1762 wurde der Kammerpage Woronzow Kammerjunker (5. Rangklasse). Allerdings zog er es vor, als Porutschik (9. Rangklasse) in das Preobraschensker Leib-Garderegiment aufgenommen zu werden. Nach dem Sturz Peters III. war Woronzow kurzzeitig verhaftet, da seine Schwester Jelisaweta die Geliebte Peters III. war.[6] Daraufhin widerstrebte ihm der Dienst in der Garde. Seinem Onkel Michael Larionowitsch Woronzow, der Kanzler Peters III. war und sein Amt verloren hatte, gelang es, dass Semjon Woronzow 1764 als Botschaftsrat nach Wien geschickt wurde. Bald darauf ließ er sich beurlauben. Bei Beginn des Russisch-Türkischen Krieges (1768–1774) trat Woronzow wieder in den Dienst und zeichnete sich 1770 in den Schlachten an der Larga (Nebenfluss des Pruth im Rajon Cantemir) und bei Cahul aus,[2] so dass er 1774 zum Brigadier (5. Rangstufe) befördert wurde. Zusammen mit P. W. Sawadowski bereitete er den Text des Friedensvertrages vor.
1783 war Woronzow bevollmächtigter Minister in Venedig und darauf ab 1785 in London.[2] Dort machte er sich schnell mit den politischen Institutionen vertraut und gewann großen Einfluss. Beim Russischen Türkenkrieg (1787–1792) trug er dazu bei, dass die britische Hilfsflotte zur Unterstützung der Türken abgerüstet wurde. 1793 erreichte er eine Erneuerung des Handelsvertrages des Vereinigten Königreiches mit dem Russischen Kaiserreich.[4] Danach irritierte er Katharina II. durch seine Unterstützung der exiliertenBourbonen, seine Kritik an der bewaffneten Neutralität Russlands und seine grundsätzliche Kritik an den Teilungen Polens. Auch kritisierte er die Ansiedlung britischer Sträflinge auf der Krim und die Einstellung von Ausländern in den russischen diplomatischen Dienst.
Nach dem Regierungsantritt Pauls I. wurde Woronzow 1796 zum Außerordentlichen und Bevollmächtigten Botschafter in London befördert im Rang eines Generals der Infanterie, obwohl er seit 1774 nicht mehr in der Armee war. 1797 erhielt er die Grafenwürde und Landgüter mit Bauern im Großfürstentum Finnland.[4] Obwohl Woronzow eigenmächtig den Flottenverband M. K. Makarows, der zur Blockierung der niederländischen Küste eingesetzt war, gegen den Rückkehrbefehl zurückhielt und die Ernennung zum Vizekanzler und Kanzler ablehnte, verlor er nicht die Gunst Pauls I.[2]
Erst als die Annäherung Pauls I. an Frankreich zu Spannungen mit dem Vereinigten Königreich führte, wurde Woronzow 1800 beurlaubt mit der Genehmigung seines Verbleibens in London. Im Folgejahr wurden Woronzows Landgüter wegen einbehaltener Staatsgelder durch Londoner Bankiers ohne Untersuchung konfisziert, was schon Monate danach durch Alexander I. wieder rückgängig gemacht wurde. Auch wurde Woronzow wieder zum Londoner Botschafter ernannt.[4]
Die schwierigen politischen Verhältnisse, Familienprobleme, der Tod seines Bruders Alexander und seine geschwächte Gesundheit veranlassten Woronzow schließlich, um seine Entlassung zu bitten, die ihm 1806 gewährt wurde. Sein Nachfolger war Pawel Alexandrowitsch Stroganow. Woronzow blieb in London und artikulierte in Briefen an Freunde und Verwandte seine Ansichten über die inneren und äußeren Ereignisse in Russland. Außer den zahlreichen Briefen zu meist historischen Themen und seinen Notizen über die russische Armee verfasste Woronzow eine Autobiografie (1796–1797) und eine Abhandlung über die innere Verwaltung Russlands (1802).[8] Ihm wurde nachgesagt, dass er nie ein Wort Englisch sprach.[9] Woronzow wurde in der Pembroke-Familiengruft in der Londoner Kirche St Mary-le-Bow bestattet.[1]
1832 teilte George Beasley seinem Bruder Michail Semjonowitsch Woronzow mit, dass er beim König die Änderung seines Namens in Woronzow beantragen wollte, was Michail Semjonowitsch 1833 ablehnte. 1835 kündigte George Beasley an, seinen Namensänderungswunsch in der Zeitung veröffentlichen zu wollen, worauf seine Schwester Jekaterina Semjonowna Pembroke die Unterbrechung der Jahresrentenzahlung veranlasste. George Beasley gab schließlich 1837 die Namensänderung auf und erhielt das Geld bis zum Tode seines Bruders Michail Semjonowitsch 1856.[10]
↑Захарова, Оксана: Жизнь и дипломатическая деятельность графа С. Р. Воронцова. Из истории российско-британских отношений. Центрполиграф, Moskau 2013, ISBN 978-5-227-04170-8, S.220–223.
↑Половинкина М.Л., Шляпникова Е.А.: Семён Романович Воронцов. In: Вопросы истории. Nr.11, 2003, S.62–83 (historystudies.org [abgerufen am 22. Oktober 2017]).