Thailändische Adelstitel zeigen die Position einer Person innerhalb der thailändischen Gesellschaft.
In der Anwesenheit des Königs hat jedweder Titel zwar keinerlei Bedeutung, allerdings entstand im Laufe der Zeit eine fein abgestufte soziale Organisation, so dass sich die tief verwurzelte Gewohnheit der Furcht und Gehorsamkeit zu einer Ehrfurcht vor jeglicher Form der Autorität entwickelt hat. Dieses spiegelt sich noch heute in der thailändischen Sprache wider, in der es je nach sozialer Gruppe, mit der kommuniziert wird, fünf verschiedene Stufen gibt.
Da die königliche Familie äußerst weitläufig ist – es soll über 130 Seitenzweige geben – gibt es selbst unter den Thailändern viele, die die komplexen Abstufungen nicht überblicken. Ein bestimmter Adelstitel kann nicht nur einfach vor oder hinter dem Namen positioniert werden, er kann auch so aufgeteilt werden, dass sich der Name irgendwo in der Mitte befindet. Der König hat das Recht, jeden Titel jedem beliebigen Untertanen zu verleihen, ohne auf Regeln Rücksicht nehmen zu müssen.
Das System der thailändischen Adelstitel kann die feinen Abstufungen der Ränge innerhalb des Königshauses genau darstellen. Da es viel komplexer ist als die Systeme in europäischen Ländern, ist es oft schwierig, eine angemessene Übersetzung in europäischen Sprachen zu finden. Seit der Regierungszeit von König Mongkut (Rama IV.) gibt es Bestrebungen, korrekte englische Worte für thailändische Titel zu finden. Diese können jedoch nicht die feinen Nuancen der Beziehung der betreffenden Person zum König wiedergeben.
Neben den (in der Regel ererbten) Adelstiteln für Mitglieder der Königsfamilie gab es von der Neuordnung der Verwaltung durch König Borommatrailokanat im 15. Jahrhundert bis zum Ende der absoluten Monarchie 1932 auch nicht erbliche feudale Titel für hochrangige Beamte und Militärs (ขุนนาง – Khun-Nang), die mit der Vergabe eines Ehrennamens durch den König verbunden waren und in der Regel mit einer bestimmten Position in der zivilen oder militärischen Hierarchie einhergingen.
Die Namen der thailändischen Könige sind gewöhnlich sehr lang und können verschiedene Formen haben. Grundsätzlich gilt, dass der Name des Königs länger sein muss als der Name irgendeines Untertanen im Reich. Es können zwei Titel für einen König benutzt werden:
Das Konzept einer Königin wurde zuerst von König Chulalongkorn (Rama V.) eingeführt. Alle Titel einer Königin enthalten das Wort Rachini. Der verwendete Titel hängt vom Status der jeweiligen Königin ab.
Königinnen in der Ayutthaya-Periode trugen Somdet Phra zusätzlich zu ihrem Namen als Titel, beispielsweise Somdet Phra Si Suriyothai (สมเด็จพระศรีสุริโยทัย).
Nebenfrauen eines Königs, die keine königliche Abstammung vorweisen konnten, erhielten bis zur Zeit von Rama V. (Chulalongkorn) Ende des 19. Jahrhunderts den Titel Chao Chom (เจ้าจอม). Hatten sie dem König ein Kind geboren, wurde ihr Titel zu Chao Chom Manda (เจ้าจอมมารดา) erweitert.
Die Nachkommenschaft des Herrschers wird insgesamt Luk Luang (ลูกหลวง – Königliche Kinder) genannt, die folgende Generation Lan Luang (หลานหลวง – Königliche Enkel). Kommunikation mit dieser Gruppe bedarf einer speziellen Sprache, die allerdings nicht so kunstvoll ist, als spräche man mit einem König.
