Die Gründung des Dorfes Schöndamerau[3] (nach 1820: Groß Schöndamerau) erfolgte 1391, als von dem Obersten Spittler und Komtur von Elbing Walpot von Bassenheim für die Schulzen Stanislaus und Mathes die Handfeste ausgestellt wurde.[4] Im 17. Jahrhundert nahm die wirtschaftliche Entwicklung keinen günstigen Verlauf, die Vermögensstände der Einwohner wurden auch 1787 nur als "mittelmäßig" eingestuft. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts machte sich im Dorf ein lebhafter wirtschaftlicher Aufschwung bemerkbar, gefördert durch die 1891 gegründete Spar- und Darlehnskasse (Raiffeisen).
Im Jahre 1910 zählte Groß Schöndamerau 616 Einwohner.[6] Ihre Zahl vergrößerte sich, als am 30. September 1928 die Gutsbezirke Frenzken (polnischFręcki, nicht mehr existent) und Klein Schöndamerau (polnisch Trelkówko) eingemeindet wurden.[5] Im Jahre 1933 belief sich die Einwohnerzahl auf 746, im Jahre 1939 auf 655.[7]
Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Allenstein, zu dem Groß Schöndamerau gehörte, am 11. Juli 1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zu Deutschland) oder den Anschluss an Polen ab. In Groß Schöndamerau stimmten 427 Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfielen keine Stimmen.[8]
Als 1945 in Kriegsfolge das gesamte südliche Ostpreußen an Polen überstellt wurde, war auch Groß Schöndamerau davon betroffen. Das Dorf erhielt die polnische Namensform „Trelkowo“ und ist heute Sitz eines Schulzenamtes (polnisch Sołectwo) im Verbund der Gmina Szczytno (Landgemeinde Ortelsburg) im Powiat Szczycieński (Kreis Ortelsburg), bis 1998 der Woiwodschaft Olsztyn, seither der Woiwodschaft Ermland-Masuren zugehörig. 2011 zählte die Ortschaft Trelkowo 411 Einwohner.[1]
Amtsbezirk Schöndamerau (1874–1945)
Den Amtsbezirk Schöndamerau bildeten ursprünglich 13 Dörfer. Am Ende waren es noch zehn:[5]
Am 1. Januar 1945 bildeten den Amtsbezirk Schöndamerau noch die Orte Alt Keykuth, Eichthal, Groß Schöndamerau, Kaspersguth, Kobbelhals, Leinau, Neu Keykuth, Neuvölklingen, Rohmanen und Ulrichssee.
Kirche
Kirchengebäude
Die in der Handfeste von 1391 in Schöndamerau genannte Kirche war ein Holzbau[9]. Er brannte in der Mitte des 18. Jahrhunderts ab.[4] Im Jahre 1757 entstand die Kirche in ihrer jetzigen Gestalt. Es handelt sich um einen schlichten Feldsteinbau mit massivem zweistöckigen Turm.[9][10]
Aus der Gründungszeit der Kirche stammt der Kanzelaltar.[9] 1866 erhielt das Gotteshaus eine Orgel, und das Geläut der Kirche bestand aus drei Glocken. Zur Ausstattung gehört ein neugotisches Taufbecken, außerdem zwei Gedenktafeln mit Namen von Soldaten der Napoleonkriege und des Ersten Weltkrieges.
Zwei alte Schnitzwerke aus dem 15. Jahrhundert wurden dem Ortelsburger Heimatmuseum (polnischMuzeum Mazurskie w Szczytnie) übergeben.[11][12]
Kirchengemeinde
Schon in vorreformatorischer Zeit war Schöndamerau ein Kirchdorf.
Nach 1945 übernahm die Römisch-katholische Kirche das bisher evangelische Gotteshaus in Trelkowo. Gehörten die katholischen Dorfeinwohner vor 1945 zur Pfarrei in Ortelsburg, so konnte sich jetzt dank der Neuansiedlung zahlreicher Menschen besonders aus dem Osten Polen – fast ausnahmslos katholischer Konfession – in Trelkowo eine eigene Pfarrei bilden. Die Pfarrei und die Kirche tragen nun den Namen des Maximilian Kolbe und gehören zum Dekanat Szczytno im Erzbistum Ermland.
Baptistenkapelle
In den Jahren 1928 bis 1929 errichteten Baptisten in Groß Schöndamerau eine Kapelle. In den Jahren 1954 bis 1988 war sie an die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten verpachtet. Heute befindet sie sich in Privateigentum.
↑Michael Rademacher: Ortsbuch, Landkreis Ortelsburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 10. Mai 2023.
↑Herbert Marzian, Csaba Kenez: Selbstbestimmung für Ostdeutschland. Eine Dokumentation zum 50. Jahrestag der ost- und westpreussischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920. Herausgeber: Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 95
↑ abcWalther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2 Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen 1968, S. 130, Abb. 611