The New School ist eine 1919 als New School for Social Research gegründete Universität in New York City. Die Universität besteht aus acht Fakultäten bzw. Schools; ihr Campus liegt im Greenwich Village in Manhattan. Sie zählt heute gemeinhin zu den prestigeträchtigsten Forschungseinrichtungen in den Sozialwissenschaften.
Die New School steht in der Tradition der Verbindung von progressivem amerikanischem Gedankengut mit kritischer europäischer Philosophie und zählt zu den amerikanischen Hochschuleinrichtungen, die am stärksten von Emigranten geprägt wurden.[4]
Ab 1997 trug sie den Namen New School University, seit 2005 trägt sie den heutigen Namen. Gleichzeitig ging der ursprüngliche Name auf die Fakultät für Politik- und Sozialwissenschaft über.
Exiluniversität
Von Beginn an hatte die Universität enge Beziehungen zu Europa. Ihre Gründer formten sie in Anlehnung an die deutsche Volkshochschule. 1933 wurde innerhalb der Universität eine University in Exile[6] etabliert, an der über 180 emigrierte europäische Wissenschaftler Arbeit fanden. Ira Hirschmann wurde Vorstandsvorsitzender und bemühte sich erfolgreich viele führende Intellektuelle aus Europa zu holen.[7] Nach der Niederlage Frankreichs im Juni 1940 kam eine Reihe angesehener französischer Sozialwissenschaftler hinzu, wie etwa der AnthropologeClaude Lévi-Strauss, der Sprachwissenschaftler Roman Jakobson und der Politikwissenschaftler Henri Bonnet. Aus dieser Tradition entstand später die Pariser Elitehochschule École des hautes études en sciences sociales (EHESS), mit welcher auch noch heute enge Beziehungen bestehen.
In Anerkennung der Verdienste, die sich die New School nach 1933 durch die Aufnahme der ins Exil gezwungenen Wissenschaftler erworben hat, finanziert die Bundesrepublik Deutschland seit 1962 eine nach Theodor Heuss benannte Gastprofessur[8][9], die jeweils für ein Jahr an einen prominenten Philosophen, Psychologen, Historiker, Soziologen, Ethnologen oder Wirtschaftswissenschaftler aus dem deutschsprachigen Raum vergeben wird. Bisherige Inhaber (Auswahl):
Zum gegenwärtigen Lehrkörper gehören bedeutende Sozialkritikerinnen wie Nancy Fraser. Ende 2022 führten Studierende und Beschäftigte der New School einen 25 Tage währenden Streik durch, der die Rückbesinnung auf die Gründungsprinzipien der gemeinschaftlichen Selbstorganisation und soziale Gerechtigkeit forderte. Die Streikenden setzen die Lehre durch ein selbstorganisiertes Alternativprogramm fort.[36] Die Universitätsleitung drohte Beteiligten mit der Zurückhaltung von Lohnzahlungen und Beiträgen zur Krankenversicherung. In Folge des Streiks forderten Hochschulangehörige wie Trebor Scholz die Umwandlung zur genossenschaftlichen Universität nach internationalen Vorbildern.[37][38]
Zahlen zu den Studierenden, den Dozenten und zum Vermögen
Im Herbst 2020 waren 9.047 Studierende an der New School eingeschrieben.[2] Davon strebten 6.399 (70,7 %) ihren ersten Studienabschluss an, sie waren also undergraduates.[2] Von diesen waren 75 % weiblich und 25 % männlich; 11 % bezeichneten sich als asiatisch, 5 % als schwarz/afroamerikanisch, 12 % als Hispanic/Latino und 33 % als weiß; weitere 30 % kamen aus dem Ausland.[2] 2.648 (29,3 %) arbeiteten auf einen weiteren Abschluss hin, sie waren graduates.[2] Es lehrten 2.040 Dozenten an der Universität, davon 406 in Vollzeit und 1.634 in Teilzeit.[2] 2008 waren es 2.088 Dozenten gewesen, die 9.825 Studierende unterrichteten.
Der Wert des Stiftungsvermögens der Universität lag 2021 bei 482,2 Mio. US-Dollar, das waren 22,5 % mehr als der Wert von 393,5 Mio. US-Dollar, der für 2020 angegeben wurde.[3] 2009 waren es 176 Mio. US-Dollar gewesen.
Literatur
Claus-Dieter Krohn: Wissenschaft im Exil: deutsche Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler in den USA und die New School for Social Research. Campus Verlag, Frankfurt [u. a.] 1987.
Peter M. Rutkoff, William B. Scott: New School: a history of the New School for Social Research. Free Press, New York 1986.
Peter M. Rutkoff, William B. Scott: Die Schaffung der „Universität im Exil“. In: Ilja Srubar (Hrsg.): Exil, Wissenschaft, Identität. Die Emigration deutscher Sozialwissenschaftler 1933–1945. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1988, S. 106–141 (gekürzte, überarbeitete und übersetzte Fassung des 5. Kapitels von New School: a history of the New School for Social Research.)
Daniel Bessner: New School for Social Research. In: Dan Diner (Hrsg.): Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur (EJGK). Band 4: Ly–Po. Metzler, Stuttgart/Weimar 2013, ISBN 978-3-476-02504-3, S. 354–358.
Gerhard Probst: Hochschulen als Wirkungsstätten von Exilanten. In: John M. Spalek (Hrsg.): Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Band 2, Teil 1, de Gruyter/Saur, Berlin/New York 1989, ISBN 978-3-317-01159-4, S. 1446–1469.
↑ abcdefgCollege Navigator – The New School. In: Integrated Postsecondary Education Data System > College Navigator > The New School. National Center for Education Statistics (NCES), U.S. Department of Education, Institute of Education Sciences IES, 2020, abgerufen am 6. Juni 2022 (englisch).
↑ abHistoric Endowment Study Data. In: NACUBO-TIAA Study of Endowments. National Association of College and University Business Officers NACUBO®, 2021, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. März 2022; abgerufen am 5. Dezember 2021 (englisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nacubo.org
↑Gerhard Probst: Hochschulen als Wirkungsstätten von Exilanten. In: John M. Spalek, Joseph Strelka (Hrsg.): Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933 (= Studien zur deutschen Exilliteratur). Band2, Teil 1. Francke, Bern 1989, ISBN 3-317-01159-9, S.1446–1469.
↑P. Gostmann und T. Meyer, Formal Aspects of ,The Nature of Politics and Society'. An Analysis of the ,University in Exile', 1933–45. S. 89–114 in: Roczniki Nauk Społecznych 40/4, 2012.
↑David Morrison: Heroes, Antiheroes and the Holocaust – American Jewry and Historical Choice. Milah Press 1995, ISBN 0-9646886-0-3, S. 78.