Der Hauptort liegt westlich angrenzend an die Stadt Aschaffenburg auf der linken Mainseite. Im Westen und Nordwesten Stockstadts befindet sich die Grenze zu Hessen. Der topographisch höchste Punkt der Gemeindegemarkung befindet sich mit 144 m ü. NHN(Lage)49.960199.03933 im Waldgebiet zwischen Stockstadt und Babenhausen, der niedrigste liegt an der Gersprenzmündung im Main auf 101,7 m ü. NHN(Lage)50.010279.03946.
Gemeindegliederung
Es gibt nur den Gemeindeteil und die Gemarkung Stockstadt am Main.[2][3] Nichtamtlich lässt sich Stockstadt in mehrere Siedlungsgebiete einteilen, die sukzessive erschlossen wurden.
Gemeinsam mit den Stadtteilen Leider und Nilkheim der Stadt Aschaffenburg, dem Gemeindeteil Dorndiel der Stadt Großumstadt, der Stadt Obernburg und den Gemeinden Niedernberg, Großwallstadt und Mömlingen, den Gemeindeteilen Radheim und Mosbach der Gemeinde Schaafheim sowie dem Markt Großostheim bildete die Marktgemeinde Stockstadt die historische Region Bachgau. In der Gegenwart zählen zum Bachgau nur noch die Orte Großostheim mit den Gemeindeteilen Ringheim, Pflaumheim und Wenigumstadt auf bayerischer Seite und die Gemeinde Schaafheim mit den Gemeindeteilen Mosbach und Radheim in Hessen. Stockstadt gehört nicht mehr zum Bachgau.
Name
Etymologie
Der Name Stockstadt besteht aus dem mittel- und althochdeutschen Wort stoc, germanisch stukka (Stock, Balken, Baumstumpf), indogermanisch steu (stoßen). Das Wort ist seit dem 8. Jahrhundert belegt. Im Althochdeutschen bedeutet stoc Haupttrieb einer Pflanze. Im Englischen wird es stock geschrieben, im Spätmittelhochdeutschen stoc, gekürzt aus Wurzelstock.
Das Wort stat bedeutet Stätte. Der Namenszusatz am Main unterscheidet den Ort von Stockstadt am Rhein.[4]
Frühere Schreibweisen
Frühere Schreibweisen des Ortes aus diversen historischen Karten und Urkunden:[4]
1000 „Stocestat“
1184 „Stocstat“
1259 „Stochstad“
1261 „Stostat“
1326 „Stocstad“
1387 „Stoxstad“
1401 „Stogxstad“
1408 „Stockstad“
1625 „Stockstadt“
1888 „Stockstadt am Main“
Geschichte
Im Jahr 1820 wurden in Stockstadt „interessante römische Alterthümer“ entdeckt. Mit diesen Entdeckungen und weiteren Ausgrabungen konnte für Stockstadt die Existenz eines römischen Kastells im Verlauf des Obergermanisch-Raetischen Limes spätestens für die Zeit Kaiser Trajans belegt werden.[5] Es bestand bis zum Abzug der Römer um 260 n. Chr. Der römerzeitliche Fundort Stockstadt ist vor allem bekannt für zahlreiche Steindenkmäler, die im Umfeld des Kastells entdeckt wurden. In Kastellnähe befanden sich mehrere Ziegelöfen, die von der in Stockstadt stationierten cohors III Aquitanorum betriebenen Militärziegelei zugeordnet werden.[6] Das ehemalige Kastellareal südlich der Rhein-Main-Bahn ist weitgehend mit einer Zellstofffabrik überbaut.
Bereits Mitte des 9. Jahrhunderts wurde Stockstadt am Main schriftlich erwähnt, wenn auch nur mit einigen steuerpflichtigen Bürgern. Sie waren wohnhaft in „Stocestat“, so nannte man zu dieser Zeit den Ort. Im Jahr 1024 wurde der Ort schriftlich das erste Mal genannt. Der Ort „Stoddenstat“ wurde von Kaiser Heinrich II. dem Kloster Fulda geschenkt. Dies blieb so bis ins Jahr 1309, als Stockstadt an das Erzbistum Mainz übergeben wurde. Im Mittelalter gehörten die umliegenden Wälder dem Wildbann Dreieich an, der in Stockstadt eine seiner 30 Wildhuben unterhielt.