Es gibt – etwas vereinfacht dargestellt – drei verschiedene Stufen, die weiter unterteilt werden:[1]
Weit entfernte Nachkommen eines Königs werden nicht mehr als Mitglieder der Königsfamilie angesehen, sind aber dennoch keine gewöhnlichen „Bürgerlichen“. Sie dürfen ihrem Namen bestimmte Zusätze hinzufügen, die darstellen, dass sie ihre Abstammung auf einen König zurückführen. Dieses Konzept hat in europäischen Monarchien keine Entsprechung, die dazugehörigen Titel lassen sich demnach kaum in europäische Sprachen übersetzen.[2]
Die Kinder und weitere Nachkommen von männlichen Mom Luang tragen keinen Titel mehr. Sie dürfen allerdings ihrem Namen den Zusatz „na Ayutthaya“ (ณ อยุธยา) hinzufügen.
Die folgenden Titel wurden von König Borommatrailokanat (Trailok) im „Gesetz der Zivilen und Militärischen Hierarchie“ und im „Gesetz der Provinziellen Hierarchie“ im Jahre 1454 festgelegt. Unterteilt nach Rang, Pflichten und Privilegien wurde hier die gesamte Bevölkerung erfasst, wobei bei den Beamten zivile und militärische Ämter unterschieden wurden. Der Titel Somdet Chao Phraya wurde erst nach der Zeit von König Trailok eingeführt.
Diese Titel (thailändisch บรรดาศักดิ์, bandasak) wurden nur an Männer verliehen und konnten nicht vererbt werden. Der den jeweiligen Rang anzeigende Titel ging stets mit der Vergabe eines Ehrennamens (thailändisch ราชทินนาม, ratchathinnanam) einher, der dann anstelle des bürgerlichen Namens getragen wurde, zum Beispiel „Phraya [Rang] Kosathibodi [Ehrenname]“. Die Ehrennamen waren nicht in jedem Fall einmalig, sondern oft mit dem jeweils ausgefüllten Amt verbunden. Nach dem Tod oder der Beförderung des vormaligen Namensträgers konnte derselbe Ehrenname erneut vergeben werden. Zur Unterscheidung wird in Geschichtsbüchern daher oft der bürgerliche Name in Klammern hinter den Titel und Ehrennamen gesetzt, zum Beispiel „Phraya Kosathibodi (Lek)“ und „Phraya Kosathibodi (Pan)“. Mit dem Ende der absoluten Monarchie 1932 wurden die Titel nicht mehr vergeben und die bisherigen Träger verloren de jure jegliche Privilegien. Im Mai 1942 wurden die Titel per Dekret der Regierung von Plaek Phibunsongkhram (zuvor Luang Phibunsongkhram) ganz abgeschafft. Einige Träger (wie etwa Phibunsongkhram selbst) behielten aber ihre Ehrennamen als bürgerliche Familiennamen bei.[3]
Die folgenden Titel gab es wahrscheinlich bereits vor der Regierungszeit von König Trailok. Sie kennzeichneten in früheren Zeiten Personen hohen Ranges, bevor die bereits erwähnten Titel (Luang, Phra, Phraya, …) eingeführt wurden.
In früheren Zeiten war Thao (ท้าว) der einzige Titel, der einer nicht-adeligen Frau verliehen werden konnte. Der Titel ist heute obsolet.
Berühmte Heldinnen der thailändischen Geschichte sind Thao Suranari und Thao Thep Kasattri und Thao Sri Sunthon. Die beiden letzteren Heldinnen beschützten Phuket 1785 durch einen Trick vor einer birmanischen Invasion. Ihnen ist ein Denkmal gewidmet, welches auf halber Strecke zwischen dem Internationalen Flughafen Phuket und der Provinzhauptstadt Phuket aufgestellt wurde.
Die heutigen Titel wurden von König Chulalongkorn (Rama V.) eingeführt. König Bhumibol Adulyadej (Rama IX.) verlieh gewöhnlich am 5. Mai, dem Jahrestag seiner Krönung, verdienten Frauen einen der folgenden Titel. Sie sind die einzigen historischen Titel für Nicht-Adelige, die den Übergang zur Moderne überlebt haben, da die erwähnten Titel für Männer nicht mehr verwendet werden.