Der SV Sparta Lichtenberg ist ein deutscher Sportverein aus dem BerlinerBezirk Lichtenberg. Heimstätte des Vereins ist der Sportplatz Fischerstraße, der 1.000 Zuschauern Platz bietet.
Der SV Sparta Lichtenberg wurde am 30. Juni 1911 als SC Sparta 1911 Lichtenberg durch den 17-jährigen Wilhelm Wendt als ältestem seiner Mannschaft und elf weiteren Mitgliedern gegründet.[2] 1913 trat Wendt auch als Schriftführer und später als Vorsitzender des SC Lichtenberg 1912 in Erscheinung, ein Verein des Arbeitersports, der in der ebenso 1912 gegründeten Märkischen Spiel-Vereinigung (MSV) aktiv war und in der 2. Klasse spielte. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs ruhte der Spielbetrieb von Juli bis November 1914. Für den SC Lichtenberg annoncierte im Rasensport Wendts Vater Gustav, dass nach der Fusion mit einem anderen Verein gesucht werde. Danach trat der Verein nicht mehr in Erscheinung. In der Saison 1914/15 der MSV wurde ohne Punkt- und Tabellenwertung weiter Fußball gespielt. Ab der Spielzeit 1915/16 wurde der SC Sparta 1911 Berlin bei der MSV gelistet.
Anfang August 1915 wird Wilhelm Wendt im Rasensport wieder beim SC Sparta 1911 Lichtenberg als Vorsitzender erwähnt und nebst Spielaufforderungen erneut ein Zusammenschluss mit einem Sport-, Hockey- oder Fußballverein gesucht. Ende September 1915 wurde Sparta dem Verband Brandenburgischer Ballspielvereine (VBB) in der 2. Klasse des Bezirks Oberspree, Neukölln, Lichtenberg zugeteilt. Zuvor bestritt man unregelmäßig Partien gegen andere Mannschaften. Zum Jahresende 1915 wird Wendt zum Kriegsdienst einberufen. Nachdem Sparta Berlin dem Verein mit 50 Spielern beigetreten war, wurde man im Oktober 1916 als SC Sparta 1911 Berlin in den VBB aufgenommen. Im Mai 1918 endete der Spielbetrieb.
1918–1945 Arbeitersport und NS-Zeit
Mit der Wiederaufnahme des allgemeinen Fußballbetriebs in Berlin wurde Sparta im August 1918 dem Ostkreis des VBB zugeordnet. Darauf schlossen sich im Februar und April 1919 viele Spieler erneut dem Verein an, die zuvor bereits in der MSV aktiv waren. Es folgte ein kurzzeitiger Zusammenschluss mit dem SV Wacker 05, nach dessen Lösung Sparta den VBB verließ.[3][4] Nach einem Zusammenschluss mit dem Lichtenberger FC 1914 wechselte man als Arbeiterverein 1920 unter dem Namen SC Sparta 1911 Lichtenberg wieder zur Märkischen Spiel-Vereinigung und nahm an den Meisterschaften des ATSB teil. 1924 fanden weitere Vereinigungen mit den Berliner Sportfreunden und mit Fichte Ost zur Sptvg. Sparta 1911 Lichtenberg statt. In einer Sport-Beilage des Vorwärts wurde für den Straßenlauf „Rund um Friedrichshain“ am 28. September 1924 geworben, bei dem es eine Jugend- und eine Männerstaffel gab sowie ein Werbefußballspiel auf dem Sportplatz Kynaststraße.[5] Nach dem Ausschluss aus dem ATSB gründete man 1928 mit weiten Teilen des regionalen Verbands, der Märkischen Spiel-Vereinigung, die KPD-nahe Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit (Rotsport). Hier nahm der Verein wieder den alten Namen SC Sparta 1911 Lichtenberg an. Von 1927 bis 1931 wurde Sparta fünfmal Meister des MSV-Ostkreises. In der 1931 erstmals ausgetragenen Reichsmeisterschaft des Rotsports erreichte Sparta nach 2:0-Sieg über Horst Heßler Gelsenkirchen das Finale. Gegen den DSV 1910 unterlagen die Berliner jedoch mit 2:3. Zuvor hatte man 1931 die MSV-Meisterschaft und anschließend nach einem 3:1-Sieg bei Hansa Rastenburg aus Ostpreußen und gegen den SV Weser 08 Bremen auswärts mit einem 3:3 und zu Hause mit einem 3:1 die Norddeutsche Meisterschaft des Rotsports gewonnen. In dem Mehrspartenverein Sparta waren seinerzeit mehrere bekannte Antifaschisten aktiv, darunter Werner Seelenbinder, Felix Tucholla, Hans Zoschke und Erwin Nöldner.
