Stefan Strumbel (* 17. Mai1979 in Offenburg) ist ein deutscherKünstler. In seiner Kunst bedient er sich traditioneller Motive, die mit seiner eigenen Heimat, dem Rheintal, assoziiert werden. Auf einer abstrakten Ebene setzt sich Strumbel mit den Paradigmen von „Heimat“ auseinander und hinterfragt den Begriff gleichzeitig. Stefan Strumbel lebt und arbeitet in Offenburg.
Stefan Strumbel wurde 1979 als Sohn des ehemaligen jugoslawischen Judokas Toni Strumbel (* 19. August 1941 in Ljubljana; † 11. November 2014 in Offenburg), der 1962 als Elektriker nach Deutschland ausgewandert war[1], geboren. 1993 entdeckte Strumbel seine Leidenschaft für Graffiti/Murals. Er besprühte Wände und Züge, wodurch er 1996 das erste Mal Schwierigkeiten mit der Justiz bekam und Verhandlungen wegen Sachbeschädigung führen musste. Ab 2001 entschied sich Stefan Strumbel als freischaffender Künstler zu arbeiten und wurde 2007 mit dem Stipendium der Kunststiftung Hohenkarpfen sowie mit einem Montana Stipendium ausgezeichnet.
Werk
In seinen Werken überzeichnet Stefan Strumbel Kultur- und Kultgegenstände wie Kuckucksuhren, Holzmasken aus der alemannischen Fastnacht oder Kruzifixe mit Stilelementen der Street Art und der Pop Art und stellt sie in einen neuen, teils provokanten Kontext. Beispielsweise ersetzt er signifikante Elemente der Kuckucksuhr wie Schnitzereien von ursprünglichen Heimatsymbolen durch Motiven, die mit Gewalt, Pornografie und Tod assoziiert werden. Die äußere Form der Objekte verrät auf den ersten Blick nichts von den verstörenden Inhalten – immer solide und akribische Holzschnitzereien, die mit der Lackierung in leuchtenden Farben die Anmutung einer oberflächlichen Popkultur tragen.[2][3]
Stefan Strumbel initiiert einen Wertewandel: In seiner Transformationskunst verschwinden traditionelle Wertvorstellungen, ein verklärtes Heimatempfinden und die Wirklichkeit der individuellen Herkunft hinter einer Ästhetik, die zum Sinnbild von gesellschaftlichen Statussymbolen wird. Er demaskiert die Mechanismen einer Gesellschaft, die in ihrem Streben nach Status und Konsum allgegenwärtigen Reizen der Medien erliegt. Mit seinen Objekten schafft der Künstler eine Scheinwelt, die der gesellschaftlichen Realität als Spiegel dient.
Das Konstrukt Heimat wird zur Metapher existenzieller Fragen nach der Identität: Wie definiere ich Heimat? Wie ist meine Selbstwahrnehmung? Was reflektiert mich nach außen? Wie und worüber definiere ich mich selbst?
Strumbel gestaltete 2011 den Innenraum der katholischen Kirche Maria, Hilfe der Christen des Ortes Goldscheuer.
Nach anfänglicher Skepsis an moderner Kunst in der Dorfkirche, stand die Gemeinde gänzlich hinter ihm.[4]
Auf einer Empore über dem Eingang thront eine sechs Meter große Madonna in Hanauer Tracht mit dem Jesuskind. Über den Kerzen der Fürbitte bieten Comic-Sprechblasen Freiraum für die Gebete und Wünsche der Gläubigen. Sie ist die erste Graffiti-Kirche Deutschlands.[5]
Weinende Maria
2011 gestaltete Stefan Strumbel gemeinsam mit der Jugendorganisation Jugend gegen AIDS eine Marienstatue, die durch Gefällt Mir Angaben auf der Facebook-Seite live Tränen weinte. Die Tränen wurden symbolisch über das Leid vergossen, das mit der strikten Kondom-Politik der katholischen Kirche einhergeht.[6] Die Aktion verbreitete sich schnell in den sozialen Netzwerken und war eine der ersten ihrer Art.[7]
Anlässlich des 300. Stadtjubiläums von Karlsruhe schuf Strumbel im Auftrag des Hauses Baden eine Bronzeplastik, die einen Polsterstuhl zeigt, der anstatt auf Beinen auf einem Baumstumpf ruht. Auf dem Stuhl, der beim Schloss steht, kann jeder Platz nehmen und es dem Gründer von Karlsruhe Karl III. Wilhelm (Baden-Durlach) gleichtun und seinen Träumen nachhängen.[9] Dies wird auch noch durch eine Comic-Denkblase auf der Rückseite des Stuhls symbolisiert. Durch Scannen eins QR-Codes am Denkmal können Smartphone-Nutzer Wissenswertes zu Karl Wilhelm, der Stadtgründung und zum Künstler erfahren.[10]
Tannenzapfen
2016 stellt er vor der Rothausbrauerei in Grafenhausen zwei 15 m hohe Tannenzapfen mit Kettengliedern aus Stahl auf, der Name des Kunstwerks ist „Verstehen ist ein Gefühl von Heimat“. Dieses 6 Tonnen schwere Kunstwerk, auf genau 1000 m Höhe, stellt die Gewichte einer Kuckucksuhr dar, die die Region Schwarzwald symbolisieren sollen. Die zwei Tannenzapfen sind die größten der Welt und das derzeit größte Kunstwerk Stefan Srumbels. Die Skulptur mit rostiger (brauner) Oberfläche ist begehbar, sie soll nach Wunsch des Künstlers angefasst, durchquert und erlebt und nicht nur betrachtet werden. Das Werk entspräche seinem neuen Stil, der nicht mehr grell und provozierend sei, sondern sich auf den Inhalt konzentriere, so Strumbel in einem Interview mit der Deutschen Presse Agentur.[11][12]
Ausstellungen
Einzelausstellungen
2003: Street inc, Halle 02, Heidelberg
2006: deineheimat, Vail, Colorado (US)
2006: Skulpturenprojekt strumbel trees, Franz Volk Park, Offenburg
2006: deineheimat, Kunstverein, Offenburg
2009: Stefan Strumbel - Heimat, ufoArtgallery, Hong Kong (HK)
2009: One Man Show, Galerie Springmann, Freiburg
2010: Stefan Strumbel, Circleculture Gallery, Berlin[14]