Das ursprüngliche Schloss, das als 'Novum Castrum'[1] mit Ringmauer und Burggraben angelegt wurde, geht auf eine Gründung der Grafen von Vaihingen im 13. Jahrhundert zurück.[2] 1285 wurde das Schloss von König Rudolf von Habsburg erworben und ging damit kurzzeitig in Reichsbesitz über. 1320 kam es in den Besitz von Graf Eberhard I. von Württemberg, der dadurch die Westgrenze nach Baden sichern wollte. Von der mittelalterlichen Burg, die wahrscheinlich bereits die Ausmaße der heutigen Anlage hatte, sind noch erhebliche Reste erhalten.
Unter Herzog Christoph von Württemberg wurde um 1550 mit dem Neubau des Schlosses begonnen. Als Baumeister werden Hans Hertz, Jochen Maier und 1557 auch Aberlin Tretsch genannt. Neuenbürg sollte als Residenz für Mitglieder der herzoglichen Familie dienen. So entstand im 17. Jahrhundert zweimal eine kurzlebige Nebenlinie Württemberg-Neuenbürg. Der Bau besteht bis heute aus zwei schräg aufeinander zulaufenden Hauptflügeln, die im Westen durch eine Brücke, im Osten durch eine Mauer zu einem Viereck verbunden sind.
Trotz mehrerer Anläufe – so wurde 1617 an der Südseite die Bergkuppe eingeebnet und durch den Baumeister Heinrich Schickhardt ein Lustgarten sowie eine Wasserleitung errichtet – wurde Neuenbürg niemals herzogliche Residenz. Im Jahre 1638 (Dreißigjähriger Krieg) wurden Schloss und Stadt Neuenbürg geplündert, die Menschen vertrieben und die Äcker zerstört. Der Nordflügel wurde nach einem Brand um 1650 in den Jahren 1652 bis 1659 wieder neu aufgebaut, die restlichen Gebäude renoviert. Der Südflügel hat aber noch seine ursprüngliche schlichte dreigeschossige Form eines Zweckbaus der Renaissance. Das Portal am Westtrakt, durch das man heute den Schlosshof betritt, trägt noch gut sichtbar die Jahreszahl 1658.
Schloss Neuenbürg wurde von herzoglichen Beamten bewohnt und war Sitz von Behörden und Ämtern. So zog 1726 das vorher in Bad Wildbad ansässige Forstamt ein. Ab 1940 wurden die Schlossräume als Wohnungen und Maleratelier genutzt. Ab 1967 hatte der Maler und Bildhauer Hans Ludwig Pfeiffer seine Arbeitsräume im Schloss. Bis 2004 war das Staatliche Forstamt hier untergebracht, was durch eine Verwaltungsreform vom Land Baden-Württemberg in das Kreisforstamt des Enzkreises übergegangen ist.
St. Georgskirche
Altarraum mit dem Jüngsten Gericht
Die am Schlossberg gelegene ehemalige Schlosskapelle wurde im 13. Jahrhundert errichtet und um 1340 mit Wandmalereien ausgestattet. Die Bilderzyklen geben u. a. Szenen aus dem Leben Christi, Szenen aus dem Marienleben und das Weltgericht wieder und gehören heute zu den wertvollsten in Baden-Württemberg.
Baugeschichtlich bemerkenswert ist ebenfalls das malerische Fachwerk-Geschoss des Turmes, an dem die Bautechnik des Mittelalters noch erkennbar ist. Die ursprünglich am Boden befindlichen Grabsteine wurden im Zuge der Renovierungsarbeiten an der Chorwand aufgestellt. Unter ihnen befindet sich auch die Grabplatte eines Herrn von Gültlingen von 1412 (oder 1415).
Zweigmuseum des Badischen Landesmuseums
Szene mit den Hauptdarstellern des Märchens „Das kalte Herz“ nach Wilhelm Hauff
Szene mit dem Glasmännlein
Szene mit Peter Munk, dem Köhler
Szene mit Schwarzwälder Kirschtorte
Nach umfangreichen und mehrjährigen Sanierungsarbeiten des Bauwerks wurden 2001 ein Zweigmuseum des Badischen Landesmuseums eingerichtet und eine Gastronomie eröffnet. Den ersten Teil des Museums bildet die multimediale Inszenierung des Märchens Das kalte Herz von Wilhelm Hauff. In sechs begehbaren Szenen wird die schicksalhafte Geschichte des Köhlers Peter Munk erzählt. Im zweiten Teil mit regionalgeschichtlichem Bezug, wie z. B. zur Flößerei im Nordschwarzwald finden sich bemerkenswerte Fundstücke aus der Latènezeit und des Mittelalters.
Sonderausstellungen (Auswahl)
Seit 2003 finden jährlich Wechselausstellungen zu kulturhistorischen Themen statt. Darüber hinaus gastierten in Schloss Neuenbürg u. a. der Cartoonist Peter Gaymann, der Frankfurter Fotograf Frank Kunert, der Autor und Illustrator Ingo Siegner, der Schnellzeichner und Karikaturist Daniel Stieglitz (2018), der Pionier der Mikrofotografie Manfred Kage, der Comiczeichner und Äffle und Pferdle – Illustrator Alexander Linke, der Komiker und Sprecher vom Äffle & Pferdle Markus Zipperle und Peter Krause, Synchronsprecher und bis 2019 deutsche Stimme der Disney-Figur Donald Duck.
Zur Schlossanlage gehört ein rund 7000 m² großer Schlosspark. Hier fanden 2002, 2007, 2015 und zuletzt 2022 mehrtägige Bildhauersymposien statt. Teilnehmende Künstler waren u. a.
2002 und 2007: Charlott Szukala, Kurt Tassotti, Josef Wehrle, Eckhard Bausch, Fero Freymark u. a.
Literatur
Inken Jensen: Der Schlossberg von Neuenbürg – Eine Siedlung der Frühlatènezeit im Nordschwarzwald. Materialhefte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 8. Stuttgart 1986, ISBN 3-8062-0747-X
Jacqueline Maltzahn-Redling: Der Pferdestall als Atelier-Werkstatt. Hans Ludwig Pfeiffer in Neuenbürg. In: Museum Schloss Neuenbürg. Karlsruhe 2011, ISBN 978-3-937345-51-2
Elke Osterloh: Meine Damen und Herren, Sie kommen zu spät, die Herrschaft ist verreist… – Geschichten, Inszenierungen, Exponate. In: Museum Schloss Neuenbürg. Karlsruhe 2011, ISBN 978-3-937345-51-2
Peter Rückert: Neuenbürg – Burg, Stadt und Amt im Mittelalter. In: Der Nordschwarzwald. Von der Wildnis zur Wachstumsregion. S. 74–82, Filderstadt 2001, ISBN 3-935129-01-7