Rorschach liegt in der Ostschweiz am Südufer des Bodensees am südlichsten Punkt des Sees, etwa gegenüber der Mündung der Argen und südlich der deutschen Bodenseestadt Friedrichshafen.
Rorschach ist das Zentrum einer Agglomeration (etwa von Arbon bis Rheineck) mit ca. 35'000 Einwohnern. Von der Fläche her (1,78 km²) ist die Stadt selbst aber eine der kleinsten der Schweiz.
Geschichte
Die Ortsgeschichte geht bis auf die Alemannen zurück. Erstmals bezeugt findet sich das Dorf 850 in der Lagebeschreibung inter Coldahun villam et Rorscachun situm‚ 'zwischen dem Dorf Goldach und Rorschach gelegen‘.[5] Der Name ist eine Bildung aus althochdeutschrōr, 'Rohr, Schilf‘ und scahho, 'einzeln stehendes Wäldchen, Schachen‘.[6]
1597 wurde die Monatszeitung Annus Christi (auch bekannt als Historische relatio bzw. Rorschacher Monatsschrift) in Rorschach gedruckt. Es ist mutmasslich die erste Zeitung weltweit, die periodisch erschien und zudem wesentliche Merkmale einer Zeitung enthielt. Sie wurde nach einem Jahr – vermutlich auf Grund finanzieller Schwierigkeiten oder mangelnden Leserinteresses (150 Exemplare) – eingestellt.
Auf dem heutigen Kronenplatz stand die dem Apostel Jakob gewidmete Jakobskapelle, eine Raststätte für Pilger. Sie wurde 1833 abgebrochen; als Erinnerung daran der Jakobsbrunnen gebaut. Noch heute läutet täglich zweimal die Glocke zum Angelus.
Die «Badhütte» aus dem Jahre 1924, eine auf Betonpfeilern im Wasser stehende, dreiflügelige Badeanstalt, war bis zur nahezu vollständigen Zerstörung durch einen Brand vor Weihnachten 2024[9] das letzte verbliebene Bauwerk seiner Art am Bodenseeufer.[10] Erbaut wurde sie nach Plänen des Architekten Karl Köpplin. Die «Badhütte» brannte in der Nacht zum 23. Dezember 2024 aus bislang unbekannter Ursache ab.[11]
2009–2013 wurde im Gebiet «Neuseeland» an der Churerstrasse das Würth Haus Rorschach (Verwaltungs- und Ausbildungszentrum mit Kongresssaal sowie dem Kunstmuseum «Forum Würth») durch das Zürcher Architekturbüro Gigon/Guyer erstellt. Reinhold Würth eröffnete das Haus am 20. April 2013.
Wappen
Beschreibung: In Rot eine goldene strenggebundene Getreidegarbe von je einem silbernen gestürzten Fisch zu den Seiten begleitet. Die Fische symbolisieren die Fischerei am Bodensee, während die Korngarbe wohl im Zusammenhang mit dem historischen Kornhaus zu sehen ist.[7]
Politik
Fusionspläne
Rorschach, Rorschacherberg und Goldach prüften 2007 eine Fusion zu einer «Stadt am See» mit rund 25'000 Einwohnern, was eine der grössten Städte im Kanton St. Gallen ergeben hätte. Nachdem sich in Goldach eine Fusion wegen des niedrigeren Steuerfusses als politisch nicht durchsetzbar erwies, stand nur eine Fusion von Rorschach und Rorschacherberg zur Diskussion, welche von den Bürgern Rorschacherbergs Ende 2008 abgelehnt wurde. In Rorschach wurde die Fusion hingegen stark befürwortet, da starke Steuersenkungen resultiert hätten.[12]
Im Jahr 2014 wurde erneut eine Grundsatzabstimmung über die Fusion der drei Gemeinden zur «Stadt am See» durchgeführt. Ziel dieser Abstimmung war es, den Gemeinderäten einen Auftrag zur vertieften Prüfung zu erteilen und innerhalb von 2 Jahren eine definitive Abstimmung zur Fusion durchzuführen. Diese Grundsatzabstimmung wurde wieder, wie die vorherigen, von den Gemeinden Goldach und Rorschacherberg klar abgelehnt und von der Stadt Rorschach mit deutlicher Mehrheit angenommen.[13] Durch diesen neuerlichen Entscheid wurden weitere Massnahmen für eine Fusion sistiert und vorgesehene und teils bestehende Zusammenarbeiten durch die Stadt Rorschach beendet oder auf Eis gelegt.
Das Museum im Kornhaus am Rorschacher Hafen bezeichnet sich als Erlebnismuseum für Gross und Klein. Das Ausstellungsspektrum reicht von Urgeschichte, Stadtentwicklung, Wirtschaft, Industrie, Tierwelt am Bodensee zu Optik/Illusion, Schriften/Zeichen und Mathe-Magie.[14]
Beim jährlich stattfindenden Sandskulpturen-Festival bauen eingeladene Künstler internationaler Herkunft während einer vorgegebenen Zeit Skulpturen aus Sand zu einem Thema, das zu Beginn des Festivals bekannt gegeben wird. Am Ende des Festivals werden die besten Skulpturen vom Publikum und einer Fachjury gekürt.[15]
Das Forum Würth wurde 2013 eröffnet (siehe Geschichte).
