Der Satz von Banach-Steinhaus ist eines der fundamentalen Ergebnisse der Funktionalanalysis, einem der Teilgebiete der Mathematik. In der Literatur werden häufig drei verschiedene, aber miteinander verwandte Sätze als Satz von Banach-Steinhaus bezeichnet. Die abstrakteste Fassung ist auch als Prinzip der gleichmäßigen Beschränktheit bekannt, welches seinerseits aus dem Satz von Osgood folgt. Die beiden anderen Fassungen sind Folgerungen aus diesem. Ebenso wie der Satz über die offene Abbildung beruhen diese Sätze auf dem berühmten Kategoriensatz von Baire. Zusammen mit dem Satz von Hahn-Banach gelten all diese Sätze als Eckpfeiler des Gebiets.
Hugo Steinhaus und Stefan Banach veröffentlichten den Satz 1927. Er wurde jedoch unabhängig davon auch von Hans Hahn bewiesen. Er findet sich aber schon im Wesentlichen 1912 bei Eduard Helly.[1]
Satz von Banach-Steinhaus
Seien und Banachräume und mit eine Folge stetiger linearer Operatoren.
Dann gilt:
konvergiert punktweise gegen einen stetigen linearen Operator genau dann, wenn die beiden nachstehenden Bedingungen erfüllt sind:
- Die Operatornormenfolge ist eine beschränkte Folge innerhalb der reellen Zahlen.
- Es existiert in eine dichte Teilmenge , so dass für jedes die Folge innerhalb konvergiert.
Satz von Banach-Steinhaus (Variante)
Sei ein Banachraum, ein normierter Raum und mit eine Folge stetiger linearer Operatoren.
Dann gilt:
Falls punktweise konvergiert, so definiert einen stetigen linearen Operator und es gilt
Prinzip der gleichmäßigen Beschränktheit
Sei ein Banachraum, ein normierter Vektorraum und eine Familie stetiger, linearer Operatoren von nach .
Dann folgt aus der punktweisen Beschränktheit
- für alle
die gleichmäßige Beschränktheit
Beweis des Prinzips der gleichmäßigen Beschränktheit
Setze für . Diese Mengen sind offensichtlich abgeschlossen und nach Annahme gilt . Als Banach-Raum ist vollständig metrisierbar und damit ein Baire-Raum (siehe den Baire’schen Kategoriensatz), somit darf es nicht sein, dass alle mager sind. Es existiert also ein , so dass nicht mager ist. Wegen Abgeschlossenheit heißt dies, ist irgendwo dicht. Das heißt, es gibt ein und ein , so dass .
Für jedes und mit gilt nun
- .
Folglich für alle , sodass eine gleichmäßige Schranke für die Menge ist.
Anmerkungen
- Punktweise Konvergenz von Operatoren wird in Abgrenzung zur schwachen Konvergenz auch als starke Konvergenz bezeichnet und sollte nicht mit der noch stärkeren Normkonvergenz verwechselt werden.
- Für das Prinzip der gleichmäßigen Beschränktheit ist die Vollständigkeit von eine wesentliche Voraussetzung und die Aussage ist ohne die Vollständigkeit im Allgemeinen falsch. Ein Gegenbeispiel sieht man auf , dem Vektorraum der abbrechenden Folgen (z. B. mit ℓ1-Norm). Hierauf definiert man die linearen Operatoren . Die Familie erfüllt auf diesem zwar die punktweise Beschränktheit, allerdings gilt und somit
- Falls man wie in der Hauptfassung lediglich punktweise Konvergenz auf einer dichten Teilmenge voraussetzt, muss die Beschränktheit der Folge der Operatornormen zusätzlich vorausgesetzt werden.
- Am einfachsten folgt obige Hauptfassung mit Hilfe der Variante und diese wiederum aus dem Prinzip der gleichmäßigen Beschränktheit.
Folgerungen
- Jede schwach konvergente Folge eines normierten Vektorraums ist beschränkt.
- Eine bilineare Abbildung auf Banachräumen ist stetig genau dann wenn die Abbildungen für alle und für alle stetig sind.
Verallgemeinerungen
Für lineare Operatoren auf tonnelierten Räumen
Die allgemeine Form des Satzes gilt für tonnelierte Räume:
Ist ein tonnelierter Raum, ein lokalkonvexer Raum, so gilt: Jede Familie punktweise beschränkter, stetiger, linearer Operatoren von nach ist gleichgradig stetig (sogar gleichmäßig gleichgradig stetig).
Die tonnelierten Räume sind gerade diejenigen lokalkonvexen Räume, in denen der Satz von Banach-Steinhaus gilt.
Für stetige reellwertige Funktionen auf vollständigen metrischen Räumen
Bei Hirzebruch-Scharlau findet man die folgende sehr allgemeine Version des Beschränktheitprinzips im Kontext der vollständigen metrische Räume:[2]
Gegeben sei ein vollständiger metrischer Raum und weiter eine Familie von stetigen reellwertigen Funktionen
- ,
welche punktweise gleichmäßig nach oben beschränkt sei:
- .
Dann gibt es in eine nicht-leere offene Teilmenge derart, dass die Familie der auf eingeschränkten Funktionen sogar gleichmäßig nach oben beschränkt ist, also der Bedingung
-
genügt.
Für stetige reellwertige Funktionen auf topologischen Räumen
Es existiert darüber hinaus eine sehr weit reichende Verallgemeinerung für stetige reellwertige Funktionen auf beliebigen topologischen Räumen. Diese ist Inhalt des Satzes von Osgood in der Funktionalanalysis.
Literatur
- Stefan Banach, Hugo Steinhaus. "Sur le principle de la condensation de singularités (PDF; 568 kB). Fundamenta Mathematicae, 9 50-61, 1927.
- Harro Heuser: Funktionalanalysis. Theorie und Anwendung (= Mathematische Leitfäden). 3., durchgesehene Auflage. Teubner Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-519-22206-X.
- Friedrich Hirzebruch, Winfried Scharlau: Einführung in die Funktionalanalysis (= B. I.-Hochschultaschenbücher. Band 296). Bibliographisches Institut, Mannheim [u. a.] 1971, ISBN 3-411-00296-4 (MR0463864).
- Ronald Larsen: Functional Analysis. An Introduction (= Pure and Applied Mathematics. Band 15). Marcel Dekker, New York 1973, ISBN 0-8247-6042-5 (MR0461069).
- Kōsaku Yosida: Functional Analysis (= Grundlehren der mathematischen Wissenschaften. Band 123). 6. Auflage. Springer Verlag, Berlin / Heidelberg / New York 1980, ISBN 3-540-10210-8, Abschnitt II.1 The uniform boundedness theorem and the resonance theorem, S. 68 f.
Einzelnachweise
- ↑ Harry Hochstadt: Eduard Helly, father of the Hahn-Banach theorem. In: The Mathematical Intelligencer, Band 2, 1980, Nr. 3, S. 123–125
- ↑ Hirzebruch, Scharlau: Einführung in die Funktionalanalysis. 1971, S. 22