Eine historische Quelle, datiert auf das Jahr 1527, belegt, dass der älteste Weihnachtsbaum Deutschlands aus dem Stockstädter Hübnerwald stammt[7]. In einer Akte der Kurmainzer Fürstbischöfe aus der damaligen Zeit wird „die weiennacht baum“ im Hübnerwald urkundlich erwähnt. (Kanzleischrift; 16. Jahrhundert).
Seit 1. Mai 2020 ist Rafael Herbrik (SPD) Erster Bürgermeister; dieser wurde in der Stichwahl am 29. März 2020 mit 61,0 % der gültigen Stimmen gewählt.[8] Sein Vorgänger war Peter Wolf (CSU), im Amt von Mai 2008 bis April 2020. Zuvor amtierte Lothar Schaffrath (SPD).
Das an der Hauptstraße gelegene Zollhaus diente lange Zeit dem Mainzer Erzbischof und Kurfürsten Albrecht von Brandenburg als Zollstation. Erbaut wurde es von 1514 bis 1545. (Koordinaten: 49° 58′ 52,54″ N, 9° 3′ 42,26″ O49.981269.06174)
Die 1458 erbaute St.-Anna-Kapelle stand ursprünglich an der Ecke Hauptstraße/Alter Stadtweg. Ihr Abriss erfolgte im Januar 1925 nach einem Gemeinderatsbeschluss. 2007 wurde die Kapelle nach historischem Vorbild an anderer Stelle, westlich jenseits der B 469 in Richtung Auhof, wieder errichtet und am 6. April 2008 geweiht.
Durch das Gemeindegebiet verlaufen die Bundesautobahn 3, die Bundesstraße 26, die Bundesstraße 469 und die Kreisstraße AB 16. Im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans 2030 vom März 2016 ist der vierstreifige Ausbau der B 26 im Gemeindegebiet des Marktes Stockstadt am Main in Anlage 1 Projektliste S. 89 enthalten. Über die B 469 kann der Autobahnanschluss 57 (Anschlussstelle Stockstadt) der Bundesautobahn 3 in ca. 3 km erreicht werden. Im äußersten nordwestlichen Zipfel des Gemeindegebietes befindet sich das Seligenstädter Dreieck, an dem die Bundesautobahn 45 an die Bundesautobahn 3 anschließt.
Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) wird durch die Verkehrsgemeinschaft am Bayerischen Untermain (VAB) sichergestellt. Der Stockstädter Bahnhof ist Bestandteil der Rhein-Main-Bahn, die auf der Strecke (Wiesbaden–)Mainz–Darmstadt–Aschaffenburg verkehrt. Die Gemeinde bildet die westliche Grenze der VAB, im Nachbarort Babenhausen (Hessen) beginnt der hessische Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV). Zur besseren Verbindung zwischen den Verkehrsverbünden und den Bundesländern besteht ein Übergangstarif. Alle 30 Minuten fährt ein Stadtbus der Stadtwerke Aschaffenburg (Linie 3) Bushaltestellen in Stockstadt an.
Das größte ansässige Unternehmen ist das Papier- und Zellstoffwerk des Sappi-Konzerns. Im April 2024 soll der Betrieb durch die Progroup übernommen werden.[10] Daneben gibt es zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen.
Persönlichkeiten
Franz Bopp (* 1791 in Mainz; † 1867 in Berlin), Sprachwissenschaftler und Sanskritforscher
Johann Hock, Gastwirt in Stockstadt, machte sich in den 1820er Jahren um die Sammlung römischer Altertümer verdient.
Johann Konrad Bardroff, Lehrer in Stockstadt und Stifter der am 15. Juni 1882 genehmigten Bardroff’schen Stiftung für krüppelhafte Kinder aus Aschaffenburg, Schweinheim, Leider, Mainaschaff und Stockstadt.
↑Anselm Andreas Caspar Cammerer: Das Königreich Bayern in seiner gegenwärtigen Gestalt. 8. Auflage, Kempten 1838, S. 193.
↑Ulrich Brandl und Emmi Federhofer: Ton + Technik. Römische Ziegel. Theiss, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8062-2403-0 (Schriften des Limesmuseums Aalen. Nr. 61)