Wirtschaft
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann auch in Rorschach die Industrialisierung. Die Aluminiumwerke AG Rorschach begründeten zusammen mit Feldmühle AG (Maschinenstickerei) und Conservenfabrik Rorschach (Roco-Konservenprodukte) den Ruf der Industriestadt.[16]
Zu den ansässigen Unternehmen zählt die Zollern-Mimtec AG, ein Teil der Zollern-Gruppe.
Die Frisco-Findus AG, ein Hersteller von Speiseeis, hatte vor der Übernahme durch Nestlé ihren Sitz in Rorschach. Die Firma galt als Pionier im Bereich Speiseeis und brachte 1960 das erste in der ganzen Schweiz erhältliche Speiseeis (in der Schweiz Glacé genannt) auf den Markt.[17] Die Speiseeis-Herstellung des Joint-Ventures Froneri ist heute in der neuen Fabrik im benachbarten Goldach konzentriert.
Die 1871 gegründete Brauerei Löwengarten wurde nach der Übernahme (2006) durch die Brauerei Schützengarten stillgelegt. An ihrer Stelle entsteht ein Wohnquartier, in das Teile der alten Brauereigebäude integriert werden. Das Löwengartenbier wird heute in St. Gallen in der Brauerei Schützengarten produziert.[18] Nach der Schliessung von Löwengarten wurde 2007 eine lokale Brauerei gegründet, diese Kornhausbräu hat sich einen Namen durch die Produktion ihrer diversen Spezialbiere gemacht.
Das Familienunternehmen Molkerei Fuchs existiert seit 1883 und verfügt damit über eine landesweite Bekanntheit. Eine kleine internationale Verbreitung erfuhr die Molkerei als Zulieferer des Airline Caterers LSG Sky Chefs/First Catering.[19]
Rorschach verfügt über keine eigene Autobahnanbindung, die nächsten Anschlussstellen befinden sich auf dem Gebiet der Gemeinden Thal und Goldach. Es sind Abklärungen für eine neue Autobahnanbindung für den Westen der Stadt im Gange. Ziel ist es, den Verkehr direkt von Rorschach und Rorschacherberg auf die Autobahn zu bringen und so die Ortskerne von Goldach und Staad zu entlasten.
Katholische Pfarrkirche Sankt Kolumban und Konstantius (1782 klassizistisch umgebaut und erweitert).[20] Fünfstimmiges Bronzegeläute mit Schlagtonfolge a0–c1–d1–e1–g1 (leicht verzogene Schlagtonlinie).
Katholische Herz-Jesu-Kirche (1897, neugotisch), meist als «Jugendkirche» bezeichnet. Ende des 19. Jahrhunderts aufgrund grosser Bevölkerungszahlen (etwa 30 % mehr als heute) erbaut. Die Schliessung wurde 2004 diskutiert: Sie erfolgte zwar bisher nicht, allerdings finden hier keine Gottesdienste mehr statt (Stand 2015).[21][22] Seit März 2015 werden Ideen für eine Umnutzung der Kirche in Form von Wohnungen und Geschäften öffentlich diskutiert.[23]
Reformierte Kirche (1904), Sakralbau mit burgähnlicher Architektur mit als Kuppel aufgesetztem Glockenturm (beherbergt mit den vier Bronzeglocken f0–a0–c1–f1 eines der schwersten und tontiefsten Geläute der Schweiz)
Bis zur vollständigen Zerstörung durch einen Brand 2024:[9] Badhütte an der Thurgauerstrasse: Seebad im Bodensee auf Betonpfählen, über eine Brücke erreichbar – der Bau wurde im Jahr 1923 durch Niedrigwasser erleichtert, das Bad wurde zur Badesaison 1924 eröffnet.[26]
Die Schwebende: Skulptur (1955) des Bildhauers Hermann Haller, nackte Frau in einer natürlich tänzerischen Pose.[27]
Der 2012 erbaute, etwa 30 Meter hohe Stadtbalkon ist mit seinem Aufzug und der Brücke ein Zugang zu dem hinter dem Hauptbahnhof gelegenen Wohnquartier und zugleich eine Aussichtsplattform.
Persönlichkeiten
In Rorschach geboren
Thomas Schenklin (1681–1734), der 44. Abt der Benediktinerabtei Einsiedeln
Johannes Huber: Pfarrkirche St. Kolumban und Konstantius in Rorschach (= Schweizerische Kunstführer GSK. Band 574/575). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Bern 1995.
Louis Specker: Rorschach im 19. Jahrhundert. Löpfe-Benz, Rorschach 1999.
↑Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 756.
↑ abErhard Nietzschmann: Die Freien auf dem Lande. Ehemalige deutsche Reichsdörfer und ihre Wappen. Melchior, Wolfenbüttel 2013, ISBN 978-3-944289-16-8, S. 66.
↑Marco Zanoli, François Walter, Laurent Auberson: Atlas historique de la Suisse – L’histoire suisse en cartes. Édition augmentée. 3. Auflage. Éditions Livreo-Alphil, Neuchâtel 2022, ISBN 978-2-88950-104-5, S.167.
↑Johannes Huber: Pfarrkirche St. Kolumban und Konstantius in Rorschach. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 574). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1995.
↑Alexander Pohle: Die Badhütte. In: 99 x Bodensee wie Sie ihn noch nicht kennen. Bruckmann Verlag GmbH, München 2014. ISBN 978-3-7654-8303-5. S. 83–84.
↑Patrick Brauns: Der Bodensee. 101 Orte usw. WBG, Darmstadt 2015, S. 154 f.