Mit dem beginnenden Nationalsozialismus wurde Sparta am 14. Juli 1933 zwangsaufgelöst und das Vereinsvermögen beschlagnahmt. Daraufhin gründeten die Arbeitersportler zur Tarnung den neuen Verein SC Empor Lichtenberg.[6][7] Empor startete zunächst in der 2. Kreisklasse von Groß-Berlin im Ostkreis (Staffel D) und konnte sich im Laufe der Jahre bis in die Bezirksklasse hochspielen. Trotz des Krieges sollte am 29. Juni 1941 ein Jubiläumsspiel zum 30. Jahr des Bestehens zwischen Empor Lichtenberg und Union Oberschöneweide, dem Gaumeister von 1940, stattfinden. Das Spiel wurde allerdings wegen einer kurzfristig angesetzten Begegnung von Union im Tschammerpokal abgesagt, weshalb Empor ersatzweise gegen den Spandauer SV spielte und 3:5 verlor. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich 110 Mitglieder des Vereins im Kriegsdienst bei der Wehrmacht, darunter die gesamte Erste Mannschaft von 1939.[8] Im Jahr 1943 bildete man mit dem Lichtenberger Ballspiel Club 09 eine Kriegsspielgemeinschaft, deren letzte bekannte Ansetzung gegen den SC Olymp auf den 1. Oktober 1944 datiert.
1945–1990 BSG im DDR-Sport
Nach Kriegsende wurde der Verein als SG Lichtenberg-Süd neu gegründet. Lichtenberg-Süd nahm an der Berliner Meisterschaft 1945/46 teil. Diese war zugleich die Qualifikationsrunde zur Berliner Stadtliga, die jedoch deutlich verpasst wurde. Ab 1949 gab es mehrere Namensänderungen, zunächst in SG Sparta Lichtenberg, dann in ZSG bzw. BSG Sparta-Siemens Lichtenberg sowie ab November 1950 zurück in SG Sparta Lichtenberg. Nach der Verstaatlichung des TrägerbetriebesSiemens-Plania agierte Sparta kurzzeitig als selbstständige Sportgemeinschaft, trat aber später wieder unter dem Namen BSG Sparta Berlin sowie BSG Sparta Lichtenberg an. Als Trägerbetrieb fungierte der nun verstaatlichte VEB Elektrokohle Lichtenberg. 1973 stieg der Berliner Rundfunk in die BSG ein. Zwischen 1953 und 1976 spielte diese durchgängig in den Niederungen des Berliner Fußballs, ehe der Aufstieg in die drittklassige Bezirksliga Berlin gelang. Höhepunkte in dieser Zeit waren der Gewinn des FDGB-Kreispokals 1970 und des FDGB-Bezirkspokals 1977, wodurch sich Sparta nach 23 Jahren wieder für den DDR-weiten FDGB-Pokal qualifizierte, jedoch gegen Dynamo Fürstenwalde in der 1. Runde ausschied. 1985 stieg man erneut in die Bezirksklasse ab, konnte aber 1988 in die Drittklassigkeit zurückkehren. Mit Herbert Wolff stellte Sparta den letzten Geschäftsführer des Fußball-Verbands Berlin von Ost-Berlin.[9]
Ab 1990 Berliner Amateurfußball
