Die Schleifenblumen sind einjährige bis ausdauernde krautige Pflanzen oder Zwergsträucher. Sie sind kahl oder besitzen unverzweigte Haare. Ihre Laubblätter sind oft etwas fleischig.
Die zwittrigen Blüten sind vierzählig. Die Kelchblätter sind fast aufrecht. Von den vier weißen, rosafarbenen oder violetten, verkehrt-eiförmigen Kronblättern sind die beiden von der Blütenstandsachse abgewandten oft deutlich vergrößert. Es sind sechs Staubblätter vorhanden. Die Staubbeutel sind länglich bis eiförmig. Der Griffel ist etwa so lang wie der Fruchtknoten.
Die Schötchen sind eiförmig, rundlich oder verkehrt-herzförmig und am oberen Ende meist ausgerandet; die Fruchtklappen sind gekielt oder geflügelt. Pro Frucht werden zwei meist geflügelte Samen gebildet.
Systematik und Verbreitung
Taxonomie
Die Gattung Iberis wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus 2, Seite 648 aufgestellt. Typusart ist Iberis semperflorensL.[1] Synonyme für IberisL. sind ArabisAdans. non L., BiauriculaBubani, MetathlaspiE.H.L.Krause.[2]
Etymologie
Der von Linné gewählte Gattungsname Iberis leitet sich vom lateinischen hiberis für eine als giftig angesehene, der Kresse ähnliche Pflanzensippe ab[3] und wurde aus der älteren Literatur übernommen. Dort wurde er aber nicht immer im heutigen Sinne benutzt und beispielsweise auch für Arten der Gattung Kressen (Lepidium) verwendet. Die älteste Quelle soll die Erwähnung durch Galen sein, der damit eine heilkräftige Pflanzenart aus Spanien („Iberien“) bezeichnete. Ob bereits Dioscurides über Iberis schrieb, ist umstritten. Möglicherweise wurde das entsprechende Kapitel von einem späteren Kopisten eingefügt.
Äußere Systematik
Die Gattung der Schleifenblumen (Iberis) wird meist zusammen mit der Gattung Bauernsenf (Teesdalia) in die Tribus Iberideae gestellt.[2] Die Verwandtschaft mit morphologisch ähnlichen Gattungen wie Kressen (Lepidium), Hellerkräutern (Thlaspi) oder Hirtentäschel (Capsella) wird durch molekularbiologische Untersuchungen nicht eindeutig gestützt. Diese sprechen eher für eine gemeinsame Abstammung mit den Gattungen Heliophila, Chamira und Löffelkräuter (Cochlearia).[4]
Arten und ihre Verbreitung
Die Gattung Iberis ist in Südeuropa, Nordafrika, in Vorder- und Zentralasien verbreitet. Wegen ihrer Beliebtheit als Sommerblumen oder Steingartenpflanzen werden einige Arten auch außerhalb ihrer natürlichen Verbreitungsgebiete kultiviert und können in warmgemäßigten Klimazonen gelegentlich verwildern.
Je nach Bearbeiter sind 25 und 40 Arten in der Gattung Iberis enthalten:[5][2][6][7]
Bittere Schleifenblume (Iberis amaraL., Syn.: Iberis affinisJord., Iberis apricorumGiraudias, Iberis arvaticaJord., Iberis bicolorRchb., Iberis bicorymbiferaGren. & Godr., Iberis ciliata subsp. vinetorum(Pau) Mateo & M.B.Crespo, Iberis contracta subsp. vinetorum(Pau) M.B.Crespo & Mateo, Iberis crenataLam., Iberis decipiensJord., Iberis forestieriJord., Iberis linifolia var. vinetorum(Pau) O.Bolòs & Vigo, Iberis liviensisSennen, Iberis lusitanicaFisch., C.A.Mey. & Avé-Lall., Iberis martiniTimb.-Lagr., Iberis montolivensisTimb.-Lagr., Iberis panduriformisPourr., Iberis pinetorumPau, Iberis sabaudaPuget, Iberis serotinaSennen, Iberis vinetorumPau):[2] Sie kommt in Spanien, Frankreich, Belgien, Deutschland, Großbritannien, Italien und in der Schweiz vor. Sie ist in vielen Gebieten der Welt ein Neophyt.[7]
Iberis atlantica(Litard. & Maire) Greuter & Burdet:[2] Sie kommt in Marokko und in Algerien vor.[6]
Iberis aurosicaChaix subsp. aurosica:[2] Dieser Endemit kommt nur in den Südwestalpen vor.[7]
Iberis aurosica subsp. nana(All.) Moreno[2] (Syn.: Iberis candolleanaJord., Iberis epirotaHalácsy, Iberis nanaAll.): Sie kommt im südöstlichen Frankreich, im nordwestlichen Italien und im nordwestlichen Griechenland vor.[7]
Iberis halophilaVural & H.Duman: Sie wurde 2012 aus der Türkei erstbeschrieben.[7]
Mittlere Schleifenblume (Iberis linifoliaL., Syn: Iberis intermediaGuers.): Sie kommt in drei bis sechs Unterarten in Spanien, Frankreich, in der Schweiz, in Deutschland und im früheren Jugoslawien vor. Darunter:
Fieder-Schleifenblume (Iberis pinnataL.): Sie kommt ursprünglich in Spanien, Frankreich, Italien, auf den Balearen, im früheren Jugoslawien und auf der Krim vor. Früher kam sie auch in der Schweiz vor. In Deutschland, Tschechien, Österreich, Belgien und Rumänien kommt sie eingeschleppt vor.[7]
Iberis saxatilis subsp. cinerea(Poir.) Font Quer (Syn.: Iberis cinereaPoir., Iberis latealataPorta & Rigo, Iberis saxatilis var. cinerea(Poir.) Pau, Iberis subvelutinaDC., Iberis sampaioanaFranco & P.Silva): Sie kommt nur vom zentralen bis südlichen Spanien vor.[7]
Iberis saxatilis subsp. magnesianaOskay: Sie kommt in der Türkei vor.[7]
Iberis saxatilis subsp. pseudosaxatilis(Emb. ex Maire) Moreno & M.Velasco[7]
Iberis saxatilisL. subsp. saxatilis (Syn.: Iberis garrexianaScop., Iberis saxatilis var. malacitanaPau, Iberis saxatilis subsp. valentinaMateo & Figuerola, Iberis vermiculataWilld., Iberis zanardiniiVis.): Sie kommt von Spanien über Frankreich, Italien bis zur Schweiz, und ehemaligen Jugoslawien, Bulgarien, Rumänien, bis Griechenland und auf der Krim vor.[7]
Doldige Schleifenblume oder Dolden-Schleifenblume (Iberis umbellataL.): Sie kommt ursprünglich in Frankreich, Italien, Albanien und im früheren Jugoslawien vor.[7]
Ökologie
Der überwiegend in Südeuropa heimische Karstweißling legt seine Eier in der Schleifenblume ab.[9]
Quellen
Literatur
Saiyad Masudal Hasan Jafri: Flora of West Pakistan, Volume 55: Brassicacae. Stewart Herbarium, Rawalpindi 1973: Iberis bei Tropicos.org. In: Flora of Pakistan. Missouri Botanical Garden, St. Louis
A. R. P. Da Silva, J. A. Franco: Iberis L. In: T. G. Tutin, N. A. Burges, A. O. Chater, J. R. Edmondson, V. H. Heywood, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. 2., überarbeitete Auflage. Volume 1: Psilotaceae to Platanaceae. Cambridge University Press, Cambridge / New York / Melbourne 1993, ISBN 0-521-41007-X, S.390–393 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Kit Tan: Iberis L. In: Arne Strid, Kit Tan (Hrsg.): Flora Hellenica. Volume Two (Nymphaeaceae to Platanaceae). A.R.G. Gantner, Ruggell 2002, ISBN 3-904144-92-8, S.265–268.
R. Franzen: Iberis L. In: Arne Strid (Hrsg.): Mountain Flora of Greece. Volume One. Volume 1. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1986, ISBN 0-521-25737-9, S.331–334 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Ian C. Hedge: Iberis L. In: Peter Hadland Davis (Hrsg.): Flora of Turkey and the East Aegean Islands. Vol. 1 (Pteridophyta to Polygalaceae). Edinburgh University Press, Edinburgh 1965, ISBN 0-85224-159-3, S.309–312 (englisch, Nachdruck 1997).
K. B. Datta: Chromosome studies in Iberis L. with a view to find out the mechanism of speciation of the genus. In: Cytologia. Band 39, Nr. 3, 1974, S. 543–551, doi:10.1508/cytologia.39.543. (PDF-Datei).
M. Moreno Sanz: Iberis L. In: Santiago Castroviejo, Carlos Aedo, C. Gómez Campo, Manuel Laínz, Pedro Montserrat, Ramón Morales, Félix Muñoz Garmendia, Gonzalo Nieto Feliner, Enrique Rico, S. Talavera, L. Villar (Hrsg.): Flora Ibérica. Plantas vasculares de la Península Ibérica e Islas Baleares. Vol. IV. Cruciferae–Monotropaceae. Real Jardín Botánico, C.S.I.C., Madrid 1993, ISBN 84-00-07385-1, S.271–293 (floraiberica.es [PDF]).
J. Reichling, K. H. Horz: Iberis. In: Rudolf Hänsel, Konstantin Keller, Horst Rimpler (Hrsg.): Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Band 5: Drogen E–O. 5. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 1993, ISBN 3-540-52638-2, S. 501–506.
Einzelnachweise
↑Iberis bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 29. September 2020.
↑
Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, S. 302.
↑
Ihsan A. Al-Shehbaz, M. A. Beilstein, E. A. Kellogg: Systematics and phylogeny of the Brassicaceae (Cruciferae): an overview. In: Plant Systematics and Evolution. Band 259, Nr. 2–4, 2006, S. 89–120, doi:10.1007/s00606-006-0415-z.
↑
Jaakko Jalas, Juha Suominen: Atlas florae europaeae. Band 10 Cruciferae (Sisymbrium to Aubrieta). Helsinki 1994, ISBN 951-9108-09-2. Iberis auf S. 168–182.
↑ ab
David Aeschimann, Konrad Lauber, Daniel Martin Moser, Jean-Paul Theurillat: Flora alpina. Band 1 und 2. Bern, Stuttgart, Wien Haupt-Verlag, 2004, ISBN 3-258-06600-0.