Seither findet meistens am ersten Sonntag im September eine zentrale Auftaktveranstaltung des Bundes der Vertriebenen (BdV) zum „Tag der Heimat“ in Berlin statt. In den folgenden Wochen finden zahlreiche dezentrale Veranstaltungen der Regionalverbände des BdV zum Thema Vertreibung statt.
Die Einführung eines nationalen Gedenktages, des Tages der Heimat, war geprägt durch verschiedene Debatten und ist das Ergebnis des komplexen Verhältnis zwischen Staat und den Vertriebenenorganisationen. Der Tag wurde erstmals 1950 auf Initiative der Landsmannschaften und Vertriebenenverbände in Westdeutschland begangen. Die staatliche Finanzierung ermöglichste Durchführung und Organisation zum größten Teil. Nationale politische Größen nahmen bis in die späten 1960er Jahre an den Gedenkveranstaltungen teil, um die Unterstützung der Vertriebenen zu gewinnen und für die Rückgabe ehemaliger deutscher Gebiete zu werben. Wegen des Kalten Krieges wurde der Gedenktag jedoch nicht zu einem staatlichen Feiertag erklärt, um den internationalen Ruf der Bundesrepublik nicht zu gefährden. Ursprünglich wurde der Tag Anfang August am Jahrestag des Potsdamer Abkommens begangen. Im Jahr 1955 wurde er auf den zweiten Sonntag im September verschoben, um negative Auswirkungen während eines historischen Besuchs von Bundeskanzler Konrad Adenauer in Moskau zu vermeiden.[1]
Offizieller Charakter
Der Tag der Heimat hat in der Bundesrepublik Deutschland offiziellen Charakter. Auf den zentralen Kundgebungen sprechen regelmäßig hochrangige Repräsentanten von Staat und Regierung,[2] in mehreren Bundesländern – darunter Berlin, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hamburg und Hessen – werden zum Tag der Heimat die öffentlichen Gebäude beflaggt.
Mottos (Auswahl)
1975: Auch nach 30 Jahren: Heimat – Freiheit – Menschenrecht
1977: Menschenrechte auch für die Deutschen
1978: Freies Deutschland. Freies Europa
1979: Gegen die Mauer des Schweigens – ganz Deutschland verpflichtet
2019: Menschenrechte und Verständigung – Für Frieden in Europa[3]
Grußworte von Päpsten
Zu den Tagen der Heimat des Jahres 2003 und 2006 schickten die PäpsteJohannes Paul II. und Benedikt XVI. Grußworte, in denen sie die Gewaltlosigkeit der deutschen Vertriebenen sowie ihr Eintreten für die Völkerverständigung würdigten.
Rony Margalit: Flucht und Vertreibung in der deutschen politischen Kultur und Erinnerung seit 1945. In: Schuld, Leid und Erinnerung. Deutschland gedenkt seiner Toten im Zweiten Weltkrieg. Nomos 2016, ISBN 978-3-8487-2744-5. S. 239–284
↑Rony Margalit: Flucht und Vertreibung in der deutschen politischen Kultur und Erinnerung seit 1945. In: Rony Margalit (Hrsg.): Schuld, Leid und Erinnerung. Deutschland gedenkt seiner Toten im Zweiten Weltkrieg. Nomos, Baden-Baden 2016, ISBN 978-3-8487-2744-5, S.254.