Rogers war der Sohn eines Arztes, seine Mutter war sehr an modernem Design interessiert. Wegen der jüdischen Herkunft des Vaters musste die Familie Rogers mit ihrem fünfjährigen Richard und seinem jüngeren Bruder Italien verlassen.[1] 1938 zog sie nach England. Dort wurde Richard Rogers eingeschult. Er blieb ein schlechter Schüler, da er eine Lese- und Rechtschreibschwäche hatte, die man damals noch nicht diagnostizieren konnte. Gleichwohl schloss er die Sekundarstufe 1951 ab und war den Wünschen der Eltern entsprechend einem Zahnarztstudium zugeneigt. Als er das Festival of Britain besuchte, war er von den dort temporär errichteten Bauten fasziniert. Während seines zweijährigen Militärdienstes wurde er nach Triest versetzt. Hier lernte er die Arbeiten von Ernesto Nathan Rogers (BBPR) kennen, einem der bekanntesten italienischen Architekten und Cousin seines Vaters. Rogers entschied sich daraufhin, an der Architectural Association School in London zu studieren (1954 bis 1959).
Nach dem Studium arbeitete er zunächst für das Büro Skidmore, Owings & Merrill in New York City, dann kehrte er 1963 nach England zurück. Dort gründete er mit seiner späteren Ehefrau Su Brumwell und Norman Foster mit dessen späterer Ehefrau Wendy Cheeseman, das Architekturbüro Team 4
Ab 1969 arbeitete er mit Renzo Piano an verschiedenen Projekten, die nicht verwirklicht wurden, bis sie den Wettbewerb für das Centre Pompidou gewannen, welches von 1971 bis 1977 gebaut wurde. Nach diesem Erfolg trennten sich die beiden Architekten. Das Planungsbüro Richard Rogers Partnership wurde 1977 gegründet und hat heute Niederlassungen in London, Barcelona, Madrid und Tokio. Im April 2007 erweiterte er die Teilhaberschaft an seiner Sozietät und änderte den Namen in Rogers Stirk Harbour + Partners.
Von 1998 bis 2005 war Rogers Vorsitzender der Urban Task Force, einer Arbeitsgruppe der britischen Regierung zu Fragen der Stadterneuerung.
Privates
1969 lernte er die 15 Jahre jüngere amerikanische Studentin Ruth Elias kennen, für die er seine erste Frau verließ. Die beiden heirateten 1973 und bekamen zwei weitere Söhne. Rogers war Vater von fünf Söhnen (von denen einer 2011 starb). Richard Rogers starb am 18. Dezember 2021 in London.[3]
Ein weiteres großes Projekt, welches 2018 abgeschlossen wurde, war ein neues Gebäude am Ground Zero in New York City. Richard Rogers ist der Architekt des 357 Meter hohen Three World Trade Centers (Turm 3 des neuen World Trade Center Komplexes). Ein weiterer Wolkenkratzer entstand in Seoul, der 338 Meter hohe Parc 1 Tower A. Das Design beider Gebäude ähnelt sich leicht.
Seine architektonische Formensprache ist durch einen oft demonstrativen Einsatz von High-Tech-Elementen gekennzeichnet, die Rogers häufig aus Bereichen außerhalb der Architektur wie z. B. dem Schiffs- und Automobilbau und der Computertechnologie übernahm. Damit einher geht außerdem ein hoher ökologischer Anspruch seiner Architektur. Rogers veranlasste darüber hinaus, dass das Einkommensgefälle in seiner Sozietät nicht mehr als das Sechsfache zwischen den Direktoren und den am niedrigsten bezahlten Architekten erreicht.
In einem Architekturstreit mit Prinz Charles (heute König Charles III.) warf Richard Rogers dem damaligen Thronfolger vor, er missbrauche seine konstitutionelle Rolle und mische sich in politische Prozesse ein. Im Sommer 2009 hatten die arabischen Eigner eines ehemaligen Kasernengeländes in London einen Bauantrag von Rogers zurückgezogen. Zuvor hatte Prinz Charles der Königsfamilie aus Katar nahegelegt, den modernen Entwurf für die „Chelsea Barracks“ zugunsten eines klassischeren zu überdenken. Daraufhin erklärte die mit dem Projekt betraute Baufirma, es solle gemeinsam mit der Architekturstiftung des Prinzen ein neues Design ausgewählt werden.
1991 wurde Rogers als Knight Bachelor in den Adelsstand erhoben. 1996 erhielt er als Baron Rogers of Riverside, of Chelsea in the Royal Borough of Kensington and Chelsea, die Würde eines Life Peer und damit einen Sitz im House of Lords.
„I would like to be known for buildings which are full of light, which are light in weight, which are flexible, which have low energy, which are what we call legible — you can read how the building is put together.“
Christoph Gunßer (Hrsg.): Energiesparsiedlungen. Konzepte – Techniken – Realisierte Beispiele. Callwey, München 2000, S. 159[6]
Filme
Imagine … Richard Rogers: Inside Out. Dokumentarfilm, Großbritannien 2007, 55:30 Min., Regie: James Nutt, Moderation: Alan Yentob, Produktion: BBC, Reihe: Imagine, Erstsendung: 26. Februar 2008 bei BBC One, Inhaltsangabe und Video-Ausschnitt bei der BBC.