Vor der Eroberung durch die Römer siedelten hier die keltischen Icener, In römischer Zeit verlief entlang der Küste Suffolks die Festungskette des „litus saxonicum“ (Sachsenküste), die u. a. den River Deben vor Pirateneinfällen schützen sollte. Zu dieser Kette gehörte auch Walton Castle. Im 5. Jahrhundert wanderten die Angeln in die zuvor dünn besiedelte Region ein. Zu den vermutlich wichtigsten Siedlungen der angelsächsischen Zeit entwickelten sich Sudbury und Ipswich. Aus dem 7. Jahrhundert stammt das Bootsgrab von Sutton Hoo, möglicherweise das des Königs Rædwalds. In Dommoc, das meist mit dem heutigen Dunwich identifiziert wird, befanden sich ein Hauptsitz des Königreichs East Anglia und eine Diözese. Im 9. Jahrhundert kam es wiederholt zu Einfällen der Wikinger, die 869 ganz East Anglia verwüsteten.
Nach der normannischen Eroberung wurden viele Motten bzw. Burgen wie Eye Castle, Clare Castle, Denham Castle. Framlingham Castle und Walton Castle (letzteres auf den Mauern des römischen Kastells) erbaut. In der Folgezeit entwickelt sich die Wollverarbeitung, die durch die feine Wolle des Suffolk-Schafs berühmt wurde. Dunwich, dass sich bis zum 13. Jahrhundert durch den Wollhandel zu einem blühenden Hafen mit vielen Einwohnern entwickelt hatte, verlor durch Stürme und Küstenabbrüche 1286, 1287, 1328, 1347 und 1362 viele Einwohner, viele Häuser und seine Bedeutung. Dafür wurde das benachbarte Walberswick als Hafen genutzt.[2] Die Küstenerosion schreitet immer noch fort. Erst in der viktorianischen Zeit entwickelten sich neue Küstenorte wie Felixstowe und Lowestoft.
Obwohl Suffolk im Domesday Book 1086 als selbstständige Grafschaft bezeichnet wurde, wurde es bis 1575 gemeinsam mit Norfolk von einem Sheriff verwaltet. In den Rosenkriegen stand es überwiegend zum Haus York. Die Grenzen Suffolks haben sich seit dem Mittelalter kaum verändert, von Küstenabbrüchen wie zuletzt 1953 und 2013 einmal abgesehen.
Wirtschaft
Wenngleich die Wolle aus Suffolk keine Spitzenqualität erreichte, war die Ausbeute seit alten Zeiten groß. Eine frühe mechanische Anlage zum Säubern und Verdicken (fulling) von Wolltuch, das dadurch wasserdicht gemacht wurde, entstand 1287 in Hadleigh. Der Ort wurde später auch durch die Färberei mit Indigo bekannt.[3] Um 1330 ließen sich flämische Weber in Suffolk nieder. Im 14. und 15. Jahrhundert war Dunwich durch Wollverarbeitung und -handel neben London eine der reichsten Städte Englands, im 16. und 17. Jahrhundert litten diese Gewerbe zunehmend unter der holländischen Konkurrenz, die leichtere Stoffe erzeugte.[4] Daneben spielten Fischerei, die inzwischen fast verschwunden ist, und Landwirtschaft stets eine große Rolle. 1778 wurde in Leiston die Landmaschinenfabrik von Richard Garrett & Sons gegründet, die bis 1932 bestand. Im 19. Jahrhundert entstand in Ipswich die exportintensive Landmaschinenfabrik Ransomes, Sims & Jefferies, die auch Torfabbaumaschinen, Trolleybusse und zuletzt noch Rasenmäher baute; die letzte Fertigung wurde Ende des 20. Jahrhunderts geschlossen. Die Nahrungsmittelindustrie ist z. B. durch die Greene King Brewery in Bury St Edmunds und durch die Fleischverarbeitung vertreten, die Pharmaindustrie durch Sanofi in Haverhill.
In Lowestoft existieren Werftbetriebe, Offshore-Zulieferdienste und Betriebe zum Bau von Ölplattform-Komponenten und Windkraftanlagen. In Felixstowe bestehen zwei große Containerterminals; damit ist Felixstowe der größte Containerhafen Großbritanniens mit ca. 3,6 Millionen TEU im Jahr 2019.[5]