Nach der Wende wurde die BSG in den Verein SV Sparta Lichtenberg umgewandelt und konnte sich 1991 nicht für die Gesamtberliner Landesliga qualifizieren. Stattdessen wurde Sparta bis in die 8. Liga durchgereicht. Nach drei Aufstiegen in sechs Jahren konnte 2001 jedoch Berlins höchste Spielklasse wieder erreicht werden. Fünf Spielzeiten agierte man daraufhin in der Verbandsliga Berlin und stieg 2006 ab. Nach mehreren Jahren in der Landesliga stieg der Verein 2013 als Meister abermals in die Berlin-Liga auf, 2015 jedoch wieder ab. Besondere Ereignisse in diesem Jahr waren ein Freundschaftsspiel gegen Hansa Rostock vor ca. 1000 Zuschauern und anlässlich der „Ehrenrunde des WM-Pokals“ ein Konzert des Vereinsmitglieds und Ü32-Spielers Paul Kalkbrenner auf dem Sportplatz Fischerstraße mit 4000 Besuchern.[10][11] Nach zwei Spielzeiten gelang 2017 die Rückkehr in die Berlin-Liga, die im ersten Jahr mit dem 4. Platz beendet wurde. Im darauffolgenden Jahr beendete Sparta die Saison als Vizemeister der Berlin-Liga, nachdem man sich über lange Zeit ein enges Rennen um den Titel mit Tasmania Berlin geliefert hatte. Die folgenden zwei Saisons, die wegen der COVID-19-Pandemie jeweils abgebrochen wurden, schloss man ebenso auf dem 2. Platz ab. Nachdem Sparta in der Saison 2021/22 lange um den Titel mitspielte und insgesamt fünfzehn Mal Tabellenführer war, verlor das Team im letzten Drittel der Saison den Anschluss und schloss auf Platz 3 ab. Passend zum 111. Gründungsjahr des Vereins schoss die Mannschaft in dieser Saison 111 Tore. Anlässlich des Jubiläums gab es im Museum Lichtenberg außerdem eine mehrmonatige Ausstellung zur Vereinsgeschichte.[12] Die Saison 2022/23 startete furios, denn Sparta blieb in den ersten zehn Spielen ohne Punktverlust und konnte zudem den Berlin-Ligarekord von TeBe II einstellen, indem man in den ersten sechs Spielen kein Gegentor kassiert hatte.[13] Am Saisonende gelang Sparta einen Spieltag vor Schluss der Gewinn der Berliner Meisterschaft und der Aufstieg in die Oberliga Nordost. Im Berliner Landespokal 2022/23 gelang Sparta durch Siege über die höherklassigen Vereine Eintracht Mahlsdorf, Berliner AK, CFC Hertha 06 und BFC Dynamo erstmals der Einzug in das Finale, bei dem man dem OberligistenTuS Makkabi mit 1:3 n. V. im Mommsenstadion unterlag.[14]
Spielorte
Sparta Lichtenberg trägt seine Heimspiele auf dem Sportplatz Fischerstraße (Lage) aus. Seit 2007 ist der Verein auf dem Gelände beheimatet, das zuvor der Berliner Stadtreinigung gehörte.[15][16] Darauf befinden sich ein Naturrasen- und ein Kunstrasenplatz. Unweit des Geländes, am Standort des heutigen Blockparks, befand sich in der Vergangenheit bereits der Sportplatz Lückstraße (Lage). Dieser wurde bis in die 1940er Jahre unter anderem von Borussia Friedrichsfelde genutzt.
In den ersten Jahren nach der Gründung nutzte Sparta zunächst hauptsächlich den Sportplatz Wagnerstraße (Lage) an der heutigen Fanningerstraße, nahe dem Oskar-Ziethen-Krankenhaus.
1924 erfolgte der Wechsel zum Sportplatz Hauffstraße (Lage) in der Victoriastadt, der bis heute zu den Trainings- und Spielorten des Vereins gehört.
