Nachdem Hahn erste Gedichte bereits Anfang der 1970er Jahre veröffentlicht hatte, setzte sich Marcel Reich-Ranicki im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse 1981 für ihre Werke ein.[3][8] Der Lyrikband Herz über Kopf wurde zum Bestseller[9], bis 1983 erreichte er eine Auflage von 18.000 Exemplaren.[10] Die Frankfurter Allgemeine Zeitung würdigte später das „artistische Furioso im Spiel mit der literarischen Tradition“ der Schriftstellerin, während Die Zeit einen „zu offensichtlichen Gestaltungswillen“ monierte.[3][11] Als Stipendiatin der Villa Massimo arbeitete sie an ihrem zweiten Band Spielende. In den folgenden Jahren veröffentlichte Hahn Freudenfeuer sowie Unerhörte Nähe, wobei insbesondere der letztgenannte Band von den Kritikern gemischt beurteilt wurde. Hahn war auch selbst als Literaturkritikerin tätig. 1991 legte sie ihren ersten Roman Ein Mann im Haus vor, den die Kritik überwiegend ablehnte.[3]
Hahn widmete sich anschließend wieder der Lyrik und gab erst zehn Jahre später ihren zweiten Roman mit dem Titel Das verborgene Wort heraus.[12] Dieser wurde von vielen Beobachtern positiv beurteilt,[3] unter anderem attestierte die Neue Zürcher Zeitung der Autorin ein „großes erzählerisches Talent“.[13] Im Gegensatz dazu kritisierte Marcel Reich-Ranicki das Werk im Literarischen Quartett, was Hahn als „Hasstirade“ und „offensichtlichen Vernichtungsversuch“ beurteilte.[14] Die Handlung des Romans dreht sich um ein Mädchen, das aus der Enge des Elternhauses in die Welt der Literatur flieht. Hier wie auch in den Fortsetzungen Aufbruch und Spiel der Zeit sind autobiografische Züge zu erkennen.[9] Mit dem 2017 erschienenen Buch Wir werden erwartet wurde der Romanzyklus abgeschlossen.[15]
Hahn ist seit 1987 Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg und des PEN-Zentrums Deutschland. Sie unterzeichnete den sogenannten „Appell der 33“, der von der Zeitschrift EMMA nach der Bundestagswahl 2005 ins Leben gerufen wurde und einen fairen Umgang mit dem Wahlergebnis forderte.[16] Nach Hahn ist der seit 2012 alle zwei Jahre vergebene Ulla-Hahn-Autorenpreis der Stadt Monheim am Rhein benannt.[17][18][19] 2013 wurde in ihrem Elternhaus das Ulla-Hahn-Haus eröffnet, das sich der Kinder- und Jugendkultur mit Schwerpunkt der Sprach- und Leseförderung widmet.[20]
Gesammelte Gedichte. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2013, ISBN 978-3-421-04220-0 (mit einem Vorwort von Ulla Hahn und einem Nachwort von Dorothea von Törne).
stille trommeln. Neue Gedichte aus zwanzig Jahren. Penguin, München 2021, ISBN 978-3-328-60147-0.
Prosa
Literatur in der Aktion. Zur Entwicklung operativer Literaturformen in der Bundesrepublik (= Athenaion-Literaturwissenschaft. Band 9). Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden 1978, ISBN 3-7997-0689-5 (zugleich Dissertation an der Universität Hamburg, Fachbereich Sprachwissenschaft 1978, unter dem Titel: Entwicklungstendenzen in der westdeutschen demokratischen und sozialistischen Literatur der sechziger Jahre).
Ulla Hahn (Hrsg.): Stechäpfel – Gedichte von Frauen aus drei Jahrtausenden. Reclam, Stuttgart 1995, ISBN 3-15-058841-3.
Ulla Hahn (Hrsg.): Gedichte fürs Gedächtnis – Zum Inwendig-Lernen und Auswendig-Sagen. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1999, ISBN 3-421-05147-X (mit einem Nachwort Klaus von Dohnanyi).
