old Senate Chamber, wie der Saal nun genannt wurde. Hier blieb er bis zu seinem Umzug in das heutige Gebäude. Im Jahr 1929 argumentierte Chief JusticeWilliam Howard Taft erfolgreich für eine räumliche Trennung von Kongress und Oberstem Gerichtshof, da dieser ein unabhängiger Zweig der Regierung ist.
Seit dem 4. Mai 1987 ist das United States Supreme Court Building ein National Historic Landmark.[3]
Tempel der Gerechtigkeit
Das Supreme Court Building wurde vom Architekten Cass Gilbert entworfen.[4] Es ist 28 Meter hoch und hat 5 Stockwerke über dem Erdboden. Der Grundstein wurde am 13. Oktober 1932 gelegt und der Bau 1935 fertiggestellt. Die Baukosten betrugen 9,74 Millionen Dollar und lagen damit 94.000 Dollar unter dem Budget.[1]
Die Außenfassade des Gebäudes besteht aus Marmor, der in Vermont abgebaut wurde, die nichtöffentlichen Innenhöfe bestehen aus Georgia-Marmor. Die meisten Innenräume sind mit Alabama-Marmor ausgekleidet, mit Ausnahme des Gerichtssaales, in dem spanischer Marmor verarbeitet worden ist.[1] Für die 24 Säulen des Gerichtssaales kam für Gilbert nur der Marmor aus den Montarrenti-Steinbrüchen in der Nähe von Siena, Italien, in Frage. Deshalb bat er im Mai 1933 den italienischen Ministerpräsidenten Benito Mussolini um Hilfe, damit der Marmor auch in der Qualität, die als offizielles Muster vorgelegt worden war, geliefert würde.
Nicht alle Richter waren von den neuen Räumlichkeiten begeistert, besonders vom Gerichtssaal; sie hielten sie für viel zu pompös und unangemessen.[5]
Die Westfassade des Gebäudes, die Vorderseite des Gerichts gegenüber dem Kapitol, trägt den Schriftzug „Equal Justice Under Law“, während an der Rückseite der Spruch „Justice the Guardian of Liberty“ zu lesen ist.
Das Supreme Court Building beinhaltet:
Im Kellergeschoss: Wartungsanlagen, Garage, Poststelle.
Im Erdgeschoss: Informationsbüro, Geschäftsstelle, Pressestelle, Ausstellungshallen, Cafeteria, Souvenirladen und Verwaltungsbüros.
In der ersten Etage: Große Halle, Konferenzsaal, Richterbüros
In der zweiten Etage: Das Büro des Reporter der Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten, die Anwaltskanzlei und die Büros der Justizbeamten. Außerdem befinden sich die Speise- und Leseräume der Richter in dieser Etage.
In der dritten Etage: die Gerichtsbibliothek
In der vierten Etage: Turnhalle, inklusive Basketballfeld mit dem Spitznamen Highest Court in the Land[6][7]
Darüber hinaus befindet sich im Gebäude die Supreme Court Police. Diese Dienststelle ist unabhängig von der Capitol Police und wurde 1935 zum Schutz des Gebäudes und dessen Personal gegründet.
Künstlerische Ausstattung
Cass Gilberts Entwurf für das Gebäude und seine Umgebung umfasste eine große Anzahl und Vielfalt von realen und allegorischen Figuren.
Die Sockel der Fahnenmasten und die bronzenen Türen an Vorder- und Rückseite von John Donnelly.
Westgiebel – Equal Justice Under the Law von Robert Ingersoll Aitken. Diese Arbeit enthält sowohl das Porträt von Cass Gilbert, Dritter von links, als auch das Selbstporträt von Robert Ingersoll Aitken, Dritter von rechts.
Sitzende Figuren – The Authority of Law (Südseite) and The Contemplation of Justice (Nordseite) von James Earle Fraser
Große Halle – Büsten von jedem der Chief Justices der Vereinigten Staaten in Nischen zu beiden Seiten der Halle. Diese Marmorbüsten werden regelmäßig vom Kongress bewilligt. Die Büste vom Obersten Richter Rehnquist wurde als letzte Büste am äußersten Ende der Nordseite der Halle direkt links neben der Tür zum Gerichtssaal aufgestellt.
Besuch des Gerichtssaals
Alle Besucher des Gerichts müssen einen Metalldetektor durchqueren, etwaige Taschen werden durchleuchtet. Kameras sind im Gebäude grundsätzlich erlaubt, im Gerichtssaal sind jedoch alle Aufzeichnungsgeräte für Ton- und Bildaufnahmen verboten. Wenn das Gericht nicht tagt, können Besucher die Große Halle und die öffentlichen Bereiche im Erdgeschoss, einschließlich der Cafeteria und einem kleinen Kino, in dem ein Dokumentarfilm über die Geschichte des Gerichts gezeigt wird, betreten. Regelmäßig werden geführte Besichtigungen des Gerichtssaales, der sonst nicht zugänglich ist, angeboten. Hierfür gibt es einen bestimmten Bereich neben den Türen des Gerichtssaales.[8]
Wenn das Gericht tagt, ist das Gebäude nicht öffentlich zugänglich. Die Anhörungen finden von Anfang Oktober bis Ende April im Zweiwochenrhythmus statt. Montags, dienstags und mittwochs gibt es um 10:00 und 11:00 Uhr jeweils eine einstündige Anhörung. Bei Bedarf wird auch nachmittags getagt.[9] Die Sitzungstermine werden auf der Website des Gerichts veröffentlicht. Interessierte Besucher erhalten im Gerichtsbüro nummerierte Tickets, die jedoch nur als Platzhalter dienen und nicht den Zutritt garantieren. Der Gerichtssaal bietet zwar Platz für 250 Zuschauer, da in der Praxis aber häufig größere Studenten- oder Beamtengruppen teilnehmen und viele Besucher der ersten Anhörung den Saal nicht verlassen, sind die Plätze für die zweite Anhörung sehr knapp bemessen.[9] Kurz vor der ersten Anhörung teilen die Aufsichtsbeamten die Menge in zwei Reihen auf. Eine für Besucher mit Eintrittskarte, die der gesamten Anhörung beiwohnen möchten und eine Reihe für Besucher, die jeweils fünf Minuten an der Rückseite stehen dürfen. Die Besucher müssen sich erheben, wenn die Richter den Gerichtssaal betreten oder verlassen und haben sich absolut ruhig zu verhalten.[10] Schläfrige, laute oder anderweitig störende Besucher werden umgehend von Beamten in Zivil entfernt.[8]