Im Jahr 1931 folgte der Umzug zum Sportplatz Oberweg (Lage) an der heutigen Harnackstraße, der nunmehr als Sportplatz „Arvid Harnack“ vom TSV Lichtenberg genutzt wird. Mit einem „Solidaritätsspiel“ gegen Teutonia 09, das 6:3 gewonnen wurde, verabschiedete man sich von der Hauffstraße.[17] Am Oberweg spielte man – auch als SC Empor Lichtenberg – bis 1944 und zog anschließend wieder auf die andere Seite des Bahndamms an die Hauffstraße. Nach dem Krieg blieb Sparta in der Victoriastadt und wich für Spiele mit größerem Zuschauerandrang ins Hans-Zoschke-Stadion des Bezirksrivalen Lichtenberg 47 aus.[18]
1966 erfolgte schließlich der Umzug zum Sportplatz Kynaststraße (Lage), unweit des Bahnhofs Ostkreuz und an der Rummelsburger Bucht gelegen, wo Sparta für die nächsten 41 Jahre bis 2007 beheimatet war.[19][20] Dieser Platz wurde 1924 von der Freien Turnerschaft Lichtenberg als Ersatz für den Sportplatz Hirschberger Straße (Lage) angelegt, der Anfang der 1920er Jahre dem Hauptwerk der Knorr Bremse GmbH weichen musste. Vor 1966 war hier insbesondere Berolina Stralau samt Vorgängervereinen zu Hause.
Namenshistorie
Jahr
Name
Besonderheit
1911
SC Sparta 1911 Lichtenberg
Gründung
1916
SC Sparta 1911 Berlin
Zusammenschluss mit Sparta 1911 Berlin
1917
SC Sparta 1911 Berlin
Zusammenschluss mit Jugendklub Borussia Lichtenberg[21]
Kriegsbedingt keine Wertungen der Spiele sowie keine Auf-/Abstiege
(3)
Als SC Sparta 1911 Berlin
(4)
Nach zwangsweiser Auflösung des SC Sparta und ersatzweiser Gründung des SC Empor Lichtenberg erfolgte die Eingliederung in den Fußballgau Berlin-Brandenburg des nationalsozialistischen Fachamtes Fußball.
(5)
Vor der Saison wurden die Mannschaften aus Ost-Berlin aus dem gesamtberliner Spielbetrieb zurückgezogen, nachdem in West-Berlin der Vertragsspieler-Status eingeführt wurde. Es wurde daraufhin die ost-berliner Landesklasse gebildet.
(6)
Übergangsrunde, da die Meisterschaft ab 1956 nach sowjetischem Vorbild an das Kalenderjahr angeglichen und deswegen die Zeit zwischen dem Saisonende 1954/55 im Sommer 1955 und dem Beginn der Saison 1956 im Frühjahr überbrückt werden sollte. Es wurden lediglich 12 Spieltage ausgetragen.
(7)
Nach der Saison 1960 kehrte der Spielbetrieb in der DDR zum Herbst/Frühling-Rhythmus zurück. Die Saison 1961/62 wurde zum Übergang als Dreifachrunde mit insgesamt 39 Spielen ausgetragen.
Norddeutscher Meister der Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit: 1931
(SV Weser 08 Bremen – SC Sparta 1911 Lichtenberg 3:3 (1:2, 3:3) n. V. am 13. Juni 1931 in Bremen, „annehmbarer Besuch“. Wiederholungsspiel SC Sparta 1911 Lichtenberg – SV Weser 08 Bremen 3:1 (1:1) am 21. Juni 1931: im Stadion Neukölln, „Tausende“ Zuschauer)
Sparta Lichtenberg. In: Hardy Grüne: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 7: Vereinslexikon. AGON-Sportverlag, Kassel 2001, ISBN 3-89784-147-9, S. 292.
Sportplatz Fischerstraße – Neue Heimat für die alten Arbeiter. In: Peter Czoch, Daniel Küchenmeister, Thomas Schneider: Fußballheimat Berlin. 100 Orte der Erinnerung. Ein Stadtreiseführer. Arete Verlag, Hildesheim 2024, ISBN 978-3-96423-115-4, S. 30–31.