Ulla Hahn (Hrsg.): Johann Wolfgang von Goethe. Liebesgedichte. Reclam, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-15-010809-3 (mehrteiliges Werk).
Ulla Hahn (Hrsg.): Heinrich Heine. Liebesgedichte. Reclam, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-15-010749-2.
Stadtbibliothek Köln (Hrsg.): Ulla Hahn »…wie die Steine am Rhein«. Über Geborgenheit, Heimat und Sprache. Ausgewählt, zusammengestellt und bearbeitet von Gabriele Ewenz (lik Band 6), 2021.
Literatur
Susanne Baackmann: Erklär mir Liebe. Weibliche Schreibweisen von Liebe in der Gegenwartsliteratur. Argument, Hamburg/München 1995, ISBN 3-88619-237-7 (Sonderband N.F., AS 237).
Boris Hoge: Deutsche Täter, russische Opfer und Strategien der Verunklärung in Ulla Hahns „Unscharfe Bilder“. In: Boris Hoge: Schreiben über Russland. Die Konstruktion von Raum, Geschichte und kultureller Identität in deutschen Erzähltexten seit 1989. Winter, Heidelberg 2012, ISBN 978-3-8253-6133-4, S. 174–208.
Stefan Neuhaus (Hrsg.): Mit Haut und Haar. Die Lyrik und Poetik Ulla Hahns (= Dynamiken der Vermittlung. Koblenzer Studien zur Germanistik. Band 7). Tectum, Baden-Baden 2023, ISBN 978-3-8288-4799-6.
Waltraud Nottbohm: Religiöse Bildwelten: Eine interpretationsphilosophische Untersuchung zur Lyrik Ulla Hahns. LIT Verlag, Berlin/Münster 2010, ISBN 978-3-643-10335-2. Zugleich Dissertation Universität Hildesheim, 2009.
Hahn, Ulla. In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 443.
Vertonungen
Kunstkopf: Schön und unnütz. Lieder zu zeitgenössischer Lyrik. Aulos-Schallplattenverlag, Viersen-Dülken 1987, AUL 53599. Das Album des Herdecker Trios Heidrun Reymann (Gesang), Siegfried Hiltmann (Saxophon, Flöte, Klarinette) und Ulrich Heimann (Gitarre) enthält unter anderem Sonnenwind aus Freudenfeuer (Stuttgart 1985), Bildlich gesprochen, Vorm Abschied und Angstlied aus Herz über Kopf (Stuttgart 1981).
↑Lothar Schröder: Die Chronistin des Rheinlands. In: Rheinische Post. 15. Oktober 2014.
↑ abcdefUlla Hahn in Internationales Biographisches Archiv 21/2008 vom 20. Mai 2008, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
↑Publiziert als: Ulla Hahn: Literatur in der Aktion : zur Entwicklung operativer Literaturformen in d. Bundesrepublik. Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion, Wiesbaden 1978.
↑Emmanuel van Stein: Mao-Sprüche wie aus dem Kirchenkalender. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 11. Oktober 2014.
↑Hannes Schwenger: Mao, Marx und Marihuana. Ulla Hahn schreibt mit „Spiel der Zeit“ ihr autobiografisches Bildungsepos fort. In: Der Tagesspiegel. 21. September 2014, S.28.
↑Bundespräsident: Von Dohnanyi hätte zugesagt. Altbürgermeister lobt Kanzlerin Merkel. In: Die Welt. 30. Dezember 2014, S.26.
↑Autorenportrait – Ulla Hahn. Radio Bremen, im Webarchiv, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. April 2015; abgerufen am 9. Dezember 2017.
↑Cicero Rednerpreis. Verlag für die Deutsche Wirtschaft, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Juli 2011; abgerufen am 10. Januar 2015.
↑Ingrid Bachér und Ulla Hahn. Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Oktober 2018; abgerufen am 10. Januar 2015.